Salvator, welchen der Künstler hier nach den ältesten Bey- spielen in unbärtiger Jugend dargestellt und mit Engeln um- geben hat; dieses Bild ist unstreitig das schwächste der gan- zen Folge. Uebrigens darf ich nicht verhehlen, daß in den genannten Bildern, besonders in den Kirchenvätern der vier Abtheilungen des Kreuzgewölbes, überall neben jenen älteren Anregungen auch Eindrücke aus den Werken des Benozzo Gozzoli wahrzunehmen sind, welcher eben damals schon in dem nahen Montefalco malen und durch den Umfang seines Talentes, die Neuheit seiner Leistungen auf die jüngeren Maler jenes Bezirkes einwirken mochte.
Da bis dahin die älteren Malerschulen des Bezirkes von Asisi und Perugia nur höchst nothdürftig bekannt sind, so dür- fen wir hoffen, die Ableitung ihrer Richtung, welche ich ver- sucht habe, in der Folge umständlicher begründet zu sehn. Indeß werden die angezogenen Beyspiele die Wahrscheinlichkeit meiner Ableitung über alle Einreden erheben und vor der Hand genügen, die auffallende Uebereinstimmung der Bestre- bungen des Niccolo von Fuligno mit jenen des Thaddeo di Bartolo bequem und faßlich zu erklären.
In einer urkundlichen Nachricht, welche ein Localscribent hervorgezogen *), werden: Pietro di Mazzaforte und Nic- colo Deliberatore Folignate im Jahre 1461. gemeinschaft- lich für eine schöne Altartafel der Franciscanerkirche zu Cagli bezahlt. Lanzi glaubte hinsichtlich dieser Urkunde annehmen zu müssen, daß eben damals zu Fuligno zwey verschiedene Maler
*) S. Lanzi sto. pitt. scuola Romana, Ep. I. -- Bemerke, daß er nicht die Worte der Urkunde anführt, welche man selbst einsehn müßte.
Salvator, welchen der Kuͤnſtler hier nach den aͤlteſten Bey- ſpielen in unbaͤrtiger Jugend dargeſtellt und mit Engeln um- geben hat; dieſes Bild iſt unſtreitig das ſchwaͤchſte der gan- zen Folge. Uebrigens darf ich nicht verhehlen, daß in den genannten Bildern, beſonders in den Kirchenvaͤtern der vier Abtheilungen des Kreuzgewoͤlbes, uͤberall neben jenen aͤlteren Anregungen auch Eindruͤcke aus den Werken des Benozzo Gozzoli wahrzunehmen ſind, welcher eben damals ſchon in dem nahen Montefalco malen und durch den Umfang ſeines Talentes, die Neuheit ſeiner Leiſtungen auf die juͤngeren Maler jenes Bezirkes einwirken mochte.
Da bis dahin die aͤlteren Malerſchulen des Bezirkes von Aſiſi und Perugia nur hoͤchſt nothduͤrftig bekannt ſind, ſo duͤr- fen wir hoffen, die Ableitung ihrer Richtung, welche ich ver- ſucht habe, in der Folge umſtaͤndlicher begruͤndet zu ſehn. Indeß werden die angezogenen Beyſpiele die Wahrſcheinlichkeit meiner Ableitung uͤber alle Einreden erheben und vor der Hand genuͤgen, die auffallende Uebereinſtimmung der Beſtre- bungen des Niccolò von Fuligno mit jenen des Thaddeo di Bartolo bequem und faßlich zu erklaͤren.
In einer urkundlichen Nachricht, welche ein Localſcribent hervorgezogen *), werden: Pietro di Mazzaforte und Nic- colò Deliberatore Folignate im Jahre 1461. gemeinſchaft- lich fuͤr eine ſchoͤne Altartafel der Franciscanerkirche zu Cagli bezahlt. Lanzi glaubte hinſichtlich dieſer Urkunde annehmen zu muͤſſen, daß eben damals zu Fuligno zwey verſchiedene Maler
*) S. Lanzi sto. pitt. scuola Romana, Ep. I. — Bemerke, daß er nicht die Worte der Urkunde anfuͤhrt, welche man ſelbſt einſehn muͤßte.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0333"n="315"/>
Salvator, welchen der Kuͤnſtler hier nach den aͤlteſten Bey-<lb/>ſpielen in unbaͤrtiger Jugend dargeſtellt und mit Engeln um-<lb/>
geben hat; dieſes Bild iſt unſtreitig das ſchwaͤchſte der gan-<lb/>
zen Folge. Uebrigens darf ich nicht verhehlen, daß in den<lb/>
genannten Bildern, beſonders in den Kirchenvaͤtern der vier<lb/>
Abtheilungen des Kreuzgewoͤlbes, uͤberall neben jenen aͤlteren<lb/>
Anregungen auch Eindruͤcke aus den Werken des <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118696831">Benozzo<lb/>
Gozzoli</persName> wahrzunehmen ſind, welcher eben damals ſchon in<lb/>
dem nahen <placeName>Montefalco</placeName> malen und durch den Umfang ſeines<lb/>
Talentes, die Neuheit ſeiner Leiſtungen auf die juͤngeren<lb/>
Maler jenes Bezirkes einwirken mochte.</p><lb/><p>Da bis dahin die aͤlteren Malerſchulen des Bezirkes von<lb/><placeName>Aſiſi</placeName> und <placeName>Perugia</placeName> nur hoͤchſt nothduͤrftig bekannt ſind, ſo duͤr-<lb/>
fen wir hoffen, die Ableitung ihrer Richtung, welche ich ver-<lb/>ſucht habe, in der Folge umſtaͤndlicher begruͤndet zu ſehn.<lb/>
Indeß werden die angezogenen Beyſpiele die Wahrſcheinlichkeit<lb/>
meiner Ableitung uͤber alle Einreden erheben und vor der<lb/>
Hand genuͤgen, die auffallende Uebereinſtimmung der Beſtre-<lb/>
bungen des <persNameref="http://d-nb.info/gnd/129222976">Niccol<hirendition="#aq">ò</hi> von Fuligno</persName> mit jenen des <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118835734">Thaddeo di<lb/>
Bartolo</persName> bequem und faßlich zu erklaͤren.</p><lb/><p>In einer urkundlichen Nachricht, welche ein Localſcribent<lb/>
hervorgezogen <noteplace="foot"n="*)">S. <hirendition="#aq"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/17414444X">Lanzi</persName> sto. pitt. scuola Romana, Ep. I</hi>. — Bemerke, daß<lb/>
er nicht die Worte der Urkunde anfuͤhrt, welche man ſelbſt einſehn<lb/>
muͤßte.</note>, werden: <hirendition="#aq"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/134068262">Pietro di Mazzaforte</persName></hi> und <hirendition="#aq"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/129222976">Nic-<lb/>
colò</persName> Deliberatore Folignate</hi> im Jahre 1461. gemeinſchaft-<lb/>
lich fuͤr eine ſchoͤne Altartafel der Franciscanerkirche zu <placeName>Cagli</placeName><lb/>
bezahlt. <persNameref="http://d-nb.info/gnd/17414444X">Lanzi</persName> glaubte hinſichtlich dieſer Urkunde annehmen zu<lb/>
muͤſſen, daß eben damals zu <placeName>Fuligno</placeName> zwey verſchiedene Maler<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[315/0333]
Salvator, welchen der Kuͤnſtler hier nach den aͤlteſten Bey-
ſpielen in unbaͤrtiger Jugend dargeſtellt und mit Engeln um-
geben hat; dieſes Bild iſt unſtreitig das ſchwaͤchſte der gan-
zen Folge. Uebrigens darf ich nicht verhehlen, daß in den
genannten Bildern, beſonders in den Kirchenvaͤtern der vier
Abtheilungen des Kreuzgewoͤlbes, uͤberall neben jenen aͤlteren
Anregungen auch Eindruͤcke aus den Werken des Benozzo
Gozzoli wahrzunehmen ſind, welcher eben damals ſchon in
dem nahen Montefalco malen und durch den Umfang ſeines
Talentes, die Neuheit ſeiner Leiſtungen auf die juͤngeren
Maler jenes Bezirkes einwirken mochte.
Da bis dahin die aͤlteren Malerſchulen des Bezirkes von
Aſiſi und Perugia nur hoͤchſt nothduͤrftig bekannt ſind, ſo duͤr-
fen wir hoffen, die Ableitung ihrer Richtung, welche ich ver-
ſucht habe, in der Folge umſtaͤndlicher begruͤndet zu ſehn.
Indeß werden die angezogenen Beyſpiele die Wahrſcheinlichkeit
meiner Ableitung uͤber alle Einreden erheben und vor der
Hand genuͤgen, die auffallende Uebereinſtimmung der Beſtre-
bungen des Niccolò von Fuligno mit jenen des Thaddeo di
Bartolo bequem und faßlich zu erklaͤren.
In einer urkundlichen Nachricht, welche ein Localſcribent
hervorgezogen *), werden: Pietro di Mazzaforte und Nic-
colò Deliberatore Folignate im Jahre 1461. gemeinſchaft-
lich fuͤr eine ſchoͤne Altartafel der Franciscanerkirche zu Cagli
bezahlt. Lanzi glaubte hinſichtlich dieſer Urkunde annehmen zu
muͤſſen, daß eben damals zu Fuligno zwey verſchiedene Maler
*) S. Lanzi sto. pitt. scuola Romana, Ep. I. — Bemerke, daß
er nicht die Worte der Urkunde anfuͤhrt, welche man ſelbſt einſehn
muͤßte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/333>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.