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Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877.

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blickte, die Brust noch immer leer und stumm, hinaus in die
schweigende Unendlichkeit. Unten zog der glitzernde Strom
mit leisem Rauschen durch die Nacht; von der Stadt her
glänzten und flimmerten unzählige Lichter. Eine Grille zirpte
in meiner Nähe; von Zeit zu Zeit schoß am Himmel eine
Sternschnuppe vorüber. Die Stunden verrannen; ich merkte
es nicht. Der Mond ging unter; die Lichter erloschen allmä¬
lig, und eine fahle, trübe Dämmerung hüllte Alles ein.
Plötzlich ward ich durch einen gräßlichen Schrei aufgeschreckt,
den ich selbst ausgestoßen; das volle Bewußtsein des Geschehe¬
nen hatte mich angefallen. In wildem Schmerz eilte ich den
Abhang hinunter und der Stadt zu. Eine Stunde später fuhr
ich hinter der brausenden Locomotive durch graue Morgennebel
in's Land hinein. --

Ich bin zu Ende. Du siehst, das Verhängniß hat uns
erreicht. Leb' wohl! Leb' wohl!


blickte, die Bruſt noch immer leer und ſtumm, hinaus in die
ſchweigende Unendlichkeit. Unten zog der glitzernde Strom
mit leiſem Rauſchen durch die Nacht; von der Stadt her
glänzten und flimmerten unzählige Lichter. Eine Grille zirpte
in meiner Nähe; von Zeit zu Zeit ſchoß am Himmel eine
Sternſchnuppe vorüber. Die Stunden verrannen; ich merkte
es nicht. Der Mond ging unter; die Lichter erloſchen allmä¬
lig, und eine fahle, trübe Dämmerung hüllte Alles ein.
Plötzlich ward ich durch einen gräßlichen Schrei aufgeſchreckt,
den ich ſelbſt ausgeſtoßen; das volle Bewußtſein des Geſchehe¬
nen hatte mich angefallen. In wildem Schmerz eilte ich den
Abhang hinunter und der Stadt zu. Eine Stunde ſpäter fuhr
ich hinter der brauſenden Locomotive durch graue Morgennebel
in's Land hinein. —

Ich bin zu Ende. Du ſiehſt, das Verhängniß hat uns
erreicht. Leb' wohl! Leb' wohl!


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[124/0140] blickte, die Bruſt noch immer leer und ſtumm, hinaus in die ſchweigende Unendlichkeit. Unten zog der glitzernde Strom mit leiſem Rauſchen durch die Nacht; von der Stadt her glänzten und flimmerten unzählige Lichter. Eine Grille zirpte in meiner Nähe; von Zeit zu Zeit ſchoß am Himmel eine Sternſchnuppe vorüber. Die Stunden verrannen; ich merkte es nicht. Der Mond ging unter; die Lichter erloſchen allmä¬ lig, und eine fahle, trübe Dämmerung hüllte Alles ein. Plötzlich ward ich durch einen gräßlichen Schrei aufgeſchreckt, den ich ſelbſt ausgeſtoßen; das volle Bewußtſein des Geſchehe¬ nen hatte mich angefallen. In wildem Schmerz eilte ich den Abhang hinunter und der Stadt zu. Eine Stunde ſpäter fuhr ich hinter der brauſenden Locomotive durch graue Morgennebel in's Land hinein. — Ich bin zu Ende. Du ſiehſt, das Verhängniß hat uns erreicht. Leb' wohl! Leb' wohl!

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Zitationshilfe: Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/saar_novellen_1877/140>, abgerufen am 24.11.2024.