longobardischen, wie überhaupt die ältesten Basiliken von ob- longem Grundriß, ursprünglich auf einen hölzernen Dachstuhl angelegt waren. Als man nun um das Jahr 1100 begann, die Schiffe auch in den alten Kirchen zu überwölben, be- durfte man neuer, auf diese Einrichtung berechneter Stützen und Widerlagen, deren Herstellung nöthigen mußte, einen er- heblichen Theil des älteren Gemäuers abzutragen. Hiezu kam bisweilen das Bedürfniß der Erweiterung des Raumes, durchgehend der Erhöhung des mittleren Schiffes, nach dem Geschmacke oder Bedürfniß damaliger Zeit. Ich erwähne auf diese Veranlassung, daß Millin, *) welcher in einem frü- heren Werke bey der Kirche zu Corbeil in Frankreich die ban- deauartigen Pilaster und Halbsäulen an den Vor- und Sei- tenansichten der Kirchen als eine Eigenthümlichkeit des zwölf- ten Jahrhunderts anerkannt hatte, bey der Kirche S. Michele in coelo aureo zu Pavia uns die verwandten Pilaster ihrer Vorseite, als die Bauart der Longobarden charakterisirend, umständlich beschreibt. Millin beschreibt in dieser Reise auch einen antiken Triumphbogen zu Mailand als von ihm ge- sehn und beobachtet, welcher, da er schon vor seiner Geburt abgetragen, nur aus älteren Beschreibungen ihm bekannt seyn konnte. Vielleicht hatte er gleich wenig Zeit und Gelegen- heit, die Kirche S. Michele zu sehn, und wahrzunehmen, was an der Stelle sogleich in die Augen fällt: daß jenes anlie- gende Säulengestänge der Vorseite in das altlongobardische Gemäuer der Unterlage eingelassen ist, daß man demselben in den alterthümlichen Werkstücken mit ziemlich roh ange-
wen-
*)Voy. dans le Milanes, T. II. p. 21.
longobardiſchen, wie uͤberhaupt die aͤlteſten Baſiliken von ob- longem Grundriß, urſpruͤnglich auf einen hoͤlzernen Dachſtuhl angelegt waren. Als man nun um das Jahr 1100 begann, die Schiffe auch in den alten Kirchen zu uͤberwoͤlben, be- durfte man neuer, auf dieſe Einrichtung berechneter Stuͤtzen und Widerlagen, deren Herſtellung noͤthigen mußte, einen er- heblichen Theil des aͤlteren Gemaͤuers abzutragen. Hiezu kam bisweilen das Beduͤrfniß der Erweiterung des Raumes, durchgehend der Erhoͤhung des mittleren Schiffes, nach dem Geſchmacke oder Beduͤrfniß damaliger Zeit. Ich erwaͤhne auf dieſe Veranlaſſung, daß Millin, *) welcher in einem fruͤ- heren Werke bey der Kirche zu Corbeil in Frankreich die ban- deauartigen Pilaſter und Halbſaͤulen an den Vor- und Sei- tenanſichten der Kirchen als eine Eigenthuͤmlichkeit des zwoͤlf- ten Jahrhunderts anerkannt hatte, bey der Kirche S. Michele in coelo aureo zu Pavia uns die verwandten Pilaſter ihrer Vorſeite, als die Bauart der Longobarden charakteriſirend, umſtaͤndlich beſchreibt. Millin beſchreibt in dieſer Reiſe auch einen antiken Triumphbogen zu Mailand als von ihm ge- ſehn und beobachtet, welcher, da er ſchon vor ſeiner Geburt abgetragen, nur aus aͤlteren Beſchreibungen ihm bekannt ſeyn konnte. Vielleicht hatte er gleich wenig Zeit und Gelegen- heit, die Kirche S. Michele zu ſehn, und wahrzunehmen, was an der Stelle ſogleich in die Augen faͤllt: daß jenes anlie- gende Saͤulengeſtaͤnge der Vorſeite in das altlongobardiſche Gemaͤuer der Unterlage eingelaſſen iſt, daß man demſelben in den alterthuͤmlichen Werkſtuͤcken mit ziemlich roh ange-
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*)Voy. dans le Milanés, T. II. p. 21.
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longobardiſchen, wie uͤberhaupt die aͤlteſten Baſiliken von ob-
longem Grundriß, urſpruͤnglich auf einen hoͤlzernen Dachſtuhl
angelegt waren. Als man nun um das Jahr 1100 begann,
die Schiffe auch in den alten Kirchen zu uͤberwoͤlben, be-
durfte man neuer, auf dieſe Einrichtung berechneter Stuͤtzen
und Widerlagen, deren Herſtellung noͤthigen mußte, einen er-
heblichen Theil des aͤlteren Gemaͤuers abzutragen. Hiezu
kam bisweilen das Beduͤrfniß der Erweiterung des Raumes,
durchgehend der Erhoͤhung des mittleren Schiffes, nach dem
Geſchmacke oder Beduͤrfniß damaliger Zeit. Ich erwaͤhne
auf dieſe Veranlaſſung, daß Millin, *) welcher in einem fruͤ-
heren Werke bey der Kirche zu Corbeil in Frankreich die ban-
deauartigen Pilaſter und Halbſaͤulen an den Vor- und Sei-
tenanſichten der Kirchen als eine Eigenthuͤmlichkeit des zwoͤlf-
ten Jahrhunderts anerkannt hatte, bey der Kirche S. Michele
in coelo aureo zu Pavia uns die verwandten Pilaſter ihrer
Vorſeite, als die Bauart der Longobarden charakteriſirend,
umſtaͤndlich beſchreibt. Millin beſchreibt in dieſer Reiſe auch
einen antiken Triumphbogen zu Mailand als von ihm ge-
ſehn und beobachtet, welcher, da er ſchon vor ſeiner Geburt
abgetragen, nur aus aͤlteren Beſchreibungen ihm bekannt ſeyn
konnte. Vielleicht hatte er gleich wenig Zeit und Gelegen-
heit, die Kirche S. Michele zu ſehn, und wahrzunehmen, was
an der Stelle ſogleich in die Augen faͤllt: daß jenes anlie-
gende Saͤulengeſtaͤnge der Vorſeite in das altlongobardiſche
Gemaͤuer der Unterlage eingelaſſen iſt, daß man demſelben
in den alterthuͤmlichen Werkſtuͤcken mit ziemlich roh ange-
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*) Voy. dans le Milanés, T. II. p. 21.
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen03_1831/198>, abgerufen am 30.07.2024.
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