Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877.sich vom Belvedere herüber verirrt haben mochte. Plötzlich "Ihre Schwester ist heute noch nicht herabgekommen. -- "Wieder?" fragte sie und sah mich an. Das Wort war mir unwillkürlich entschlüpft. "Ich glaube Ein Lächeln kräuselte flüchtig ihre Lippen. "Ach ja!" "Mehr als das. Sie glauben gar nicht, wie uns Allen "Es war ja nichts von Bedeutung, Ich hatte gegen ſich vom Belvedere herüber verirrt haben mochte. Plötzlich „Ihre Schweſter iſt heute noch nicht herabgekommen. — „Wieder?“ fragte ſie und ſah mich an. Das Wort war mir unwillkürlich entſchlüpft. „Ich glaube Ein Lächeln kräuſelte flüchtig ihre Lippen. „Ach ja!“ „Mehr als das. Sie glauben gar nicht, wie uns Allen „Es war ja nichts von Bedeutung, Ich hatte gegen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0114" n="98"/> ſich vom Belvedere herüber verirrt haben mochte. Plötzlich<lb/> war es mir, als vernähme ich leichte, zögernde Tritte und das<lb/> Rauſchen eines Kleides. Ich erhob mich und ſtand Mariannen<lb/> gegenüber, die am Eingange der Laube erſchien und ihre rei¬<lb/> zende Verlegenheit bei meinem Anblick hinter dem aufgeſpannten<lb/> Sonnenſchirm zu verbergen trachtete. „Entſchuldigen Sie,“ ſagte ſie<lb/> mit unſicherer Stimme, „ich dachte — ich ſuche meine Schweſter — “</p><lb/> <p>„Ihre Schweſter iſt heute noch nicht herabgekommen. —<lb/> Aber es ſcheint, Frau Dorner, ich habe Sie wieder erſchreckt“,<lb/> fuhr ich fort, da ich ſah, daß ſie noch immer nach Faſſung rang.</p><lb/> <p>„Wieder?“ fragte ſie und ſah mich an.</p><lb/> <p>Das Wort war mir unwillkürlich entſchlüpft. „Ich glaube<lb/> wenigſtens, es ſchon einmal gethan zu haben; vorgeſtern, als<lb/> Sie unter jenem Baume ſtanden —“</p><lb/> <p>Ein Lächeln kräuſelte flüchtig ihre Lippen. „Ach ja!“<lb/> ſagte ſie leichthin. „Wie thöricht von mir, ſo plötzlich davon<lb/> zu laufen! Louiſe hatte mir ja ſchon von Ihnen geſprochen.<lb/> — Doch dafür hab' ich Sie geſtern auch erſchreckt.“</p><lb/> <p>„Mehr als das. Sie glauben gar nicht, wie uns Allen<lb/> zu Muthe war, als Sie ſo plötzlich zu Boden ſtürzten. Aber<lb/> ich ſehe, dieſer Unfall hat keine weiteren Folgen gehabt;“ und dabei<lb/> blickte ich ihr in's Antlitz, das wieder ganz friſch und roſig ausſah.</p><lb/> <p>„Es war ja nichts von Bedeutung, Ich hatte gegen<lb/> meine Gewohnheit Wein getrunken. — Auch war ich recht<lb/> ausgelaſſen,“ ſetzte ſie etwas kleinlaut hinzu.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [98/0114]
ſich vom Belvedere herüber verirrt haben mochte. Plötzlich
war es mir, als vernähme ich leichte, zögernde Tritte und das
Rauſchen eines Kleides. Ich erhob mich und ſtand Mariannen
gegenüber, die am Eingange der Laube erſchien und ihre rei¬
zende Verlegenheit bei meinem Anblick hinter dem aufgeſpannten
Sonnenſchirm zu verbergen trachtete. „Entſchuldigen Sie,“ ſagte ſie
mit unſicherer Stimme, „ich dachte — ich ſuche meine Schweſter — “
„Ihre Schweſter iſt heute noch nicht herabgekommen. —
Aber es ſcheint, Frau Dorner, ich habe Sie wieder erſchreckt“,
fuhr ich fort, da ich ſah, daß ſie noch immer nach Faſſung rang.
„Wieder?“ fragte ſie und ſah mich an.
Das Wort war mir unwillkürlich entſchlüpft. „Ich glaube
wenigſtens, es ſchon einmal gethan zu haben; vorgeſtern, als
Sie unter jenem Baume ſtanden —“
Ein Lächeln kräuſelte flüchtig ihre Lippen. „Ach ja!“
ſagte ſie leichthin. „Wie thöricht von mir, ſo plötzlich davon
zu laufen! Louiſe hatte mir ja ſchon von Ihnen geſprochen.
— Doch dafür hab' ich Sie geſtern auch erſchreckt.“
„Mehr als das. Sie glauben gar nicht, wie uns Allen
zu Muthe war, als Sie ſo plötzlich zu Boden ſtürzten. Aber
ich ſehe, dieſer Unfall hat keine weiteren Folgen gehabt;“ und dabei
blickte ich ihr in's Antlitz, das wieder ganz friſch und roſig ausſah.
„Es war ja nichts von Bedeutung, Ich hatte gegen
meine Gewohnheit Wein getrunken. — Auch war ich recht
ausgelaſſen,“ ſetzte ſie etwas kleinlaut hinzu.
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