Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

zwölften Jahrhundert in verschiedenen Bauarten erneuert wor-
den, was denen, welche nach Abbildungen sie beurtheilen,
viele Schwierigkeiten macht, *) deren Beseitigung an Ort und
Stelle gar leicht fällt.

Bis um die Mitte des neunten Jahrhunderts blieb dem-
nach die Architectur neuerer Italiener dem christlichen Alter-
thume verwandt, zeigte sie, im Entwurfe, in den Eintheilun-
gen, in der Ausbildung des Einzelnen, ihre Abkunft aus der
römischen Schule, ihr Bestreben, dem Antiken möglichst nahe
zu kommen, noch immer mit überzeugender Deutlichkeit. Al-
lein auch die nächstfolgende Epoche, von der Mitte des neun-
ten, bis zum Ende des zehnten Jahrhunderts, blieb in der
allgemeinsten Anlage den überlieferten Formen getreu, wenn
auch andererseits Alles, was darin zur Ausführung und Aus-
bildung des Einzelnen gehört, von stets zunehmender Verwil-
derung zeigt. In dieser Zeit wurden kleine, schlecht behauene
Bruchstücke durch häufigen Mörtel verbunden, die Verzierun-
gen mit größter Ungeschicklichkeit bearbeitet, so daß selbst den
einfachsten Gesimsen in Kanten und Flächen die nöthigste
Schärfe fehlt.


Architectur im oströmischen Reiche, oder
byzantinische Baukunst.

Für die Geschichte der Baukunst im neugriechischen, oder
östlichen Reiche ist bisher höchst Weniges geschehen. Die

*) S. Fiorillo, Gesch. der zeichnenden Künste, Thl. II. S. 378.
und, von der Hagen, Briefe in die Heimath, Bd. I. S. 285.

zwoͤlften Jahrhundert in verſchiedenen Bauarten erneuert wor-
den, was denen, welche nach Abbildungen ſie beurtheilen,
viele Schwierigkeiten macht, *) deren Beſeitigung an Ort und
Stelle gar leicht faͤllt.

Bis um die Mitte des neunten Jahrhunderts blieb dem-
nach die Architectur neuerer Italiener dem chriſtlichen Alter-
thume verwandt, zeigte ſie, im Entwurfe, in den Eintheilun-
gen, in der Ausbildung des Einzelnen, ihre Abkunft aus der
roͤmiſchen Schule, ihr Beſtreben, dem Antiken moͤglichſt nahe
zu kommen, noch immer mit uͤberzeugender Deutlichkeit. Al-
lein auch die naͤchſtfolgende Epoche, von der Mitte des neun-
ten, bis zum Ende des zehnten Jahrhunderts, blieb in der
allgemeinſten Anlage den uͤberlieferten Formen getreu, wenn
auch andererſeits Alles, was darin zur Ausfuͤhrung und Aus-
bildung des Einzelnen gehoͤrt, von ſtets zunehmender Verwil-
derung zeigt. In dieſer Zeit wurden kleine, ſchlecht behauene
Bruchſtuͤcke durch haͤufigen Moͤrtel verbunden, die Verzierun-
gen mit groͤßter Ungeſchicklichkeit bearbeitet, ſo daß ſelbſt den
einfachſten Geſimſen in Kanten und Flaͤchen die noͤthigſte
Schaͤrfe fehlt.


Architectur im oſtrömiſchen Reiche, oder
byzantiniſche Baukunſt.

Fuͤr die Geſchichte der Baukunſt im neugriechiſchen, oder
oͤſtlichen Reiche iſt bisher hoͤchſt Weniges geſchehen. Die

*) S. Fiorillo, Geſch. der zeichnenden Künſte, Thl. II. S. 378.
und, von der Hagen, Briefe in die Heimath, Bd. I. S. 285.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0206" n="184"/>
zwo&#x0364;lften Jahrhundert in ver&#x017F;chiedenen Bauarten erneuert wor-<lb/>
den, was denen, welche nach Abbildungen &#x017F;ie beurtheilen,<lb/>
viele Schwierigkeiten macht, <note place="foot" n="*)">S. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119224364">Fiorillo</persName>, Ge&#x017F;ch. der zeichnenden Kün&#x017F;te, Thl. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 378.<lb/>
und, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118829130">von der Hagen</persName>, Briefe in die Heimath, Bd. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 285.</note> deren Be&#x017F;eitigung an Ort und<lb/>
Stelle gar leicht fa&#x0364;llt.</p><lb/>
          <p>Bis um die Mitte des neunten Jahrhunderts blieb dem-<lb/>
nach die Architectur neuerer Italiener dem chri&#x017F;tlichen Alter-<lb/>
thume verwandt, zeigte &#x017F;ie, im Entwurfe, in den Eintheilun-<lb/>
gen, in der Ausbildung des Einzelnen, ihre Abkunft aus der<lb/>
ro&#x0364;mi&#x017F;chen Schule, ihr Be&#x017F;treben, dem Antiken mo&#x0364;glich&#x017F;t nahe<lb/>
zu kommen, noch immer mit u&#x0364;berzeugender Deutlichkeit. Al-<lb/>
lein auch die na&#x0364;ch&#x017F;tfolgende Epoche, von der Mitte des neun-<lb/>
ten, bis zum Ende des zehnten Jahrhunderts, blieb in der<lb/>
allgemein&#x017F;ten Anlage den u&#x0364;berlieferten Formen getreu, wenn<lb/>
auch anderer&#x017F;eits Alles, was darin zur Ausfu&#x0364;hrung und Aus-<lb/>
bildung des Einzelnen geho&#x0364;rt, von &#x017F;tets zunehmender Verwil-<lb/>
derung zeigt. In die&#x017F;er Zeit wurden kleine, &#x017F;chlecht behauene<lb/>
Bruch&#x017F;tu&#x0364;cke durch ha&#x0364;ufigen Mo&#x0364;rtel verbunden, die Verzierun-<lb/>
gen mit gro&#x0364;ßter <choice><sic>Uuge&#x017F;chicklichkeit</sic><corr>Unge&#x017F;chicklichkeit</corr></choice> bearbeitet, &#x017F;o daß &#x017F;elb&#x017F;t den<lb/>
einfach&#x017F;ten Ge&#x017F;im&#x017F;en in Kanten und Fla&#x0364;chen die no&#x0364;thig&#x017F;te<lb/>
Scha&#x0364;rfe fehlt.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Architectur im o&#x017F;trömi&#x017F;chen Reiche, oder<lb/>
byzantini&#x017F;che Baukun&#x017F;t.</hi> </hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>Fu&#x0364;r die Ge&#x017F;chichte der Baukun&#x017F;t im neugriechi&#x017F;chen, oder<lb/>
o&#x0364;&#x017F;tlichen Reiche i&#x017F;t bisher ho&#x0364;ch&#x017F;t Weniges ge&#x017F;chehen. Die<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0206] zwoͤlften Jahrhundert in verſchiedenen Bauarten erneuert wor- den, was denen, welche nach Abbildungen ſie beurtheilen, viele Schwierigkeiten macht, *) deren Beſeitigung an Ort und Stelle gar leicht faͤllt. Bis um die Mitte des neunten Jahrhunderts blieb dem- nach die Architectur neuerer Italiener dem chriſtlichen Alter- thume verwandt, zeigte ſie, im Entwurfe, in den Eintheilun- gen, in der Ausbildung des Einzelnen, ihre Abkunft aus der roͤmiſchen Schule, ihr Beſtreben, dem Antiken moͤglichſt nahe zu kommen, noch immer mit uͤberzeugender Deutlichkeit. Al- lein auch die naͤchſtfolgende Epoche, von der Mitte des neun- ten, bis zum Ende des zehnten Jahrhunderts, blieb in der allgemeinſten Anlage den uͤberlieferten Formen getreu, wenn auch andererſeits Alles, was darin zur Ausfuͤhrung und Aus- bildung des Einzelnen gehoͤrt, von ſtets zunehmender Verwil- derung zeigt. In dieſer Zeit wurden kleine, ſchlecht behauene Bruchſtuͤcke durch haͤufigen Moͤrtel verbunden, die Verzierun- gen mit groͤßter Ungeſchicklichkeit bearbeitet, ſo daß ſelbſt den einfachſten Geſimſen in Kanten und Flaͤchen die noͤthigſte Schaͤrfe fehlt. Architectur im oſtrömiſchen Reiche, oder byzantiniſche Baukunſt. Fuͤr die Geſchichte der Baukunſt im neugriechiſchen, oder oͤſtlichen Reiche iſt bisher hoͤchſt Weniges geſchehen. Die *) S. Fiorillo, Geſch. der zeichnenden Künſte, Thl. II. S. 378. und, von der Hagen, Briefe in die Heimath, Bd. I. S. 285.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen03_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen03_1831/206
Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen03_1831/206>, abgerufen am 22.12.2024.