Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831.sers bedient, das Bild schonungslos (nach dem Kunstaus- Das berühmte Spasimo di Sicilia, die Kreuztragung, Großartigkeit des Entwurfes wird endlich auch der ſers bedient, das Bild ſchonungslos (nach dem Kunſtaus- Das beruͤhmte Spasimo di Sicilia, die Kreuztragung, Großartigkeit des Entwurfes wird endlich auch der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0154" n="132"/> ſers bedient, das Bild ſchonungslos (nach dem Kunſtaus-<lb/> drucke italieniſcher Reſtauratoren) harmoniſirt habe; alſo war<lb/> es weder mein Verdienſt, noch meine Schuld, daß ich in eine<lb/> ſchon allgemeine Klage einſtimmte. Deſſenungeachtet ward ich<lb/> auf Veranlaſſung einer mir durchaus fremden Kritik dieſer<lb/> Arbeit von Perſonen, welche in der eigenen Sache zu Rich-<lb/> tern ſich aufgeworfen, indirect mit Bitterkeit angegriffen. Ich<lb/> habe dieſe Angriffe damals mit Schonung beantwortet, nun-<lb/> mehr laͤngſt vergeſſen, doch nicht den Schmerz, den ich em-<lb/> pfand, als ich die geiſtreichen Zuͤge der Meiſterhand, die ſee-<lb/> lenvoll modellirten Lichtflaͤchen, auf das grauſamſte beſchmutzt,<lb/> verwiſcht, entſtellt ſah. Es iſt zu wuͤnſchen, daß bey derein-<lb/> ſtiger Reinigung des Bildes unter dem Gerieſel ungewiſſer<lb/> Firnißfarbe das alte Werk minder beſchaͤdigt wiederum hervor-<lb/> treten werde, als ich zu hoffen wage.</p><lb/> <p>Das beruͤhmte <hi rendition="#aq">Spasimo di Sicilia,</hi> die Kreuztragung,<lb/> malte <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphael</persName> fuͤr das Olivetanerkloſter Sta. Maria dello<lb/> Spasmo zu <placeName>Palermo</placeName>; alſo ward auch hier der ſchmerzlich<lb/> erhabene Gegenſtand durch eine locale Richtung des Cultus<lb/> geboten. Die Zuſammenſtellung iſt aus dem Blatte des <persName ref="nognd">Au-<lb/> guſtin von Venedig</persName> und aus dem neueren bekannt, einzelne<lb/> Koͤpfe aus franzoͤſiſchen Kupferſtichen, Vorbildern fuͤr Zeichen-<lb/> ſchulen. Eine Zeichnung der florentiniſchen Sammlung ent-<lb/> haͤlt Figuren und Gruppen dieſes Bildes in fluͤchtigem Roͤ-<lb/> thelentwurfe.</p><lb/> <p>Großartigkeit des Entwurfes wird endlich auch der<lb/> Transfiguration nicht abzuſprechen ſeyn, deren Beendigung<lb/> nach <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphaels</persName> Tode nicht durchhin dem erſten Gedanken ent-<lb/> ſprechen, daher dem Tadel unterliegen mag, welcher in den<lb/> letzten Zeiten an die Stelle einer fruͤher gewoͤhnlichen, viel-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [132/0154]
ſers bedient, das Bild ſchonungslos (nach dem Kunſtaus-
drucke italieniſcher Reſtauratoren) harmoniſirt habe; alſo war
es weder mein Verdienſt, noch meine Schuld, daß ich in eine
ſchon allgemeine Klage einſtimmte. Deſſenungeachtet ward ich
auf Veranlaſſung einer mir durchaus fremden Kritik dieſer
Arbeit von Perſonen, welche in der eigenen Sache zu Rich-
tern ſich aufgeworfen, indirect mit Bitterkeit angegriffen. Ich
habe dieſe Angriffe damals mit Schonung beantwortet, nun-
mehr laͤngſt vergeſſen, doch nicht den Schmerz, den ich em-
pfand, als ich die geiſtreichen Zuͤge der Meiſterhand, die ſee-
lenvoll modellirten Lichtflaͤchen, auf das grauſamſte beſchmutzt,
verwiſcht, entſtellt ſah. Es iſt zu wuͤnſchen, daß bey derein-
ſtiger Reinigung des Bildes unter dem Gerieſel ungewiſſer
Firnißfarbe das alte Werk minder beſchaͤdigt wiederum hervor-
treten werde, als ich zu hoffen wage.
Das beruͤhmte Spasimo di Sicilia, die Kreuztragung,
malte Raphael fuͤr das Olivetanerkloſter Sta. Maria dello
Spasmo zu Palermo; alſo ward auch hier der ſchmerzlich
erhabene Gegenſtand durch eine locale Richtung des Cultus
geboten. Die Zuſammenſtellung iſt aus dem Blatte des Au-
guſtin von Venedig und aus dem neueren bekannt, einzelne
Koͤpfe aus franzoͤſiſchen Kupferſtichen, Vorbildern fuͤr Zeichen-
ſchulen. Eine Zeichnung der florentiniſchen Sammlung ent-
haͤlt Figuren und Gruppen dieſes Bildes in fluͤchtigem Roͤ-
thelentwurfe.
Großartigkeit des Entwurfes wird endlich auch der
Transfiguration nicht abzuſprechen ſeyn, deren Beendigung
nach Raphaels Tode nicht durchhin dem erſten Gedanken ent-
ſprechen, daher dem Tadel unterliegen mag, welcher in den
letzten Zeiten an die Stelle einer fruͤher gewoͤhnlichen, viel-
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