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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831.

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holfen, hier dem Clima nicht angemessen, mußte daher zeitig
durch Gewölbe ersetzt werden. Diese wurden in den älteren
Zeiten über mächtigen Grund und Widerlagen und etwas
niedrig angelegt. *) Der Wunsch, die schweren, drückenden
Gewölbe zu erhöhen, ergab sich aus dem Gefühle. Bey
steigender Bildung fand die Kunst in der Theorie, oder doch
in der Erfahrung, Mittel die Fülle, die gewölbte Decke der
Kirchen höher und höher zu legen, ohne deshalb die Mauern
und Stützen, denen man früherhin eine mehr als erforder-
liche Stärke gegeben, noch schwerfälliger und massiger anzu-
legen. So sehen wir während des eilften, noch mehr im
zwölften Jahrhunderte, die Schiffe der Kirchen immer schlan-
ker in die Höhe sich erheben, bis sie zuletzt Verhältnisse er-
reichen, welche die nachfolgende, sogenannte gothische Archi-
tectur nur in einzelnen Fällen bemerklich überstiegen hat.

Die veränderten Verhältnisse machten denn auch verän-
derte Zierden unerläßlich. In Italien, besonders in Toscana,
hatte man, von antiken Mustern umgeben, versucht, die Au-
ßenseiten der Kirchen gleichsam in verschiedene Plane zu thei-
len. Die nordischen Architecten hingegen entwarfen ihre Zier-
den unabhängig von beschränkenden und irreleitenden Vor-
bildern, entwickelten sie vielmehr aus den Motiven, welche die
Verhältnisse und die Construction ihrer Gebäude darboten.
Wenn jene die Höhe der Kirchen in verschiedene Plane theil-
ten, suchten diese im Gegentheil das Dach und das deckende
Gewölbe mit dem Sockel des Gebäudes in unmittelbaren,

*) So die Gebäude, welche die englischen Alterthumsforscher ih-
rem Saxon und early Norman style, unterordnen; bey uns die merk-
würdige, und erhaltene Tribune der Kirche zu Königslutter im Braun-
schweigischen und andere.

holfen, hier dem Clima nicht angemeſſen, mußte daher zeitig
durch Gewoͤlbe erſetzt werden. Dieſe wurden in den aͤlteren
Zeiten uͤber maͤchtigen Grund und Widerlagen und etwas
niedrig angelegt. *) Der Wunſch, die ſchweren, druͤckenden
Gewoͤlbe zu erhoͤhen, ergab ſich aus dem Gefuͤhle. Bey
ſteigender Bildung fand die Kunſt in der Theorie, oder doch
in der Erfahrung, Mittel die Fuͤlle, die gewoͤlbte Decke der
Kirchen hoͤher und hoͤher zu legen, ohne deshalb die Mauern
und Stuͤtzen, denen man fruͤherhin eine mehr als erforder-
liche Staͤrke gegeben, noch ſchwerfaͤlliger und maſſiger anzu-
legen. So ſehen wir waͤhrend des eilften, noch mehr im
zwoͤlften Jahrhunderte, die Schiffe der Kirchen immer ſchlan-
ker in die Hoͤhe ſich erheben, bis ſie zuletzt Verhaͤltniſſe er-
reichen, welche die nachfolgende, ſogenannte gothiſche Archi-
tectur nur in einzelnen Faͤllen bemerklich uͤberſtiegen hat.

Die veraͤnderten Verhaͤltniſſe machten denn auch veraͤn-
derte Zierden unerlaͤßlich. In Italien, beſonders in Toscana,
hatte man, von antiken Muſtern umgeben, verſucht, die Au-
ßenſeiten der Kirchen gleichſam in verſchiedene Plane zu thei-
len. Die nordiſchen Architecten hingegen entwarfen ihre Zier-
den unabhaͤngig von beſchraͤnkenden und irreleitenden Vor-
bildern, entwickelten ſie vielmehr aus den Motiven, welche die
Verhaͤltniſſe und die Conſtruction ihrer Gebaͤude darboten.
Wenn jene die Hoͤhe der Kirchen in verſchiedene Plane theil-
ten, ſuchten dieſe im Gegentheil das Dach und das deckende
Gewoͤlbe mit dem Sockel des Gebaͤudes in unmittelbaren,

*) So die Gebäude, welche die engliſchen Alterthumsforſcher ih-
rem Saxon und early Norman style, unterordnen; bey uns die merk-
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ſchweigiſchen und andere.
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[222/0244] holfen, hier dem Clima nicht angemeſſen, mußte daher zeitig durch Gewoͤlbe erſetzt werden. Dieſe wurden in den aͤlteren Zeiten uͤber maͤchtigen Grund und Widerlagen und etwas niedrig angelegt. *) Der Wunſch, die ſchweren, druͤckenden Gewoͤlbe zu erhoͤhen, ergab ſich aus dem Gefuͤhle. Bey ſteigender Bildung fand die Kunſt in der Theorie, oder doch in der Erfahrung, Mittel die Fuͤlle, die gewoͤlbte Decke der Kirchen hoͤher und hoͤher zu legen, ohne deshalb die Mauern und Stuͤtzen, denen man fruͤherhin eine mehr als erforder- liche Staͤrke gegeben, noch ſchwerfaͤlliger und maſſiger anzu- legen. So ſehen wir waͤhrend des eilften, noch mehr im zwoͤlften Jahrhunderte, die Schiffe der Kirchen immer ſchlan- ker in die Hoͤhe ſich erheben, bis ſie zuletzt Verhaͤltniſſe er- reichen, welche die nachfolgende, ſogenannte gothiſche Archi- tectur nur in einzelnen Faͤllen bemerklich uͤberſtiegen hat. Die veraͤnderten Verhaͤltniſſe machten denn auch veraͤn- derte Zierden unerlaͤßlich. In Italien, beſonders in Toscana, hatte man, von antiken Muſtern umgeben, verſucht, die Au- ßenſeiten der Kirchen gleichſam in verſchiedene Plane zu thei- len. Die nordiſchen Architecten hingegen entwarfen ihre Zier- den unabhaͤngig von beſchraͤnkenden und irreleitenden Vor- bildern, entwickelten ſie vielmehr aus den Motiven, welche die Verhaͤltniſſe und die Conſtruction ihrer Gebaͤude darboten. Wenn jene die Hoͤhe der Kirchen in verſchiedene Plane theil- ten, ſuchten dieſe im Gegentheil das Dach und das deckende Gewoͤlbe mit dem Sockel des Gebaͤudes in unmittelbaren, *) So die Gebäude, welche die engliſchen Alterthumsforſcher ih- rem Saxon und early Norman style, unterordnen; bey uns die merk- würdige, und erhaltene Tribune der Kirche zu Königslutter im Braun- ſchweigiſchen und andere.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen03_1831/244>, abgerufen am 24.11.2024.