res unserem Meister beyzumessen sey, welcher nicht, wie man seit Vasari wiederholt, die ganze Thüre, sondern, wie beyge- legte Verhandlungen zeigen, daran nur einzelne Theile ge- macht haben konnte. In der That entsprechen die Köpfe, welche abwechselnd, charakteristisch und schön sind, dem Talent und der Manier des Luca bey weitem mehr, als die Figuren in den Füllungen, welche, da sie von besserem Style, aber einfacher behandelt sind, als die Bildnerarbeiten des Miche- lozzo, dem sonst unbekannten Bildner Maso di Bartolommeo zufallen dürften. Den Michelozzo, dem man mittlerweile eine andere ganz handwerksmäßige Bronzearbeit verstiftete *)! möchte man nur des Gusses willen hinzugezogen haben, dessen Luca ge- wiß nicht sehr mächtig war, da die Reinigung und Löthung des Werkes mit seiner Genehmigung einem dritten, dem Giovanni di Bartolommeo übertragen ward. Diese Umstände waren dem Vasari sämmtlich entgangen, weßhalb er sich für aufgefordert hielt, die reinliche Beendigung dieses Werkes, deren Verdienst er fälschlich dem Luca beymaß, aus dessen angenommener Vor- schule bey einem Goldarbeiter zu erklären **), welcher vielleicht einmal der Zeit nach mit der Jugend des Luca zusammenfällt, deren wahrer Zeitpunct dem Vasari, wie schon erinnert wor- den, ebenfalls unbekannt war.
Da Vasari überhaupt von unserem Künstler wenig sichere und begründete Kunde besaß, so möchte es nicht so ganz aus-
*) S. Belege III.
**)Vasari, vita di Luca d. R. (Ed. c. p. 264.) -- E tutto questo lavoro e tanto pulito e netto, che e una maraviglia e fa co- noscere, che molto giovo a Luca essere stato orefice. -- Der Goldschmidt, bey dem Luca gelernt haben soll, heißt: Lio- nardo di Ser Giovanni.
res unſerem Meiſter beyzumeſſen ſey, welcher nicht, wie man ſeit Vaſari wiederholt, die ganze Thuͤre, ſondern, wie beyge- legte Verhandlungen zeigen, daran nur einzelne Theile ge- macht haben konnte. In der That entſprechen die Koͤpfe, welche abwechſelnd, charakteriſtiſch und ſchoͤn ſind, dem Talent und der Manier des Luca bey weitem mehr, als die Figuren in den Fuͤllungen, welche, da ſie von beſſerem Style, aber einfacher behandelt ſind, als die Bildnerarbeiten des Miche- lozzo, dem ſonſt unbekannten Bildner Maſo di Bartolommeo zufallen duͤrften. Den Michelozzo, dem man mittlerweile eine andere ganz handwerksmaͤßige Bronzearbeit verſtiftete *)! moͤchte man nur des Guſſes willen hinzugezogen haben, deſſen Luca ge- wiß nicht ſehr maͤchtig war, da die Reinigung und Loͤthung des Werkes mit ſeiner Genehmigung einem dritten, dem Giovanni di Bartolommeo uͤbertragen ward. Dieſe Umſtaͤnde waren dem Vaſari ſaͤmmtlich entgangen, weßhalb er ſich fuͤr aufgefordert hielt, die reinliche Beendigung dieſes Werkes, deren Verdienſt er faͤlſchlich dem Luca beymaß, aus deſſen angenommener Vor- ſchule bey einem Goldarbeiter zu erklaͤren **), welcher vielleicht einmal der Zeit nach mit der Jugend des Luca zuſammenfaͤllt, deren wahrer Zeitpunct dem Vaſari, wie ſchon erinnert wor- den, ebenfalls unbekannt war.
Da Vaſari uͤberhaupt von unſerem Kuͤnſtler wenig ſichere und begruͤndete Kunde beſaß, ſo moͤchte es nicht ſo ganz aus-
*) S. Belege III.
**)Vasari, vita dì Luca d. R. (Ed. c. p. 264.) — E tutto questo lavoro é tanto pulito e netto, che é una maraviglia e fa co- noscere, che molto giovò a Luca essere stato orefice. — Der Goldſchmidt, bey dem Luca gelernt haben ſoll, heißt: Lio- nardo di Ser Giovanni.
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welche abwechſelnd, charakteriſtiſch und ſchoͤn ſind, dem Talent
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in den Fuͤllungen, welche, da ſie von beſſerem Style, aber
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lozzo, dem ſonſt unbekannten Bildner Maſo di Bartolommeo
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di Bartolommeo uͤbertragen ward. Dieſe Umſtaͤnde waren dem
Vaſari ſaͤmmtlich entgangen, weßhalb er ſich fuͤr aufgefordert
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er faͤlſchlich dem Luca beymaß, aus deſſen angenommener Vor-
ſchule bey einem Goldarbeiter zu erklaͤren **), welcher vielleicht
einmal der Zeit nach mit der Jugend des Luca zuſammenfaͤllt,
deren wahrer Zeitpunct dem Vaſari, wie ſchon erinnert wor-
den, ebenfalls unbekannt war.
Da Vaſari uͤberhaupt von unſerem Kuͤnſtler wenig ſichere
und begruͤndete Kunde beſaß, ſo moͤchte es nicht ſo ganz aus-
*) S. Belege III.
**) Vasari, vita dì Luca d. R. (Ed. c. p. 264.) — E tutto
questo lavoro é tanto pulito e netto, che é una maraviglia e fa co-
noscere, che molto giovò a Luca essere stato orefice. —
Der Goldſchmidt, bey dem Luca gelernt haben ſoll, heißt: Lio-
nardo di Ser Giovanni.
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/311>, abgerufen am 27.07.2024.
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