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Saar, Johann Jacob: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste. Nürnberg, 1672.

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Pfeffer-Körner sind zu erst grün / aber hernach / wann sie reiff worden / schwartz. Die reiffen Körner / werden in der Sonnen gedörret / davon ihre schwartze Haut viel Runtzeln bekommt. Wenn diese Haut frisch und grün weggenommen wird / entstehet eine besondere Art Pfeffer / der weisse Pfeffer genannt: welcher schärffer / theurer / und anmuthiger / als der schwartze fällt / und von fürnehmen Leuten in Indien zum öftern an Statt des Saltzes gebraucht wird; Und nimmt man solche schwartze Haut dergestalt weg /daß man den reiffen Pfeffer in See-Wasser leget / darinn die Haut schwellet / berstet / und ihr die weissen Körner leichtlich nehmen lässet; welche man hernach in der Sonnen dörret.

Der lange Pfeffer / Pimpilim genannt / wächset sonderlich in Bengala; von dannen er auch in Europa gebracht wird. Zwischen seinen / und den vorigen Stamm / ist schier kein Unterscheid / ohne / daß der Blätter Farbe / und Gestalt / ein wenig anderst fällt. Er wächset ebenmässig bey gantzen Büschlein / und zwar an zimlich langen Stängeln / welche oft viel Feuchtigkeit bey sich haben; wenn selbige sich verliehret / werden die Körner wurmstichig. Diesen Pfeffer / der ja so sehr auf der Zungen / und im Halse / brennet / wie der runde / gebraucht man allda nicht zur Speise: sondern zur Artzney / allermeist wider den Gift; dem er auch kräfftig widerstehet / und daher theurer / denn der ander / verkaufft wird. Der Indische Pöbel pfleget mit dem Wasser / darinn ein gut Theil dieses Pfeffers gelegen / die langwierige Schwachheit des Magens glücklich zu curirn.

Alte Leut sind auf Ceilon. Alte Leut gibts darinnen / auf die neuntzig / biß hundert / Jahr / und tragen zur Praeservation immerzu vorn eine Wurtzel + eingewickelt / daran Sie stetig kieffen / zuvor / so Ihnen ein wenig übel ist. Einsmahls hab Ich einen gefragt / wie Er also alt worden wäre / und doch noch so ruhig dabey geblieben? Er gab mir aber zur Antwort: Wann Er hätte Lust bekommen zu essen / hätte Er gegessen; zu trincken / hätte Er getruncken; zu schlaffen / hätte Er geschlaffen; hätte Er Gelegenheit gehabt zu sitzen / wäre Er gesessen; oder den Kopf zu bedecken / so hätte Er ihn bedeckt. In Summa: Wider Seine Natur hab Er nie etwas gethan / wann Ers mir habe thun können. Wie Sie es bey Ihren Sterbenden halten. Wann denn einer sterben will / und / allen ansehen nach / in letzten Zügen liget / so kommt Seiner bästen Freund einer / und legt Sich auf den Sterbenden / und druckt Seinen Mund auf jenes Mund / eng und genau / daß nur Seine Seele in kein Thier fahre / so sie von Ihm ausfähret. Wann Er denn verschieden ist / fangen Sie an zu heulen / und zu schreyen / fragen mit grossen Threnen: Warum er gestorben sey? Ob Er kein Geld / Ob Er nicht gnug zu essen gehabt habe? Lauffen auch wohl in einen Wald / und bannen den Teufel / der Ihnen sagen soll / was dem Wie Sie mit Ihren Verstorbenen umgehen. Toden gefehlet habe. Nach grossen Geheul waschen Sie Ihn / und nehen Ihn in ein Leylack / und kauffen etliche alte Weiber / die ein drey Tag / und Nacht / vor des Toden Haus sitzen / und gewaltig schreyen / Siche mit Koth besprützen / auch wohl in ein Wasser lauffen / biß an Hals / als wann Sie Sich für Wehmuht ersauffen wolten / und legen endlich den toden Cörper auf Piquen / und tragen ihn / so er sonderlich arm und gering ist / in einen Wald / oder Strand des Meers / da er begraben wird / mit dem Ihre Begräbnussen. Angesicht gegen Osten; auf das Grab stecken Sie gemeiniglich ein grünes Zweiglein / um und um das Grab spitzige Dornen / damit der Cörper für dem Jackhals sicher ist / welches eine Art ist wie ein Fuchs / und sehr nach Menschen Fleisch gieret. Zu Bezeugung aber Ihres Leids tragen Sie

Pfeffer-Körner sind zu erst grün / aber hernach / wann sie reiff worden / schwartz. Die reiffen Körner / werden in der Sonnen gedörret / davon ihre schwartze Haut viel Runtzeln bekommt. Wenn diese Haut frisch und grün weggenommen wird / entstehet eine besondere Art Pfeffer / der weisse Pfeffer genannt: welcher schärffer / theurer / und anmuthiger / als der schwartze fällt / und von fürnehmen Leuten in Indien zum öftern an Statt des Saltzes gebraucht wird; Und nimmt man solche schwartze Haut dergestalt weg /daß man den reiffen Pfeffer in See-Wasser leget / darinn die Haut schwellet / berstet / und ihr die weissen Körner leichtlich nehmen lässet; welche man hernach in der Sonnen dörret.

Der lange Pfeffer / Pimpilim genannt / wächset sonderlich in Bengala; von dannen er auch in Europa gebracht wird. Zwischen seinen / und den vorigen Stamm / ist schier kein Unterscheid / ohne / daß der Blätter Farbe / und Gestalt / ein wenig anderst fällt. Er wächset ebenmässig bey gantzen Büschlein / und zwar an zimlich langen Stängeln / welche oft viel Feuchtigkeit bey sich haben; wenn selbige sich verliehret / werden die Körner wurmstichig. Diesen Pfeffer / der ja so sehr auf der Zungen / und im Halse / brennet / wie der runde / gebraucht man allda nicht zur Speise: sondern zur Artzney / allermeist wider den Gift; dem er auch kräfftig widerstehet / und daher theurer / denn der ander / verkaufft wird. Der Indische Pöbel pfleget mit dem Wasser / darinn ein gut Theil dieses Pfeffers gelegen / die langwierige Schwachheit des Magens glücklich zu curirn.

Alte Leut sind auf Ceilon. Alte Leut gibts darinnen / auf die neuntzig / biß hundert / Jahr / und tragen zur Præservation immerzu vorn eine Wurtzel † eingewickelt / daran Sie stetig kieffen / zuvor / so Ihnen ein wenig übel ist. Einsmahls hab Ich einen gefragt / wie Er also alt worden wäre / und doch noch so ruhig dabey geblieben? Er gab mir aber zur Antwort: Wann Er hätte Lust bekommen zu essen / hätte Er gegessen; zu trincken / hätte Er getruncken; zu schlaffen / hätte Er geschlaffen; hätte Er Gelegenheit gehabt zu sitzen / wäre Er gesessen; oder den Kopf zu bedecken / so hätte Er ihn bedeckt. In Summa: Wider Seine Natur hab Er nie etwas gethan / wann Ers mir habe thun können. Wie Sie es bey Ihren Sterbenden halten. Wann denn einer sterben will / und / allen ansehen nach / in letzten Zügen liget / so kommt Seiner bästen Freund einer / und legt Sich auf den Sterbenden / und druckt Seinen Mund auf jenes Mund / eng und genau / daß nur Seine Seele in kein Thier fahre / so sie von Ihm ausfähret. Wann Er denn verschieden ist / fangen Sie an zu heulen / und zu schreyen / fragen mit grossen Threnen: Warum er gestorben sey? Ob Er kein Geld / Ob Er nicht gnug zu essen gehabt habe? Lauffen auch wohl in einen Wald / und bannen den Teufel / der Ihnen sagen soll / was dem Wie Sie mit Ihren Verstorbenen umgehen. Toden gefehlet habe. Nach grossen Geheul waschen Sie Ihn / und nehen Ihn in ein Leylack / und kauffen etliche alte Weiber / die ein drey Tag / und Nacht / vor des Toden Haus sitzen / und gewaltig schreyen / Siche mit Koth besprützen / auch wohl in ein Wasser lauffen / biß an Hals / als wann Sie Sich für Wehmuht ersauffen wolten / und legen endlich den toden Cörper auf Piquen / und tragen ihn / so er sonderlich arm und gering ist / in einen Wald / oder Strand des Meers / da er begraben wird / mit dem Ihre Begräbnussen. Angesicht gegen Osten; auf das Grab stecken Sie gemeiniglich ein grünes Zweiglein / um und um das Grab spitzige Dornen / damit der Cörper für dem Jackhals sicher ist / welches eine Art ist wie ein Fuchs / und sehr nach Menschen Fleisch gieret. Zu Bezeugung aber Ihres Leids tragen Sie

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[8/0101] Pfeffer-Körner sind zu erst grün / aber hernach / wann sie reiff worden / schwartz. Die reiffen Körner / werden in der Sonnen gedörret / davon ihre schwartze Haut viel Runtzeln bekommt. Wenn diese Haut frisch und grün weggenommen wird / entstehet eine besondere Art Pfeffer / der weisse Pfeffer genannt: welcher schärffer / theurer / und anmuthiger / als der schwartze fällt / und von fürnehmen Leuten in Indien zum öftern an Statt des Saltzes gebraucht wird; Und nimmt man solche schwartze Haut dergestalt weg /daß man den reiffen Pfeffer in See-Wasser leget / darinn die Haut schwellet / berstet / und ihr die weissen Körner leichtlich nehmen lässet; welche man hernach in der Sonnen dörret. Der lange Pfeffer / Pimpilim genannt / wächset sonderlich in Bengala; von dannen er auch in Europa gebracht wird. Zwischen seinen / und den vorigen Stamm / ist schier kein Unterscheid / ohne / daß der Blätter Farbe / und Gestalt / ein wenig anderst fällt. Er wächset ebenmässig bey gantzen Büschlein / und zwar an zimlich langen Stängeln / welche oft viel Feuchtigkeit bey sich haben; wenn selbige sich verliehret / werden die Körner wurmstichig. Diesen Pfeffer / der ja so sehr auf der Zungen / und im Halse / brennet / wie der runde / gebraucht man allda nicht zur Speise: sondern zur Artzney / allermeist wider den Gift; dem er auch kräfftig widerstehet / und daher theurer / denn der ander / verkaufft wird. Der Indische Pöbel pfleget mit dem Wasser / darinn ein gut Theil dieses Pfeffers gelegen / die langwierige Schwachheit des Magens glücklich zu curirn. Alte Leut gibts darinnen / auf die neuntzig / biß hundert / Jahr / und tragen zur Præservation immerzu vorn eine Wurtzel † eingewickelt / daran Sie stetig kieffen / zuvor / so Ihnen ein wenig übel ist. Einsmahls hab Ich einen gefragt / wie Er also alt worden wäre / und doch noch so ruhig dabey geblieben? Er gab mir aber zur Antwort: Wann Er hätte Lust bekommen zu essen / hätte Er gegessen; zu trincken / hätte Er getruncken; zu schlaffen / hätte Er geschlaffen; hätte Er Gelegenheit gehabt zu sitzen / wäre Er gesessen; oder den Kopf zu bedecken / so hätte Er ihn bedeckt. In Summa: Wider Seine Natur hab Er nie etwas gethan / wann Ers mir habe thun können. Wann denn einer sterben will / und / allen ansehen nach / in letzten Zügen liget / so kommt Seiner bästen Freund einer / und legt Sich auf den Sterbenden / und druckt Seinen Mund auf jenes Mund / eng und genau / daß nur Seine Seele in kein Thier fahre / so sie von Ihm ausfähret. Wann Er denn verschieden ist / fangen Sie an zu heulen / und zu schreyen / fragen mit grossen Threnen: Warum er gestorben sey? Ob Er kein Geld / Ob Er nicht gnug zu essen gehabt habe? Lauffen auch wohl in einen Wald / und bannen den Teufel / der Ihnen sagen soll / was dem Toden gefehlet habe. Nach grossen Geheul waschen Sie Ihn / und nehen Ihn in ein Leylack / und kauffen etliche alte Weiber / die ein drey Tag / und Nacht / vor des Toden Haus sitzen / und gewaltig schreyen / Siche mit Koth besprützen / auch wohl in ein Wasser lauffen / biß an Hals / als wann Sie Sich für Wehmuht ersauffen wolten / und legen endlich den toden Cörper auf Piquen / und tragen ihn / so er sonderlich arm und gering ist / in einen Wald / oder Strand des Meers / da er begraben wird / mit dem Angesicht gegen Osten; auf das Grab stecken Sie gemeiniglich ein grünes Zweiglein / um und um das Grab spitzige Dornen / damit der Cörper für dem Jackhals sicher ist / welches eine Art ist wie ein Fuchs / und sehr nach Menschen Fleisch gieret. Zu Bezeugung aber Ihres Leids tragen Sie Alte Leut sind auf Ceilon. Wie Sie es bey Ihren Sterbenden halten. Wie Sie mit Ihren Verstorbenen umgehen. Ihre Begräbnussen.

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Zitationshilfe: Saar, Johann Jacob: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste. Nürnberg, 1672, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/saar_kriegsdienste_1672/101>, abgerufen am 22.11.2024.