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Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Gewohnheit nach und nach abzustumpfen oder zu schwächen pflegt. Die Richtung, die man ihrem Geiste mit seltenem Erfolge von frühester Jugend an zu geben gesucht, gestattete ihr nicht, bei Gefühlen lange zu verweilen; es war ihr Bedürfniß, deren Grund und Gegenstand aufzusuchen, hier das Ringen und Streben nach menschlicher Größe und Macht, und im Gegensatze die Ironie des Geschickes, welches mit besonderer Vorliebe eben Das zertrümmert, was für die Ewigkeit gegründet zu sein schien, hingegen anspruchslose Stiftungen, bescheidene Denkzeichen oft Jahrtausende lang unberührt, unverändert der Nachwelt aufbehält. Wer erinnerte sich nicht, wie mancher höchst einfache Gedanke, dessen plane Richtigkeit beinahe gewöhnlich scheint, wie mancher Handgriff, welcher das Ansehen hat, dem niedrigsten Mechanismus anzugehören, doch, als hätte nur er in der Weltgeschichte Bedeutung, oftmals die Zerstörung mächtiger Reiche überdauert. -- Verzweifeln müßte jeder weit hinausblickende Politiker, verliehe nicht das Bewußtsein der Pflicht ihm die Stärke, das Ruder festzuhalten, sein Schiff so weit und recht zu führen, als ihm selbst, als überhaupt möglich ist.

Die Prinzessin mußte aus ihrem Nachsinnen geweckt, an den Oheim erinnert werden, welcher bereits in die Zimmer der Kanzlei sich begeben hatte. Man nennt sie, weil sie Rafael's größtes Lebenswerk enthalten, seine Stanzen. Nicht ungern weilte der Papst in dieser Umgebung; denn noch immer suchte die Kirche mit dem Genius sich zu befreunden, glaubte durch ein solches

Gewohnheit nach und nach abzustumpfen oder zu schwächen pflegt. Die Richtung, die man ihrem Geiste mit seltenem Erfolge von frühester Jugend an zu geben gesucht, gestattete ihr nicht, bei Gefühlen lange zu verweilen; es war ihr Bedürfniß, deren Grund und Gegenstand aufzusuchen, hier das Ringen und Streben nach menschlicher Größe und Macht, und im Gegensatze die Ironie des Geschickes, welches mit besonderer Vorliebe eben Das zertrümmert, was für die Ewigkeit gegründet zu sein schien, hingegen anspruchslose Stiftungen, bescheidene Denkzeichen oft Jahrtausende lang unberührt, unverändert der Nachwelt aufbehält. Wer erinnerte sich nicht, wie mancher höchst einfache Gedanke, dessen plane Richtigkeit beinahe gewöhnlich scheint, wie mancher Handgriff, welcher das Ansehen hat, dem niedrigsten Mechanismus anzugehören, doch, als hätte nur er in der Weltgeschichte Bedeutung, oftmals die Zerstörung mächtiger Reiche überdauert. — Verzweifeln müßte jeder weit hinausblickende Politiker, verliehe nicht das Bewußtsein der Pflicht ihm die Stärke, das Ruder festzuhalten, sein Schiff so weit und recht zu führen, als ihm selbst, als überhaupt möglich ist.

Die Prinzessin mußte aus ihrem Nachsinnen geweckt, an den Oheim erinnert werden, welcher bereits in die Zimmer der Kanzlei sich begeben hatte. Man nennt sie, weil sie Rafael's größtes Lebenswerk enthalten, seine Stanzen. Nicht ungern weilte der Papst in dieser Umgebung; denn noch immer suchte die Kirche mit dem Genius sich zu befreunden, glaubte durch ein solches

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:26:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:26:17Z)

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_savello_1910/31>, abgerufen am 21.11.2024.