Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

Wechselfiebern ins Aschgraue gebleicht, alle doch mit ihren tiefliegenden Augen und verwilderten schwarzen Bärten ein abschreckendes, schauerliches Ansehen hatten.

Die Kundigen wurden nun befragt nach dem Wechsel und nach der Lagerung des Wildes, darauf der Plan der Umstellung beredet, die Menge in verschiedene Haufen abgetheilt. Jedem sein Weg, sein Standort genau bezeichnet. Savello mit dem größten Theile seiner städtischen Gefährten ritt gradaus dem beschilften Sumpfe zu, in welchem der Eber Tages zu lagern pflegte. Die mächtigen Hunde erhoben, als sie im Zuge die Bewegung sahen, ein lautes grimmiges Geheul und zogen ihre Führer, denen die Kraft gebrach, sie aufzuhalten, in schnellem Laufe mit sich fort. In nicht langer Zeit waren sie am Rande des Sumpfes angelangt, wo das zertretene Rohr und die zerquetschte Binse des unbeholfenen Wildes Eingang zur Lagerstätte schon längst dem erschreckten Hirten, dem zweifelnden Jäger verrathen hatte.

Mit Blitzesschnelle schoßen die muthigen Thiere, als die Führer sie losgelassen, der Spur nach, hinein in das Dickicht von hohem waldigem Geröhre. Man sah bald hin und wieder die Wipfel schwanken, dann reihenweis das Schilf einbrechen, um nie wieder aufzustehen. Die Jagdgenossen folgten mit den Augen der Bewegung in den Wipfeln der Beschilfung und horchten gespannt auf den ersten Anschlag der Meute. Endlich erscholl er tief aus dem Innern des Sumpfes. Es ist mein Bayard, rief Savello frohlockend und hocherfreut,

Wechselfiebern ins Aschgraue gebleicht, alle doch mit ihren tiefliegenden Augen und verwilderten schwarzen Bärten ein abschreckendes, schauerliches Ansehen hatten.

Die Kundigen wurden nun befragt nach dem Wechsel und nach der Lagerung des Wildes, darauf der Plan der Umstellung beredet, die Menge in verschiedene Haufen abgetheilt. Jedem sein Weg, sein Standort genau bezeichnet. Savello mit dem größten Theile seiner städtischen Gefährten ritt gradaus dem beschilften Sumpfe zu, in welchem der Eber Tages zu lagern pflegte. Die mächtigen Hunde erhoben, als sie im Zuge die Bewegung sahen, ein lautes grimmiges Geheul und zogen ihre Führer, denen die Kraft gebrach, sie aufzuhalten, in schnellem Laufe mit sich fort. In nicht langer Zeit waren sie am Rande des Sumpfes angelangt, wo das zertretene Rohr und die zerquetschte Binse des unbeholfenen Wildes Eingang zur Lagerstätte schon längst dem erschreckten Hirten, dem zweifelnden Jäger verrathen hatte.

Mit Blitzesschnelle schoßen die muthigen Thiere, als die Führer sie losgelassen, der Spur nach, hinein in das Dickicht von hohem waldigem Geröhre. Man sah bald hin und wieder die Wipfel schwanken, dann reihenweis das Schilf einbrechen, um nie wieder aufzustehen. Die Jagdgenossen folgten mit den Augen der Bewegung in den Wipfeln der Beschilfung und horchten gespannt auf den ersten Anschlag der Meute. Endlich erscholl er tief aus dem Innern des Sumpfes. Es ist mein Bayard, rief Savello frohlockend und hocherfreut,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0060"/>
Wechselfiebern ins Aschgraue gebleicht, alle doch mit                ihren tiefliegenden Augen und verwilderten schwarzen Bärten ein abschreckendes,                schauerliches Ansehen hatten.</p><lb/>
        <p>Die Kundigen wurden nun befragt nach dem Wechsel und nach der Lagerung des Wildes,                darauf der Plan der Umstellung beredet, die Menge in verschiedene Haufen abgetheilt.                Jedem sein Weg, sein Standort genau bezeichnet. Savello mit dem größten Theile seiner                städtischen Gefährten ritt gradaus dem beschilften Sumpfe zu, in welchem der Eber                Tages zu lagern pflegte. Die mächtigen Hunde erhoben, als sie im Zuge die Bewegung                sahen, ein lautes grimmiges Geheul und zogen ihre Führer, denen die Kraft gebrach,                sie aufzuhalten, in schnellem Laufe mit sich fort. In nicht langer Zeit waren sie am                Rande des Sumpfes angelangt, wo das zertretene Rohr und die zerquetschte Binse des                unbeholfenen Wildes Eingang zur Lagerstätte schon längst dem erschreckten Hirten, dem                zweifelnden Jäger verrathen hatte.</p><lb/>
        <p>Mit Blitzesschnelle schoßen die muthigen Thiere, als die Führer sie losgelassen, der                Spur nach, hinein in das Dickicht von hohem waldigem Geröhre. Man sah bald hin und                wieder die Wipfel schwanken, dann reihenweis das Schilf einbrechen, um nie wieder                aufzustehen. Die Jagdgenossen folgten mit den Augen der Bewegung in den Wipfeln der                Beschilfung und horchten gespannt auf den ersten Anschlag der Meute. Endlich erscholl                er tief aus dem Innern des Sumpfes. Es ist mein Bayard, rief Savello frohlockend und                hocherfreut,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0060] Wechselfiebern ins Aschgraue gebleicht, alle doch mit ihren tiefliegenden Augen und verwilderten schwarzen Bärten ein abschreckendes, schauerliches Ansehen hatten. Die Kundigen wurden nun befragt nach dem Wechsel und nach der Lagerung des Wildes, darauf der Plan der Umstellung beredet, die Menge in verschiedene Haufen abgetheilt. Jedem sein Weg, sein Standort genau bezeichnet. Savello mit dem größten Theile seiner städtischen Gefährten ritt gradaus dem beschilften Sumpfe zu, in welchem der Eber Tages zu lagern pflegte. Die mächtigen Hunde erhoben, als sie im Zuge die Bewegung sahen, ein lautes grimmiges Geheul und zogen ihre Führer, denen die Kraft gebrach, sie aufzuhalten, in schnellem Laufe mit sich fort. In nicht langer Zeit waren sie am Rande des Sumpfes angelangt, wo das zertretene Rohr und die zerquetschte Binse des unbeholfenen Wildes Eingang zur Lagerstätte schon längst dem erschreckten Hirten, dem zweifelnden Jäger verrathen hatte. Mit Blitzesschnelle schoßen die muthigen Thiere, als die Führer sie losgelassen, der Spur nach, hinein in das Dickicht von hohem waldigem Geröhre. Man sah bald hin und wieder die Wipfel schwanken, dann reihenweis das Schilf einbrechen, um nie wieder aufzustehen. Die Jagdgenossen folgten mit den Augen der Bewegung in den Wipfeln der Beschilfung und horchten gespannt auf den ersten Anschlag der Meute. Endlich erscholl er tief aus dem Innern des Sumpfes. Es ist mein Bayard, rief Savello frohlockend und hocherfreut,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:26:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:26:17Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_savello_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_savello_1910/60
Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_savello_1910/60>, abgerufen am 22.11.2024.