wohl seiner früheren Zeit angehören dürfte: "das berühmte presepe (Anbetung des Kindes durch die Hirten oder die Könige), von welchem Baldi schreibe, daß es schon vor der Vertreibung des Gio. Bentivoglio bey demselben sich be- funden habe." Ich kann mich der Vermuthung nicht erweh- ren, daß jenes wunderherrliche kleine Bild des Francesco Francia in der königlichen Gallerie zu Dresden, die Anbetung der Könige, eine freye Copie, oder Nachahmung der genann- ten raphaelischen Bilder sey. Es fällt in die beste Zeit des Francia, in der Manier mit den lucchesischen Bildern zusam- men, denen es zum Gradino gedient haben könnte. Vergl. Malvasia, welcher ebenfalls zu vermuthen scheint, daß Fran- cia das Presepe copirt habe. Wo das Original sich befinde, ist unbekannt.
In Perugia giebt es in den Kirchen, wie in den Pri- vathäusern manches Bild, welches mehr und weniger der Hand Raphaels beygemessen zu werden Anspruch hat. Im Hause der Gräfin Alfani, eine sitzende Madonna, das Kind stehend, im blauen Felde zwey Cherubsköpfe, in einem auf- gerichteten Oblongo. Das Verhältniß der Tafel, die Dun- kelheit der Färbung, die Stufe der Zeichnung, scheinen dieses Bild in die früheste Zeit der peruginischen Epoche zu ver- setzen. Der Kopf der Madonna ist sehr geistig; im Saume ihres Gewandes halb verwischte Buchstaben: R. VP. B ...... P., was vorzüglich im VRB. unzweydeutig erscheint. -- In S. Agostino, an der Wand links vom Altare des Sacra- ments, Madonna auf dem Throne, vier Heilige, zwey Engel in der Luft. Die Aufschrift A. D. M. CCCCC. VIII. K. A. S. I. Im K. ist ein L verschlungen; wohl KAL. AVGV- STI zu lesen. Das S. hat ein Zeichen der Abbreviatur;
wohl ſeiner fruͤheren Zeit angehoͤren duͤrfte: „das beruͤhmte presepe (Anbetung des Kindes durch die Hirten oder die Koͤnige), von welchem Baldi ſchreibe, daß es ſchon vor der Vertreibung des Gio. Bentivoglio bey demſelben ſich be- funden habe.“ Ich kann mich der Vermuthung nicht erweh- ren, daß jenes wunderherrliche kleine Bild des Francesco Francia in der koͤniglichen Gallerie zu Dresden, die Anbetung der Koͤnige, eine freye Copie, oder Nachahmung der genann- ten raphaeliſchen Bilder ſey. Es faͤllt in die beſte Zeit des Francia, in der Manier mit den luccheſiſchen Bildern zuſam- men, denen es zum Gradino gedient haben koͤnnte. Vergl. Malvaſia, welcher ebenfalls zu vermuthen ſcheint, daß Fran- cia das Preſepe copirt habe. Wo das Original ſich befinde, iſt unbekannt.
In Perugia giebt es in den Kirchen, wie in den Pri- vathaͤuſern manches Bild, welches mehr und weniger der Hand Raphaels beygemeſſen zu werden Anſpruch hat. Im Hauſe der Graͤfin Alfani, eine ſitzende Madonna, das Kind ſtehend, im blauen Felde zwey Cherubskoͤpfe, in einem auf- gerichteten Oblongo. Das Verhaͤltniß der Tafel, die Dun- kelheit der Faͤrbung, die Stufe der Zeichnung, ſcheinen dieſes Bild in die fruͤheſte Zeit der peruginiſchen Epoche zu ver- ſetzen. Der Kopf der Madonna iſt ſehr geiſtig; im Saume ihres Gewandes halb verwiſchte Buchſtaben: R. VP. B ...... P., was vorzuͤglich im VRB. unzweydeutig erſcheint. — In S. Agoſtino, an der Wand links vom Altare des Sacra- ments, Madonna auf dem Throne, vier Heilige, zwey Engel in der Luft. Die Aufſchrift A. D. M. CCCCC. VIII. K. A. S. I. Im K. iſt ein L verſchlungen; wohl KAL. AVGV- STI zu leſen. Das S. hat ein Zeichen der Abbreviatur;
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der Vertreibung des Gio. Bentivoglio bey demſelben ſich be-
funden habe.“ Ich kann mich der Vermuthung nicht erweh-
ren, daß jenes wunderherrliche kleine Bild des Francesco
Francia in der koͤniglichen Gallerie zu Dresden, die Anbetung
der Koͤnige, eine freye Copie, oder Nachahmung der genann-
ten raphaeliſchen Bilder ſey. Es faͤllt in die beſte Zeit des
Francia, in der Manier mit den luccheſiſchen Bildern zuſam-
men, denen es zum Gradino gedient haben koͤnnte. Vergl.
Malvaſia, welcher ebenfalls zu vermuthen ſcheint, daß Fran-
cia das Preſepe copirt habe. Wo das Original ſich befinde,
iſt unbekannt.
In Perugia giebt es in den Kirchen, wie in den Pri-
vathaͤuſern manches Bild, welches mehr und weniger der
Hand Raphaels beygemeſſen zu werden Anſpruch hat. Im
Hauſe der Graͤfin Alfani, eine ſitzende Madonna, das Kind
ſtehend, im blauen Felde zwey Cherubskoͤpfe, in einem auf-
gerichteten Oblongo. Das Verhaͤltniß der Tafel, die Dun-
kelheit der Faͤrbung, die Stufe der Zeichnung, ſcheinen dieſes
Bild in die fruͤheſte Zeit der peruginiſchen Epoche zu ver-
ſetzen. Der Kopf der Madonna iſt ſehr geiſtig; im Saume
ihres Gewandes halb verwiſchte Buchſtaben: R. VP. B ......
P., was vorzuͤglich im VRB. unzweydeutig erſcheint. — In
S. Agoſtino, an der Wand links vom Altare des Sacra-
ments, Madonna auf dem Throne, vier Heilige, zwey Engel
in der Luft. Die Aufſchrift A. D. M. CCCCC. VIII. K. A.
S. I. Im K. iſt ein L verſchlungen; wohl KAL. AVGV-
STI zu leſen. Das S. hat ein Zeichen der Abbreviatur;
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen03_1831/96>, abgerufen am 16.07.2024.
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