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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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den Florentinern Ruhm gebracht haben; um so mehr, da er
bescheiden den Namen eines Meisters *) abgelehnt, wiewohl
er selbst der Meister von Anderen gewesen, welche dieser Be-
nennung begierig nachgestrebt haben.

Messer Forese und Giotto waren beide im Mugello
(einer Landschaft, welche der Weg von Florenz nach Bologna
durchschneidet) angesessen. Als nun Messer Forese einmal
während der Gerichtsfeyer seine Besitzungen besichtigt hatte
und zufällig auf einem schlechten Miethpferde zurückritt, be-
gegnete er dem Giotto, welcher die seinigen ebenfalls besucht
hatte und nach Florenz zurückkehrte. Dieser war, weder
besser beritten, noch besser im Zeuge, als jener, so daß
sie, langsam reitend, mit einander fortmachten. Zufällig über-
raschte sie ein heftiger Sommerregen, welcher sie nöthigte, bey
einem ihnen befreundeten Bauern unterzutreten. Da nun der
Regen anhielt und es sie drängte, nach Florenz zu kommen,
so borgten sie von jenem Bauern ein Paar alte Pilgermän-
tel und zwey ganz abgetragene Hüte, und machten sich damit

Lebensbeschreibung des Giotto vorgeleuchtet, wo: -- essendo sot-
terrati tanti auni -- i modi delle buone pitture -- egli solo, an-
cora che nato fra Artefici inetti, -- quella, che era per mala via,
risuscito ed a tale forma riduste, che si potette chiamar buona etc.

-- Es wird uns hier nicht entgehn, daß der gelehrtere Boccaz
während des Mittelalters nicht, gleich dem Ghiberti, eine gänz-
liche Unterbrechung, sondern nur einen tiefen Verfall der Kunst-
übung angenommen. -- Uebrigens werden wir dem Meister des
Begriffes nachsehn müssen, daß er mit den Bestrebungen, welche
dem Giotto vorangegangen, nicht umständlich bekannt war, nicht
selbst gesehn, sondern dem Tone und der Ansicht der Künstler sei-
ner Zeit unbedingt nachgegeben hatte.
*) Diese Angabe ist, wie schon Della Valle erinnert hat,
unvereinbar mit einer Inschrift, welche ich nachtragen werde.

den Florentinern Ruhm gebracht haben; um ſo mehr, da er
beſcheiden den Namen eines Meiſters *) abgelehnt, wiewohl
er ſelbſt der Meiſter von Anderen geweſen, welche dieſer Be-
nennung begierig nachgeſtrebt haben.

Meſſer Foreſe und Giotto waren beide im Mugello
(einer Landſchaft, welche der Weg von Florenz nach Bologna
durchſchneidet) angeſeſſen. Als nun Meſſer Foreſe einmal
waͤhrend der Gerichtsfeyer ſeine Beſitzungen beſichtigt hatte
und zufaͤllig auf einem ſchlechten Miethpferde zuruͤckritt, be-
gegnete er dem Giotto, welcher die ſeinigen ebenfalls beſucht
hatte und nach Florenz zuruͤckkehrte. Dieſer war, weder
beſſer beritten, noch beſſer im Zeuge, als jener, ſo daß
ſie, langſam reitend, mit einander fortmachten. Zufaͤllig uͤber-
raſchte ſie ein heftiger Sommerregen, welcher ſie noͤthigte, bey
einem ihnen befreundeten Bauern unterzutreten. Da nun der
Regen anhielt und es ſie draͤngte, nach Florenz zu kommen,
ſo borgten ſie von jenem Bauern ein Paar alte Pilgermaͤn-
tel und zwey ganz abgetragene Huͤte, und machten ſich damit

Lebensbeſchreibung des Giotto vorgeleuchtet, wo: — essendo sot-
terrati tanti auni — i modi delle buone pitture — egli solo, an-
cora che nato fra Artefici inetti, — quella, che era per mala via,
risuscitò ed a tale forma riduste, ché si potette chiamar buona etc.

— Es wird uns hier nicht entgehn, daß der gelehrtere Boccaz
waͤhrend des Mittelalters nicht, gleich dem Ghiberti, eine gaͤnz-
liche Unterbrechung, ſondern nur einen tiefen Verfall der Kunſt-
uͤbung angenommen. — Uebrigens werden wir dem Meiſter des
Begriffes nachſehn muͤſſen, daß er mit den Beſtrebungen, welche
dem Giotto vorangegangen, nicht umſtaͤndlich bekannt war, nicht
ſelbſt geſehn, ſondern dem Tone und der Anſicht der Kuͤnſtler ſei-
ner Zeit unbedingt nachgegeben hatte.
*) Dieſe Angabe iſt, wie ſchon Della Valle erinnert hat,
unvereinbar mit einer Inſchrift, welche ich nachtragen werde.
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[47/0065] den Florentinern Ruhm gebracht haben; um ſo mehr, da er beſcheiden den Namen eines Meiſters *) abgelehnt, wiewohl er ſelbſt der Meiſter von Anderen geweſen, welche dieſer Be- nennung begierig nachgeſtrebt haben. Meſſer Foreſe und Giotto waren beide im Mugello (einer Landſchaft, welche der Weg von Florenz nach Bologna durchſchneidet) angeſeſſen. Als nun Meſſer Foreſe einmal waͤhrend der Gerichtsfeyer ſeine Beſitzungen beſichtigt hatte und zufaͤllig auf einem ſchlechten Miethpferde zuruͤckritt, be- gegnete er dem Giotto, welcher die ſeinigen ebenfalls beſucht hatte und nach Florenz zuruͤckkehrte. Dieſer war, weder beſſer beritten, noch beſſer im Zeuge, als jener, ſo daß ſie, langſam reitend, mit einander fortmachten. Zufaͤllig uͤber- raſchte ſie ein heftiger Sommerregen, welcher ſie noͤthigte, bey einem ihnen befreundeten Bauern unterzutreten. Da nun der Regen anhielt und es ſie draͤngte, nach Florenz zu kommen, ſo borgten ſie von jenem Bauern ein Paar alte Pilgermaͤn- tel und zwey ganz abgetragene Huͤte, und machten ſich damit ***) *) Dieſe Angabe iſt, wie ſchon Della Valle erinnert hat, unvereinbar mit einer Inſchrift, welche ich nachtragen werde. ***) Lebensbeſchreibung des Giotto vorgeleuchtet, wo: — essendo sot- terrati tanti auni — i modi delle buone pitture — egli solo, an- cora che nato fra Artefici inetti, — quella, che era per mala via, risuscitò ed a tale forma riduste, ché si potette chiamar buona etc. — Es wird uns hier nicht entgehn, daß der gelehrtere Boccaz waͤhrend des Mittelalters nicht, gleich dem Ghiberti, eine gaͤnz- liche Unterbrechung, ſondern nur einen tiefen Verfall der Kunſt- uͤbung angenommen. — Uebrigens werden wir dem Meiſter des Begriffes nachſehn muͤſſen, daß er mit den Beſtrebungen, welche dem Giotto vorangegangen, nicht umſtaͤndlich bekannt war, nicht ſelbſt geſehn, ſondern dem Tone und der Anſicht der Kuͤnſtler ſei- ner Zeit unbedingt nachgegeben hatte.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/65>, abgerufen am 24.11.2024.