Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.neben ihn zu setzen. Das Gefolge entfernte sich, man verschloß die Thüren des Zimmers und verwahrte die äußeren Zugänge; worauf nach einigen laut ausgesprochenen Allgemeinheiten das Staatsgespräch leise angehoben und lispelnd bis zu seinem Ende fortgesetzt wurde. Das Ziel der glühendsten Wünsche des Greises kam alsobald zur Sprache: des Kaisers Einwilligung zur Erhebung seines Hauses. Margaretha berichtete, sie habe diese Angelegenheit sehr weit gediehen bei Hofe hinterlassen. Indeß mache der Kaiser zur Bedingung seiner schließlichen Entscheidung, daß man ihrem Gemahle, dem Prinzen Ranuzio, die Erbfolge bündiger versichern möge, als bei Eröffnung der Unterhandlungen und bei deren Fortgange bisher sich dargeboten habe. In dieser Beziehung fand sie den Papst geschmeidiger als je zuvor. Sein Liebling, Pier Luigi Farnese, war schon eine längere Zeit kinderlos verehelicht, die Hoffnung, ihn beerbt zu sehen, daher allmählich zurückgewichen; hingegen bei dem Greise der Wunsch lebendiger als je, seinen Namen in den Reihen der europäischen Herrscher prangen zu sehen und die Sicherheit zu erlangen, daß er ihn überleben und bis auf ferne Zeiten sich fortpflanzen werde. Auch in dieser letzten Beziehung begann er einzusehen, daß Pier Luigi, den er von allen Nipoten allein mit väterlicher Schwäche und Zärtlichkeit liebte, wenig geeignet sei, einem ganz neuen Hause Ansehen und Gunst zu erwerben; daß vielmehr sein Uebermuth, sein gänz- neben ihn zu setzen. Das Gefolge entfernte sich, man verschloß die Thüren des Zimmers und verwahrte die äußeren Zugänge; worauf nach einigen laut ausgesprochenen Allgemeinheiten das Staatsgespräch leise angehoben und lispelnd bis zu seinem Ende fortgesetzt wurde. Das Ziel der glühendsten Wünsche des Greises kam alsobald zur Sprache: des Kaisers Einwilligung zur Erhebung seines Hauses. Margaretha berichtete, sie habe diese Angelegenheit sehr weit gediehen bei Hofe hinterlassen. Indeß mache der Kaiser zur Bedingung seiner schließlichen Entscheidung, daß man ihrem Gemahle, dem Prinzen Ranuzio, die Erbfolge bündiger versichern möge, als bei Eröffnung der Unterhandlungen und bei deren Fortgange bisher sich dargeboten habe. In dieser Beziehung fand sie den Papst geschmeidiger als je zuvor. Sein Liebling, Pier Luigi Farnese, war schon eine längere Zeit kinderlos verehelicht, die Hoffnung, ihn beerbt zu sehen, daher allmählich zurückgewichen; hingegen bei dem Greise der Wunsch lebendiger als je, seinen Namen in den Reihen der europäischen Herrscher prangen zu sehen und die Sicherheit zu erlangen, daß er ihn überleben und bis auf ferne Zeiten sich fortpflanzen werde. Auch in dieser letzten Beziehung begann er einzusehen, daß Pier Luigi, den er von allen Nipoten allein mit väterlicher Schwäche und Zärtlichkeit liebte, wenig geeignet sei, einem ganz neuen Hause Ansehen und Gunst zu erwerben; daß vielmehr sein Uebermuth, sein gänz- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0033"/> neben ihn zu setzen. Das Gefolge entfernte sich, man verschloß die Thüren des Zimmers und verwahrte die äußeren Zugänge; worauf nach einigen laut ausgesprochenen Allgemeinheiten das Staatsgespräch leise angehoben und lispelnd bis zu seinem Ende fortgesetzt wurde.</p><lb/> <p>Das Ziel der glühendsten Wünsche des Greises kam alsobald zur Sprache: des Kaisers Einwilligung zur Erhebung seines Hauses. Margaretha berichtete, sie habe diese Angelegenheit sehr weit gediehen bei Hofe hinterlassen. Indeß mache der Kaiser zur Bedingung seiner schließlichen Entscheidung, daß man ihrem Gemahle, dem Prinzen Ranuzio, die Erbfolge bündiger versichern möge, als bei Eröffnung der Unterhandlungen und bei deren Fortgange bisher sich dargeboten habe. In dieser Beziehung fand sie den Papst geschmeidiger als je zuvor. Sein Liebling, Pier Luigi Farnese, war schon eine längere Zeit kinderlos verehelicht, die Hoffnung, ihn beerbt zu sehen, daher allmählich zurückgewichen; hingegen bei dem Greise der Wunsch lebendiger als je, seinen Namen in den Reihen der europäischen Herrscher prangen zu sehen und die Sicherheit zu erlangen, daß er ihn überleben und bis auf ferne Zeiten sich fortpflanzen werde. Auch in dieser letzten Beziehung begann er einzusehen, daß Pier Luigi, den er von allen Nipoten allein mit väterlicher Schwäche und Zärtlichkeit liebte, wenig geeignet sei, einem ganz neuen Hause Ansehen und Gunst zu erwerben; daß vielmehr sein Uebermuth, sein gänz-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0033]
neben ihn zu setzen. Das Gefolge entfernte sich, man verschloß die Thüren des Zimmers und verwahrte die äußeren Zugänge; worauf nach einigen laut ausgesprochenen Allgemeinheiten das Staatsgespräch leise angehoben und lispelnd bis zu seinem Ende fortgesetzt wurde.
Das Ziel der glühendsten Wünsche des Greises kam alsobald zur Sprache: des Kaisers Einwilligung zur Erhebung seines Hauses. Margaretha berichtete, sie habe diese Angelegenheit sehr weit gediehen bei Hofe hinterlassen. Indeß mache der Kaiser zur Bedingung seiner schließlichen Entscheidung, daß man ihrem Gemahle, dem Prinzen Ranuzio, die Erbfolge bündiger versichern möge, als bei Eröffnung der Unterhandlungen und bei deren Fortgange bisher sich dargeboten habe. In dieser Beziehung fand sie den Papst geschmeidiger als je zuvor. Sein Liebling, Pier Luigi Farnese, war schon eine längere Zeit kinderlos verehelicht, die Hoffnung, ihn beerbt zu sehen, daher allmählich zurückgewichen; hingegen bei dem Greise der Wunsch lebendiger als je, seinen Namen in den Reihen der europäischen Herrscher prangen zu sehen und die Sicherheit zu erlangen, daß er ihn überleben und bis auf ferne Zeiten sich fortpflanzen werde. Auch in dieser letzten Beziehung begann er einzusehen, daß Pier Luigi, den er von allen Nipoten allein mit väterlicher Schwäche und Zärtlichkeit liebte, wenig geeignet sei, einem ganz neuen Hause Ansehen und Gunst zu erwerben; daß vielmehr sein Uebermuth, sein gänz-
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