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Saar, Johann Jacob: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste. Nürnberg, 1672.

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Dei Flotte setzet sich 7. Meil von Columbo. Den 1. Junii folgend wurd Kriegs-Raht gehalten / und beschlossen / daß Unser General mit der Flotte weggehen / und unter Columbo, an eine Vestung dazu gehörig / und sieben Meil davon gelegen / Sich setzen solte / von welcher Vestung / etliche wenig Meil / ein bequemes Ort zu landen ist / Berberi Berberi. genannt / welche Vestung die Portugäsen auch in Händen hatten / und von der ein freyer Paß auf Columbo gehet. Ich bin es Selbst dreymahl zu Fuß gegangen / und wann hoch Wasser ist / so ist es schlim zu gehen / weil man nicht anderst: als am Meer marchiren kann / und mit blossen Füssen; Denn bald hat man Sand / bald Wasser / bald Stein / und sind die Schuhe da in India gar teuhr / weil ein Paar für zwey Reichsthaler bezahlt werden müssen / und wären doch keine acht Tag.

Dem Autor gehets hart. Weil sich nun Unser Sold an Strümf / und Schuhe / allein nicht wolte wenden lassen / hat Mich die Noht wohl gelehret einen Baarfüsser zu geben / und gedachte: Ländlich / sittlich / und wo man untern Wölfen ist / muß man mit heulen; wiewohl es vielen meinen Camerades, von guten vermöglichen Eltern gebohren / also schmertzlich gefallen ist / daß Sie Sich eine Kranckheit an Hals gekümmert / oer wohl für Traurigkeit gar gestorben sind. Allein es hiese bey mir / Patience par force; Und das hab Ich noch ehe dulden können / als das Wasser trinken / und solches nicht allezeit genug; manchen gantzen so brenn-heissen Tag / wie es in India sind / wohl nicht mehr als ein halb Maß / darinnen dannoch auf ein hundert Würmer sind / die einer mit einem Tuch vor dem Mund abseyhen muß / will Er das Wasser geniessen welches vorher schon ein dreymahl auf dem Schiff verstinken muß / ehe es zum Trinken dauchet. Ich gedachte manchmahl an meines Ubel trincken auf den Schiffen. Vateers Keller / und wolte gern Wein haben Wein lassen seyn / so Ich nur eines Truncks Haus-Biers hätte können habhaft werden / und aus unserer Kuchen ein Stück guten Rind-Fleisches / da Ich so hundertmahl Mich mit einem kleinen Stücklein gesaltzenen Fleisches behelfen müssen / in der Wochen nur dreymahl noch dazu / und so gesaltzen / daß wohl fünf / oder sechs / Jahr schon im Saltz gelegen ist / und nicht viel Fleisch auf den Leib legen lässet; doch weil Ich sahe / daß anderst nicht seyn kunnte / lernete Ichs endlich leicht tragen / und da von Anfang die Holländer Mir den Namen gaben / Jung-verdorben / weil Ich so jung in Krieg kam / hiesen Sie Mich / da Ich ein Jahr im Land war / und in all Mein Glück / und Unglück / Mich zu schicken wuste / Leichthertz; welches dann bey dem gemeinen Volck / und Soldaten / in India / die Manier ist / daß Sie selten einen Der Autor verträgt Sein Creutz mit Gedult. bey Seinem rechten Namen ruffen / und so eines nach Hans Jacob Saar gefragt hätte / wurde Er Mich schwehrlicher erforschen haben können / als wann Er nach Hans Jacob Leichthertz gefragt hätte. Ich Selbst bin Jahr / und Tag / in einer Vestung gelegen / und hab nicht wissen können / wie ein jeder mit Seinem rechten Zunamen heise.

Unterdessen hab Ich etliche Brief nach Haus geschrieben / Anno 1647. 49. 52. 53. unter denen keiner / als nur der letzte / zurecht kommen / denn Ich einem Frantzosen mitgegeben / Namens Carol Rubert von Roschelle / welcher gleichwohl meinem lieben Vatter Anno 1655. über Augspurg erst zukommen ist / und weil Ich gar kein Nachricht haben kunnte / ließ Ich alles Schreiben unterwegs / biß Ich Anno 1656. durch einen Landsmann / Herrn Martin Sothauer / Seiner Kunst einen Apothecker / und allhie gewesenen

Dei Flotte setzet sich 7. Meil von Columbo. Den 1. Junii folgend wurd Kriegs-Raht gehalten / und beschlossen / daß Unser General mit der Flotte weggehen / und unter Columbo, an eine Vestung dazu gehörig / und sieben Meil davon gelegen / Sich setzen solte / von welcher Vestung / etliche wenig Meil / ein bequemes Ort zu landen ist / Berberi Berberi. genannt / welche Vestung die Portugäsen auch in Händen hatten / und von der ein freyer Paß auf Columbo gehet. Ich bin es Selbst dreymahl zu Fuß gegangen / und wann hoch Wasser ist / so ist es schlim zu gehen / weil man nicht anderst: als am Meer marchiren kann / und mit blossen Füssen; Denn bald hat man Sand / bald Wasser / bald Stein / und sind die Schuhe da in India gar teuhr / weil ein Paar für zwey Reichsthaler bezahlt werden müssen / und wären doch keine acht Tag.

Dem Autor gehets hart. Weil sich nun Unser Sold an Strümf / und Schuhe / allein nicht wolte wenden lassen / hat Mich die Noht wohl gelehret einen Baarfüsser zu geben / und gedachte: Ländlich / sittlich / und wo man untern Wölfen ist / muß man mit heulen; wiewohl es vielen meinen Camerades, von guten vermöglichen Eltern gebohren / also schmertzlich gefallen ist / daß Sie Sich eine Kranckheit an Hals gekümmert / oer wohl für Traurigkeit gar gestorben sind. Allein es hiese bey mir / Patience par force; Und das hab Ich noch ehe dulden können / als das Wasser trinken / und solches nicht allezeit genug; manchen gantzen so brenn-heissen Tag / wie es in India sind / wohl nicht mehr als ein halb Maß / darinnen dannoch auf ein hundert Würmer sind / die einer mit einem Tuch vor dem Mund abseyhen muß / will Er das Wasser geniessen welches vorher schon ein dreymahl auf dem Schiff verstinken muß / ehe es zum Trinken dauchet. Ich gedachte manchmahl an meines Ubel trincken auf den Schiffen. Vateers Keller / und wolte gern Wein haben Wein lassen seyn / so Ich nur eines Truncks Haus-Biers hätte können habhaft werden / und aus unserer Kuchen ein Stück guten Rind-Fleisches / da Ich so hundertmahl Mich mit einem kleinen Stücklein gesaltzenen Fleisches behelfen müssen / in der Wochen nur dreymahl noch dazu / und so gesaltzen / daß wohl fünf / oder sechs / Jahr schon im Saltz gelegen ist / und nicht viel Fleisch auf den Leib legen lässet; doch weil Ich sahe / daß anderst nicht seyn kunnte / lernete Ichs endlich leicht tragen / und da von Anfang die Holländer Mir den Namen gaben / Jung-verdorben / weil Ich so jung in Krieg kam / hiesen Sie Mich / da Ich ein Jahr im Land war / und in all Mein Glück / und Unglück / Mich zu schicken wuste / Leichthertz; welches dann bey dem gemeinen Volck / und Soldaten / in India / die Manier ist / daß Sie selten einen Der Autor verträgt Sein Creutz mit Gedult. bey Seinem rechten Namen ruffen / und so eines nach Hans Jacob Saar gefragt hätte / wurde Er Mich schwehrlicher erforschen haben können / als wann Er nach Hans Jacob Leichthertz gefragt hätte. Ich Selbst bin Jahr / und Tag / in einer Vestung gelegen / und hab nicht wissen können / wie ein jeder mit Seinem rechten Zunamen heise.

Unterdessen hab Ich etliche Brief nach Haus geschrieben / Anno 1647. 49. 52. 53. unter denen keiner / als nur der letzte / zurecht kommen / denn Ich einem Frantzosen mitgegeben / Namens Carol Rubert von Roschelle / welcher gleichwohl meinem lieben Vatter Anno 1655. über Augspurg erst zukommen ist / und weil Ich gar kein Nachricht haben kunnte / ließ Ich alles Schreiben unterwegs / biß Ich Anno 1656. durch einen Landsmann / Herrn Martin Sothauer / Seiner Kunst einen Apothecker / und allhie gewesenen

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[3/0136] Den 1. Junii folgend wurd Kriegs-Raht gehalten / und beschlossen / daß Unser General mit der Flotte weggehen / und unter Columbo, an eine Vestung dazu gehörig / und sieben Meil davon gelegen / Sich setzen solte / von welcher Vestung / etliche wenig Meil / ein bequemes Ort zu landen ist / Berberi genannt / welche Vestung die Portugäsen auch in Händen hatten / und von der ein freyer Paß auf Columbo gehet. Ich bin es Selbst dreymahl zu Fuß gegangen / und wann hoch Wasser ist / so ist es schlim zu gehen / weil man nicht anderst: als am Meer marchiren kann / und mit blossen Füssen; Denn bald hat man Sand / bald Wasser / bald Stein / und sind die Schuhe da in India gar teuhr / weil ein Paar für zwey Reichsthaler bezahlt werden müssen / und wären doch keine acht Tag. Dei Flotte setzet sich 7. Meil von Columbo. Berberi. Weil sich nun Unser Sold an Strümf / und Schuhe / allein nicht wolte wenden lassen / hat Mich die Noht wohl gelehret einen Baarfüsser zu geben / und gedachte: Ländlich / sittlich / und wo man untern Wölfen ist / muß man mit heulen; wiewohl es vielen meinen Camerades, von guten vermöglichen Eltern gebohren / also schmertzlich gefallen ist / daß Sie Sich eine Kranckheit an Hals gekümmert / oer wohl für Traurigkeit gar gestorben sind. Allein es hiese bey mir / Patience par force; Und das hab Ich noch ehe dulden können / als das Wasser trinken / und solches nicht allezeit genug; manchen gantzen so brenn-heissen Tag / wie es in India sind / wohl nicht mehr als ein halb Maß / darinnen dannoch auf ein hundert Würmer sind / die einer mit einem Tuch vor dem Mund abseyhen muß / will Er das Wasser geniessen welches vorher schon ein dreymahl auf dem Schiff verstinken muß / ehe es zum Trinken dauchet. Ich gedachte manchmahl an meines Vateers Keller / und wolte gern Wein haben Wein lassen seyn / so Ich nur eines Truncks Haus-Biers hätte können habhaft werden / und aus unserer Kuchen ein Stück guten Rind-Fleisches / da Ich so hundertmahl Mich mit einem kleinen Stücklein gesaltzenen Fleisches behelfen müssen / in der Wochen nur dreymahl noch dazu / und so gesaltzen / daß wohl fünf / oder sechs / Jahr schon im Saltz gelegen ist / und nicht viel Fleisch auf den Leib legen lässet; doch weil Ich sahe / daß anderst nicht seyn kunnte / lernete Ichs endlich leicht tragen / und da von Anfang die Holländer Mir den Namen gaben / Jung-verdorben / weil Ich so jung in Krieg kam / hiesen Sie Mich / da Ich ein Jahr im Land war / und in all Mein Glück / und Unglück / Mich zu schicken wuste / Leichthertz; welches dann bey dem gemeinen Volck / und Soldaten / in India / die Manier ist / daß Sie selten einen bey Seinem rechten Namen ruffen / und so eines nach Hans Jacob Saar gefragt hätte / wurde Er Mich schwehrlicher erforschen haben können / als wann Er nach Hans Jacob Leichthertz gefragt hätte. Ich Selbst bin Jahr / und Tag / in einer Vestung gelegen / und hab nicht wissen können / wie ein jeder mit Seinem rechten Zunamen heise. Dem Autor gehets hart. Ubel trincken auf den Schiffen. Der Autor verträgt Sein Creutz mit Gedult. Unterdessen hab Ich etliche Brief nach Haus geschrieben / Anno 1647. 49. 52. 53. unter denen keiner / als nur der letzte / zurecht kommen / denn Ich einem Frantzosen mitgegeben / Namens Carol Rubert von Roschelle / welcher gleichwohl meinem lieben Vatter Anno 1655. über Augspurg erst zukommen ist / und weil Ich gar kein Nachricht haben kunnte / ließ Ich alles Schreiben unterwegs / biß Ich Anno 1656. durch einen Landsmann / Herrn Martin Sothauer / Seiner Kunst einen Apothecker / und allhie gewesenen

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Zitationshilfe: Saar, Johann Jacob: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste. Nürnberg, 1672, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/saar_kriegsdienste_1672/136>, abgerufen am 24.11.2024.