Saar, Johann Jacob: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste. Nürnberg, 1672.Apfel- oder Birn-Baum gestalt / entstehet oft von ihm selber und ungepflantzt / und wird sehr alt / ist immer grün / hat sehr viel Blumen / und Früchte / derer etliche gantz / etliche nur halb / reiff werden; Die Rinde des Baums ist aschenfarbig / das Holtz lose oder löchericht / und das Marck darinnen braun-roth. Die Blätter / so zur Seiten / und selten eintzeln: sondern wie Büschlein zusammen sitzen / hängen an kleinen Stengeln / sind liecht-grün / dünn / glatt / und haben in die Länge eine einige Holkehle oder dicke Linie / davon an beyden Seiten viel kleine Linien abgehen. Wenn man Sie zwischen den Fingern zerreibet / riechen Sie / nicht allein so lang Sie grün seyn / sondern auch / wann Sie verdorret / gar starck. Die Frucht / so länglicht-rund / wächset nicht / wie welsche Nüsse / forn an den Spitzen: sondern hin und wieder an den Gliedern / der Zweigen. Wann die Blumen-Blätter abfallen / ist die erste und äusserste Schale oder Hülse der Frucht anfänglich grün / runtzlicht / rauh / und dick: aber wenn Sie reiff zu werden beginnet; lassen sich daran viel purpurfärbiche und goldgelbe Flecken sehen. Diese Hülse bekommt alsobalden einen Riß / und berstet hernach / wenn die Frucht reiff ist / überahl von einander / wie die Hülsen unserer welschen Nüsse thun / so bald die Nüsse reiff werden. Darunter sieht man die Foli oder Muscaden-Blume / zu erst mit einer schönen rothen / und bald darauf mit einer goldgelben Farbe: welche Blume wie ein Netz um die innerste Schale sitzt / darinn eigentlich der Kern / die Muscaden-Nuß von Uns genannt / verborgen / daß also die Muscaden-Nuß mit drey Schalen oder Hülsen überzogen / davon die öberste dick / und grün / die mittelste was dünner / goldgelb / und theurbar / die unterste aber hart und höltzern ist; Wiewohl bißweilen die mittelste Schale / da nemlich die Blume mangelt; welches geschicht / wann die Nuß / so mit der Blumen / als mit einem Netz / umgeben / sehr eilig und geschwind zunimmt / ehe die Blume ihre gebührende Dicke und Stärcke erlanget / weil dieselbe alsdann bersten und vergehen muß. Frucht Chini. Eine Frucht wächset auch sonderlich auf Banda, wie bey Uns der Flachs / die Sie Chini nennen / ist gantz grün / und wann mans zerreibet / und in Blätter von Pisan wickelt / die sehr groß / und breit / sind / (daß mans oft / sonderlich so man im freyen Felde ligen muß / an Statt der Schüsseln brauchet) und durch solche gedachtes Chini trinckt / und aus Unachtsamkeit den Rauch mit einlässet / machet sie einen Menschen mächtig lachend / und wie wann Er ohne Vernunft wäre / und Sich allerley Phantaseyen machet / sonderlich wann Er ein Wasser vor Sich sihet / daß nur ausgegossen worden ist / will Er Sich darinn niderwerfen / und schwimmen / auf der nur ein wenig nassen Erden. Aber / welches jo wohl wunderlich ist / mit einem kleinen bißlein Saltz im Mund wird es vertrieben / daß einem allerdings Wilde Pferd daselbst. wieder recht wird. Trefliche wilde Pferd sind auf der Insul / die doch zahm gemacht werden / und sich hernach so stattlich brauchen lassen / als die Persianische / derer Sich auf die dreyhundert / die Compagnia auf Batavia bedienet / und von Ihrem Volck beritten machen kann / wen Sie will. Auf gedachter Insul Banda, da Wir vor dem Castello Nassoviae, oder Wilhelmsburg / ligend geblieben / und das Schiff / die wachende Buhe / mit Muskaden-Nüssen / und Blumen / starck beladen / haben Wir den funfzehenden dito die Segel wieder fliegen lassen / unserer Ordre nach / auf der Insul Damma anzulenden. Weil Wir aber Wind / und Strom / nicht haben kunnten / musten Wir biß gegen das vierte Monat unter Segel ligen / inzwischen auf unterschiedliche Insulen / so gut Wir kunnten / anlauffen Apfel- oder Birn-Baum gestalt / entstehet oft von ihm selber und ungepflantzt / und wird sehr alt / ist immer grün / hat sehr viel Blumen / und Früchte / derer etliche gantz / etliche nur halb / reiff werden; Die Rinde des Baums ist aschenfarbig / das Holtz lose oder löchericht / und das Marck darinnen braun-roth. Die Blätter / so zur Seiten / und selten eintzeln: sondern wie Büschlein zusammen sitzen / hängen an kleinen Stengeln / sind liecht-grün / dünn / glatt / und haben in die Länge eine einige Holkehle oder dicke Linie / davon an beyden Seiten viel kleine Linien abgehen. Wenn man Sie zwischen den Fingern zerreibet / riechen Sie / nicht allein so lang Sie grün seyn / sondern auch / wann Sie verdorret / gar starck. Die Frucht / so länglicht-rund / wächset nicht / wie welsche Nüsse / forn an den Spitzen: sondern hin und wieder an den Gliedern / der Zweigen. Wann die Blumen-Blätter abfallen / ist die erste und äusserste Schale oder Hülse der Frucht anfänglich grün / runtzlicht / rauh / und dick: aber wenn Sie reiff zu werden beginnet; lassen sich daran viel purpurfärbiche und goldgelbe Flecken sehen. Diese Hülse bekommt alsobalden einen Riß / und berstet hernach / wenn die Frucht reiff ist / überahl von einander / wie die Hülsen unserer welschen Nüsse thun / so bald die Nüsse reiff werden. Darunter sieht man die Foli oder Muscaden-Blume / zu erst mit einer schönen rothen / und bald darauf mit einer goldgelben Farbe: welche Blume wie ein Netz um die innerste Schale sitzt / darinn eigentlich der Kern / die Muscaden-Nuß von Uns genannt / verborgen / daß also die Muscaden-Nuß mit drey Schalen oder Hülsen überzogen / davon die öberste dick / und grün / die mittelste was dünner / goldgelb / und theurbar / die unterste aber hart und höltzern ist; Wiewohl bißweilen die mittelste Schale / da nemlich die Blume mangelt; welches geschicht / wann die Nuß / so mit der Blumen / als mit einem Netz / umgeben / sehr eilig und geschwind zunimmt / ehe die Blume ihre gebührende Dicke und Stärcke erlanget / weil dieselbe alsdann bersten und vergehen muß. Frucht Chini. Eine Frucht wächset auch sonderlich auf Banda, wie bey Uns der Flachs / die Sie Chini nennen / ist gantz grün / und wann mans zerreibet / und in Blätter von Pisan wickelt / die sehr groß / und breit / sind / (daß mans oft / sonderlich so man im freyen Felde ligen muß / an Statt der Schüsseln brauchet) und durch solche gedachtes Chini trinckt / und aus Unachtsamkeit den Rauch mit einlässet / machet sie einen Menschen mächtig lachend / und wie wann Er ohne Vernunft wäre / und Sich allerley Phantaseyen machet / sonderlich wann Er ein Wasser vor Sich sihet / daß nur ausgegossen worden ist / will Er Sich darinn niderwerfen / und schwimmen / auf der nur ein wenig nassen Erden. Aber / welches jo wohl wunderlich ist / mit einem kleinen bißlein Saltz im Mund wird es vertrieben / daß einem allerdings Wilde Pferd daselbst. wieder recht wird. Trefliche wilde Pferd sind auf der Insul / die doch zahm gemacht werden / und sich hernach so stattlich brauchen lassen / als die Persianische / derer Sich auf die dreyhundert / die Compagnia auf Batavia bedienet / und von Ihrem Volck beritten machen kann / wen Sie will. Auf gedachter Insul Banda, da Wir vor dem Castello Nassoviæ, oder Wilhelmsburg / ligend geblieben / und das Schiff / die wachende Buhe / mit Muskaden-Nüssen / und Blumen / starck beladen / haben Wir den funfzehenden dito die Segel wieder fliegen lassen / unserer Ordre nach / auf der Insul Damma anzulenden. Weil Wir aber Wind / und Strom / nicht haben kunnten / musten Wir biß gegen das vierte Monat unter Segel ligen / inzwischen auf unterschiedliche Insulen / so gut Wir kunnten / anlauffen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p> <hi rendition="#fr"><pb facs="#f0056" n="3"/> Apfel- oder Birn-Baum gestalt / entstehet oft von ihm selber und ungepflantzt / und wird sehr alt / ist immer grün / hat sehr viel Blumen / und Früchte / derer etliche gantz / etliche nur halb / reiff werden; Die Rinde des Baums ist aschenfarbig / das Holtz lose oder löchericht / und das Marck darinnen braun-roth. Die Blätter / so zur Seiten / und selten eintzeln: sondern wie Büschlein zusammen sitzen / hängen an kleinen Stengeln / sind liecht-grün / dünn / glatt / und haben in die Länge eine einige Holkehle oder dicke Linie / davon an beyden Seiten viel kleine Linien abgehen. Wenn man Sie zwischen den Fingern zerreibet / riechen Sie / nicht allein so lang Sie grün seyn / sondern auch / wann Sie verdorret / gar starck. Die Frucht / so länglicht-rund / wächset nicht / wie welsche Nüsse / forn an den Spitzen: sondern hin und wieder an den Gliedern / der Zweigen. Wann die Blumen-Blätter abfallen / ist die erste und äusserste Schale oder Hülse der Frucht anfänglich grün / runtzlicht / rauh / und dick: aber wenn Sie reiff zu werden beginnet; lassen sich daran viel purpurfärbiche und goldgelbe Flecken sehen. Diese Hülse <choice><sic>bekommmt</sic><corr>bekommt</corr></choice> alsobalden einen Riß / und berstet hernach / wenn die Frucht reiff ist / überahl von einander / wie die Hülsen unserer welschen Nüsse thun / so bald die Nüsse reiff werden. 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Apfel- oder Birn-Baum gestalt / entstehet oft von ihm selber und ungepflantzt / und wird sehr alt / ist immer grün / hat sehr viel Blumen / und Früchte / derer etliche gantz / etliche nur halb / reiff werden; Die Rinde des Baums ist aschenfarbig / das Holtz lose oder löchericht / und das Marck darinnen braun-roth. Die Blätter / so zur Seiten / und selten eintzeln: sondern wie Büschlein zusammen sitzen / hängen an kleinen Stengeln / sind liecht-grün / dünn / glatt / und haben in die Länge eine einige Holkehle oder dicke Linie / davon an beyden Seiten viel kleine Linien abgehen. Wenn man Sie zwischen den Fingern zerreibet / riechen Sie / nicht allein so lang Sie grün seyn / sondern auch / wann Sie verdorret / gar starck. Die Frucht / so länglicht-rund / wächset nicht / wie welsche Nüsse / forn an den Spitzen: sondern hin und wieder an den Gliedern / der Zweigen. Wann die Blumen-Blätter abfallen / ist die erste und äusserste Schale oder Hülse der Frucht anfänglich grün / runtzlicht / rauh / und dick: aber wenn Sie reiff zu werden beginnet; lassen sich daran viel purpurfärbiche und goldgelbe Flecken sehen. Diese Hülse bekommt alsobalden einen Riß / und berstet hernach / wenn die Frucht reiff ist / überahl von einander / wie die Hülsen unserer welschen Nüsse thun / so bald die Nüsse reiff werden. Darunter sieht man die Foli oder Muscaden-Blume / zu erst mit einer schönen rothen / und bald darauf mit einer goldgelben Farbe: welche Blume wie ein Netz um die innerste Schale sitzt / darinn eigentlich der Kern / die Muscaden-Nuß von Uns genannt / verborgen / daß also die Muscaden-Nuß mit drey Schalen oder Hülsen überzogen / davon die öberste dick / und grün / die mittelste was dünner / goldgelb / und theurbar / die unterste aber hart und höltzern ist; Wiewohl bißweilen die mittelste Schale / da nemlich die Blume mangelt; welches geschicht / wann die Nuß / so mit der Blumen / als mit einem Netz / umgeben / sehr eilig und geschwind zunimmt / ehe die Blume ihre gebührende Dicke und Stärcke erlanget / weil dieselbe alsdann bersten und vergehen muß.
Eine Frucht wächset auch sonderlich auf Banda, wie bey Uns der Flachs / die Sie Chini nennen / ist gantz grün / und wann mans zerreibet / und in Blätter von Pisan wickelt / die sehr groß / und breit / sind / (daß mans oft / sonderlich so man im freyen Felde ligen muß / an Statt der Schüsseln brauchet) und durch solche gedachtes Chini trinckt / und aus Unachtsamkeit den Rauch mit einlässet / machet sie einen Menschen mächtig lachend / und wie wann Er ohne Vernunft wäre / und Sich allerley Phantaseyen machet / sonderlich wann Er ein Wasser vor Sich sihet / daß nur ausgegossen worden ist / will Er Sich darinn niderwerfen / und schwimmen / auf der nur ein wenig nassen Erden. Aber / welches jo wohl wunderlich ist / mit einem kleinen bißlein Saltz im Mund wird es vertrieben / daß einem allerdings wieder recht wird. Trefliche wilde Pferd sind auf der Insul / die doch zahm gemacht werden / und sich hernach so stattlich brauchen lassen / als die Persianische / derer Sich auf die dreyhundert / die Compagnia auf Batavia bedienet / und von Ihrem Volck beritten machen kann / wen Sie will.
Frucht Chini.
Wilde Pferd daselbst. Auf gedachter Insul Banda, da Wir vor dem Castello Nassoviæ, oder Wilhelmsburg / ligend geblieben / und das Schiff / die wachende Buhe / mit Muskaden-Nüssen / und Blumen / starck beladen / haben Wir den funfzehenden dito die Segel wieder fliegen lassen / unserer Ordre nach / auf der Insul Damma anzulenden. Weil Wir aber Wind / und Strom / nicht haben kunnten / musten Wir biß gegen das vierte Monat unter Segel ligen / inzwischen auf unterschiedliche Insulen / so gut Wir kunnten / anlauffen
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Zitationshilfe: | Saar, Johann Jacob: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste. Nürnberg, 1672, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/saar_kriegsdienste_1672/56>, abgerufen am 29.07.2024. |