in einzelnen, jedesmal von einem gothischen Sechseck einge- schlossenen Buchstaben die Worte: OPVS MAGISTRI IOCTI. enthält. Dieses Gemälde, welches die Krönung der Jungfrau darstellt, ist freylich schon vor Alters durch Säuren angegriffen und neuerlich stellenweis durch Abblätterungen be- schädigt worden. Doch bewahrt dasselbe, da es weder durch- aus verwaschen, noch ganz übermalt worden, den Aufdruck seiner Eigenthümlichkeit, darf uns mithin für eine sichere Probe seiner Manieren und Gewöhnungen gelten.
In dem Mittelstücke sitzen Maria und Christus auf einem, beiden gemeinschaftlichen, hohen Thronstuhle von gothi- scher Anlage. Christus drückt der Jungfrau die Krone mit beiden Händen auf, eine Vorstellung, welche in der Folge von Italienern und Deutschen oftmals wiederholt worden ist. Wie diese Vorstellung an sich selbst, so gehört auch besonders der Charakter und die Bekleidung des Heilands schon ganz der neueren Zeit und wahrscheinlich der Erfindung des Giotto. Der antike, oder christlich römische Typus, den wir noch in den Werken des Duccio und Cimabue angetroffen, ist hier schon durchaus verwischt. Besonders auffallend sind die kur- zen geränderten Oberärmel des Heilandes, das älteste mir be- kannte Beyspiel jener Lust an seltsamen Bekleidungen und muthwilligen Schneider- und Stickerstückchen, an denen manche Maler des vierzehnten und funfzehnten Jahrhundertes in der Folge so viel Behagen gefunden; welche in den neuesten Zei- ten einigen ungelehrten, übrigens wohlmeinenden Künstlern nicht selten für typisch gegolten, da sie doch in der That nur vorübergehende Malerlaunen sind.
Obwohl nun eben diese und ähnliche Abweichungen vom Herkommen, dem Künstler, wie es geschieht, unter seinen Zeit-
in einzelnen, jedesmal von einem gothiſchen Sechseck einge- ſchloſſenen Buchſtaben die Worte: OPVS MAGISTRI IOCTI. enthaͤlt. Dieſes Gemaͤlde, welches die Kroͤnung der Jungfrau darſtellt, iſt freylich ſchon vor Alters durch Saͤuren angegriffen und neuerlich ſtellenweis durch Abblaͤtterungen be- ſchaͤdigt worden. Doch bewahrt daſſelbe, da es weder durch- aus verwaſchen, noch ganz uͤbermalt worden, den Aufdruck ſeiner Eigenthuͤmlichkeit, darf uns mithin fuͤr eine ſichere Probe ſeiner Manieren und Gewoͤhnungen gelten.
In dem Mittelſtuͤcke ſitzen Maria und Chriſtus auf einem, beiden gemeinſchaftlichen, hohen Thronſtuhle von gothi- ſcher Anlage. Chriſtus druͤckt der Jungfrau die Krone mit beiden Haͤnden auf, eine Vorſtellung, welche in der Folge von Italienern und Deutſchen oftmals wiederholt worden iſt. Wie dieſe Vorſtellung an ſich ſelbſt, ſo gehoͤrt auch beſonders der Charakter und die Bekleidung des Heilands ſchon ganz der neueren Zeit und wahrſcheinlich der Erfindung des Giotto. Der antike, oder chriſtlich roͤmiſche Typus, den wir noch in den Werken des Duccio und Cimabue angetroffen, iſt hier ſchon durchaus verwiſcht. Beſonders auffallend ſind die kur- zen geraͤnderten Oberaͤrmel des Heilandes, das aͤlteſte mir be- kannte Beyſpiel jener Luſt an ſeltſamen Bekleidungen und muthwilligen Schneider- und Stickerſtuͤckchen, an denen manche Maler des vierzehnten und funfzehnten Jahrhundertes in der Folge ſo viel Behagen gefunden; welche in den neueſten Zei- ten einigen ungelehrten, uͤbrigens wohlmeinenden Kuͤnſtlern nicht ſelten fuͤr typiſch gegolten, da ſie doch in der That nur voruͤbergehende Malerlaunen ſind.
Obwohl nun eben dieſe und aͤhnliche Abweichungen vom Herkommen, dem Kuͤnſtler, wie es geſchieht, unter ſeinen Zeit-
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in einzelnen, jedesmal von einem gothiſchen Sechseck einge-
ſchloſſenen Buchſtaben die Worte: OPVS MAGISTRI
IOCTI. enthaͤlt. Dieſes Gemaͤlde, welches die Kroͤnung der
Jungfrau darſtellt, iſt freylich ſchon vor Alters durch Saͤuren
angegriffen und neuerlich ſtellenweis durch Abblaͤtterungen be-
ſchaͤdigt worden. Doch bewahrt daſſelbe, da es weder durch-
aus verwaſchen, noch ganz uͤbermalt worden, den Aufdruck
ſeiner Eigenthuͤmlichkeit, darf uns mithin fuͤr eine ſichere Probe
ſeiner Manieren und Gewoͤhnungen gelten.
In dem Mittelſtuͤcke ſitzen Maria und Chriſtus auf
einem, beiden gemeinſchaftlichen, hohen Thronſtuhle von gothi-
ſcher Anlage. Chriſtus druͤckt der Jungfrau die Krone mit
beiden Haͤnden auf, eine Vorſtellung, welche in der Folge von
Italienern und Deutſchen oftmals wiederholt worden iſt. Wie
dieſe Vorſtellung an ſich ſelbſt, ſo gehoͤrt auch beſonders der
Charakter und die Bekleidung des Heilands ſchon ganz der
neueren Zeit und wahrſcheinlich der Erfindung des Giotto.
Der antike, oder chriſtlich roͤmiſche Typus, den wir noch in
den Werken des Duccio und Cimabue angetroffen, iſt hier
ſchon durchaus verwiſcht. Beſonders auffallend ſind die kur-
zen geraͤnderten Oberaͤrmel des Heilandes, das aͤlteſte mir be-
kannte Beyſpiel jener Luſt an ſeltſamen Bekleidungen und
muthwilligen Schneider- und Stickerſtuͤckchen, an denen manche
Maler des vierzehnten und funfzehnten Jahrhundertes in der
Folge ſo viel Behagen gefunden; welche in den neueſten Zei-
ten einigen ungelehrten, uͤbrigens wohlmeinenden Kuͤnſtlern
nicht ſelten fuͤr typiſch gegolten, da ſie doch in der That nur
voruͤbergehende Malerlaunen ſind.
Obwohl nun eben dieſe und aͤhnliche Abweichungen vom
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/76>, abgerufen am 24.11.2024.
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