Seit Vasari ist für die Geschichte Raphaels und seiner Zeitgenossenschaft nichts Umfassendes, nichts Er- schöpfendes geleistet worden. Vereinzelte Briefe, Nach- richten von bis dahin übersehenen Gemälden, neue Aus- legungen von bekannten, gaben den Stoff, bald zu einem eigenen Schriftchen, bald zu erläuternden An- merkungen einzelner Stellen des Vasari und anderer Schriftsteller der älteren Zeit; oder sie wurden den beiden Ausgaben der Künstlerbriefe beygegeben. Doch ungeachtet der versprechenden Titel vieler Kunstbücher hat Niemand bisher unternommen, in den handschrift- lichen Urkunden jener denkwürdigen Zeit sich ernstlich nach neuen Thatsachen umzusehn, deren Mittheilung doch eben so lehrreich, als anziehend seyn dürfte.
Während einer früheren längeren Anwesenheit in Italien hatte ich mehr, um mich zu unterhalten, als in entschiedener Absicht gesammelt, was eben sich dar-
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Vorbericht.
Seit Vaſari iſt für die Geſchichte Raphaels und ſeiner Zeitgenoſſenſchaft nichts Umfaſſendes, nichts Er- ſchöpfendes geleiſtet worden. Vereinzelte Briefe, Nach- richten von bis dahin überſehenen Gemälden, neue Aus- legungen von bekannten, gaben den Stoff, bald zu einem eigenen Schriftchen, bald zu erläuternden An- merkungen einzelner Stellen des Vaſari und anderer Schriftſteller der älteren Zeit; oder ſie wurden den beiden Ausgaben der Künſtlerbriefe beygegeben. Doch ungeachtet der verſprechenden Titel vieler Kunſtbücher hat Niemand bisher unternommen, in den handſchrift- lichen Urkunden jener denkwürdigen Zeit ſich ernſtlich nach neuen Thatſachen umzuſehn, deren Mittheilung doch eben ſo lehrreich, als anziehend ſeyn dürfte.
Während einer früheren längeren Anweſenheit in Italien hatte ich mehr, um mich zu unterhalten, als in entſchiedener Abſicht geſammelt, was eben ſich dar-
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[[III]/0009]
Vorbericht.
Seit Vaſari iſt für die Geſchichte Raphaels und
ſeiner Zeitgenoſſenſchaft nichts Umfaſſendes, nichts Er-
ſchöpfendes geleiſtet worden. Vereinzelte Briefe, Nach-
richten von bis dahin überſehenen Gemälden, neue Aus-
legungen von bekannten, gaben den Stoff, bald zu
einem eigenen Schriftchen, bald zu erläuternden An-
merkungen einzelner Stellen des Vaſari und anderer
Schriftſteller der älteren Zeit; oder ſie wurden den
beiden Ausgaben der Künſtlerbriefe beygegeben. Doch
ungeachtet der verſprechenden Titel vieler Kunſtbücher
hat Niemand bisher unternommen, in den handſchrift-
lichen Urkunden jener denkwürdigen Zeit ſich ernſtlich
nach neuen Thatſachen umzuſehn, deren Mittheilung
doch eben ſo lehrreich, als anziehend ſeyn dürfte.
Während einer früheren längeren Anweſenheit in
Italien hatte ich mehr, um mich zu unterhalten, als
in entſchiedener Abſicht geſammelt, was eben ſich dar-
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831, S. [III]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen03_1831/9>, abgerufen am 01.03.2025.
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