Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Macht; auch wenn du wolltest, entfliehest du ihr nicht, weil sie stets dir zur Seite bleibt. Nicht Macht zu üben, erwiderte Margaretha, sondern um zu gehorchen, kehre ich in die geheiligten Mauern Roms zurück. Bereitwillig folge ich jeglichem Gebote, und so ergebe ich mich denn auch in das Gesetz euerer Liebe, mich einzuführen und zu begleiten in jene ehrwürdigen Mauern, denen ich nur mit heiliger Furcht mich zu nähern vermag. Begleitet mich denn, um mir Muth zu machen, mich zu beschützen und zu stärken. Besteigt eure Pferde, ihr Herren, und Ihr, Savello, bleibt mir zur Seite. Sie ritten langsam fort bis zur Brücke, wo unzählige Staatswagen anhielten. Die Prinzessin erwiderte hier den Willkommen der ältern Cavaliere und die Grüße der Damen, welche an den Fenstern der Kutschen sich drängten, um sie zu sehen und von ihr gesehen zu werden. -- Wo Grundsatz und Regel der Gewalt keine Schranken entgegenstellen, ist der Werth eines mildvermittelnden Einflusses unschätzbar, sucht Jeder denselben auch sich selbst für künftigen Gebrauch zu sichern. Der Zug dieses bunten, doch wohlgeordneten Schaugepränges begegnete am Thore bei Popolo unzähligem Volke, durch welches er nur mühsam sich einen Durchweg eröffnete. Langsam bewegte er sich fort bis in die Mitte des Corso, wo jener antike Triumphbogen, den man später hinweggeräumt, noch die Straße verengte. Die Zögerung gab der Prinzessin Gelegenheit Macht; auch wenn du wolltest, entfliehest du ihr nicht, weil sie stets dir zur Seite bleibt. Nicht Macht zu üben, erwiderte Margaretha, sondern um zu gehorchen, kehre ich in die geheiligten Mauern Roms zurück. Bereitwillig folge ich jeglichem Gebote, und so ergebe ich mich denn auch in das Gesetz euerer Liebe, mich einzuführen und zu begleiten in jene ehrwürdigen Mauern, denen ich nur mit heiliger Furcht mich zu nähern vermag. Begleitet mich denn, um mir Muth zu machen, mich zu beschützen und zu stärken. Besteigt eure Pferde, ihr Herren, und Ihr, Savello, bleibt mir zur Seite. Sie ritten langsam fort bis zur Brücke, wo unzählige Staatswagen anhielten. Die Prinzessin erwiderte hier den Willkommen der ältern Cavaliere und die Grüße der Damen, welche an den Fenstern der Kutschen sich drängten, um sie zu sehen und von ihr gesehen zu werden. — Wo Grundsatz und Regel der Gewalt keine Schranken entgegenstellen, ist der Werth eines mildvermittelnden Einflusses unschätzbar, sucht Jeder denselben auch sich selbst für künftigen Gebrauch zu sichern. Der Zug dieses bunten, doch wohlgeordneten Schaugepränges begegnete am Thore bei Popolo unzähligem Volke, durch welches er nur mühsam sich einen Durchweg eröffnete. Langsam bewegte er sich fort bis in die Mitte des Corso, wo jener antike Triumphbogen, den man später hinweggeräumt, noch die Straße verengte. Die Zögerung gab der Prinzessin Gelegenheit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0020"/> Macht; auch wenn du wolltest, entfliehest du ihr nicht, weil sie stets dir zur Seite bleibt.</p><lb/> <p>Nicht Macht zu üben, erwiderte Margaretha, sondern um zu gehorchen, kehre ich in die geheiligten Mauern Roms zurück. Bereitwillig folge ich jeglichem Gebote, und so ergebe ich mich denn auch in das Gesetz euerer Liebe, mich einzuführen und zu begleiten in jene ehrwürdigen Mauern, denen ich nur mit heiliger Furcht mich zu nähern vermag. Begleitet mich denn, um mir Muth zu machen, mich zu beschützen und zu stärken. Besteigt eure Pferde, ihr Herren, und Ihr, Savello, bleibt mir zur Seite.</p><lb/> <p>Sie ritten langsam fort bis zur Brücke, wo unzählige Staatswagen anhielten. Die Prinzessin erwiderte hier den Willkommen der ältern Cavaliere und die Grüße der Damen, welche an den Fenstern der Kutschen sich drängten, um sie zu sehen und von ihr gesehen zu werden. — Wo Grundsatz und Regel der Gewalt keine Schranken entgegenstellen, ist der Werth eines mildvermittelnden Einflusses unschätzbar, sucht Jeder denselben auch sich selbst für künftigen Gebrauch zu sichern.</p><lb/> <p>Der Zug dieses bunten, doch wohlgeordneten Schaugepränges begegnete am Thore bei Popolo unzähligem Volke, durch welches er nur mühsam sich einen Durchweg eröffnete. Langsam bewegte er sich fort bis in die Mitte des Corso, wo jener antike Triumphbogen, den man später hinweggeräumt, noch die Straße verengte. Die Zögerung gab der Prinzessin Gelegenheit<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0020]
Macht; auch wenn du wolltest, entfliehest du ihr nicht, weil sie stets dir zur Seite bleibt.
Nicht Macht zu üben, erwiderte Margaretha, sondern um zu gehorchen, kehre ich in die geheiligten Mauern Roms zurück. Bereitwillig folge ich jeglichem Gebote, und so ergebe ich mich denn auch in das Gesetz euerer Liebe, mich einzuführen und zu begleiten in jene ehrwürdigen Mauern, denen ich nur mit heiliger Furcht mich zu nähern vermag. Begleitet mich denn, um mir Muth zu machen, mich zu beschützen und zu stärken. Besteigt eure Pferde, ihr Herren, und Ihr, Savello, bleibt mir zur Seite.
Sie ritten langsam fort bis zur Brücke, wo unzählige Staatswagen anhielten. Die Prinzessin erwiderte hier den Willkommen der ältern Cavaliere und die Grüße der Damen, welche an den Fenstern der Kutschen sich drängten, um sie zu sehen und von ihr gesehen zu werden. — Wo Grundsatz und Regel der Gewalt keine Schranken entgegenstellen, ist der Werth eines mildvermittelnden Einflusses unschätzbar, sucht Jeder denselben auch sich selbst für künftigen Gebrauch zu sichern.
Der Zug dieses bunten, doch wohlgeordneten Schaugepränges begegnete am Thore bei Popolo unzähligem Volke, durch welches er nur mühsam sich einen Durchweg eröffnete. Langsam bewegte er sich fort bis in die Mitte des Corso, wo jener antike Triumphbogen, den man später hinweggeräumt, noch die Straße verengte. Die Zögerung gab der Prinzessin Gelegenheit
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Zitationshilfe: | Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_savello_1910/20>, abgerufen am 16.07.2024. |