Als Julius II. verschied, blieben in dem später unter- nommenen Zimmer des Vaticans zwey Wände unbemalt, deren Bestimmung, wenn dieser Pabst die Vollendung erlebt hätte, unbekannt ist. Die Zimmer dienten vormals zu öffent- lichen Geschäften, weßhalb der neue Fürst deren Beendigung ungesäumt anordnete, die nach der Aufschrift *) schon im zweyten Jahre seiner Regierung zu Stande gekommen ist. Leo wünschte darin angedeutet zu sehn, was in seiner eigenen po- litischen Wirksamkeit ehrenvoll zu seyn schien: durch das Ge- fängniß Petri, seine Standhaftigkeit in der Gefangenschaft, seine an das Wunderbare grenzende Befreyung nach der Schlacht von Ravenna; durch den Attila**), die Vereitelung der Pläne Ludwigs XII. auf Italien.
Unter diesen Gemälden ist jenes, worin der heil. Leo (Leo X.) den Attila (Ludwig XII.) von der Verwüstung
Als Julius II. verſchied, blieben in dem ſpaͤter unter- nommenen Zimmer des Vaticans zwey Waͤnde unbemalt, deren Beſtimmung, wenn dieſer Pabſt die Vollendung erlebt haͤtte, unbekannt iſt. Die Zimmer dienten vormals zu oͤffent- lichen Geſchaͤften, weßhalb der neue Fuͤrſt deren Beendigung ungeſaͤumt anordnete, die nach der Aufſchrift *) ſchon im zweyten Jahre ſeiner Regierung zu Stande gekommen iſt. Leo wuͤnſchte darin angedeutet zu ſehn, was in ſeiner eigenen po- litiſchen Wirkſamkeit ehrenvoll zu ſeyn ſchien: durch das Ge- faͤngniß Petri, ſeine Standhaftigkeit in der Gefangenſchaft, ſeine an das Wunderbare grenzende Befreyung nach der Schlacht von Ravenna; durch den Attila**), die Vereitelung der Plaͤne Ludwigs XII. auf Italien.
Unter dieſen Gemaͤlden iſt jenes, worin der heil. Leo (Leo X.) den Attila (Ludwig XII.) von der Verwuͤſtung
**) S. Roscoe , life of Leo X. Ed. c. p. 249. s., und appendix, No. CCVII.
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IV.
Raphael, und die Kunſt überhaupt, unter
Leo X.
Als Julius II. verſchied, blieben in dem ſpaͤter unter-
nommenen Zimmer des Vaticans zwey Waͤnde unbemalt,
deren Beſtimmung, wenn dieſer Pabſt die Vollendung erlebt
haͤtte, unbekannt iſt. Die Zimmer dienten vormals zu oͤffent-
lichen Geſchaͤften, weßhalb der neue Fuͤrſt deren Beendigung
ungeſaͤumt anordnete, die nach der Aufſchrift *) ſchon im
zweyten Jahre ſeiner Regierung zu Stande gekommen iſt. Leo
wuͤnſchte darin angedeutet zu ſehn, was in ſeiner eigenen po-
litiſchen Wirkſamkeit ehrenvoll zu ſeyn ſchien: durch das Ge-
faͤngniß Petri, ſeine Standhaftigkeit in der Gefangenſchaft,
ſeine an das Wunderbare grenzende Befreyung nach der
Schlacht von Ravenna; durch den Attila **), die Vereitelung
der Plaͤne Ludwigs XII. auf Italien.
Unter dieſen Gemaͤlden iſt jenes, worin der heil. Leo
(Leo X.) den Attila (Ludwig XII.) von der Verwuͤſtung
*) Leo X. año Chr. MDXIV. pont. sui II.
**) S. Roscoe , life of Leo X. Ed. c. p. 249. s., und appendix,
No. CCVII.
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen03_1831/143>, abgerufen am 07.07.2024.
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