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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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dessen Eigenthümlichkeit, wie wir oben gesehn, schon im Jahre
1480. sich vollständig ausgesprochen hatte.

Herr Johann Metzger zu Florenz, dessen Verdienste als
Kupferstecher und ausgezeichneter Kenner und Wiederherstel-
ler alter Gemälde bereits erwähnt worden, besaß vor Jahren
eine Folge kleiner Gemälde mit Darstellungen aus der Legende
der Hll. Erzengel, wahrscheinlich vormals die Staffel des er-
wähnten Altarbildes der Kirche s. Giovannino detta la Calza,
in denen jene Feinheit der Bildung sich wiederholte, welche
ich dem Bastiano beyzumessen geneigt bin, ohne deßhalb der
Entscheidung vorzugreifen, welche voraussetzlich nach urkundli-
chen Gründen geschehen muß.

Domenico Ghirlandajo, dessen Schule ich nicht weiter
verfolge, da Granaccio und Ridolfo Ghirlandaj bereits von
einer neuen und entgegengesetzten Richtung fortgerissen wurden,
starb, nach einer Angabe des Vasari, welche hier schon Glau-
ben verdient, im Jahre 1493. überlebte also sein größestes
Werk nur um wenig Jahre. Indeß hätte ich nunmehr, be-
vor wir uns nach Perugia und den nahebelegenen umbrischen
Städten zurückwenden, eine dritte Verzweigung der florentini-
schen Malerschulen nachzuholen, welche mit jenen anderen we-
nig zu schaffen hat, da sie unmittelbar aus den Bestrebungen
der Bildner hervorgegangen ist.

Diese hatten wir gegen die Mitte des Jahrhundertes
und an der Stelle verlassen, wo, nach dem Vorgange des
Ghiberti und Donato, Luca della Robbia, das entschiedenste
Bildnertalent der neueren Kunstgeschichte, seine Laufbahn be-
ginnt; dessen treffliche Arbeiten in Marmor und Erz zufällig,
meist an dunkelen und ungelegenen Orten aufgestellt und da-

deſſen Eigenthuͤmlichkeit, wie wir oben geſehn, ſchon im Jahre
1480. ſich vollſtaͤndig ausgeſprochen hatte.

Herr Johann Metzger zu Florenz, deſſen Verdienſte als
Kupferſtecher und ausgezeichneter Kenner und Wiederherſtel-
ler alter Gemaͤlde bereits erwaͤhnt worden, beſaß vor Jahren
eine Folge kleiner Gemaͤlde mit Darſtellungen aus der Legende
der Hll. Erzengel, wahrſcheinlich vormals die Staffel des er-
waͤhnten Altarbildes der Kirche ſ. Giovannino detta la Calza,
in denen jene Feinheit der Bildung ſich wiederholte, welche
ich dem Baſtiano beyzumeſſen geneigt bin, ohne deßhalb der
Entſcheidung vorzugreifen, welche vorausſetzlich nach urkundli-
chen Gruͤnden geſchehen muß.

Domenico Ghirlandajo, deſſen Schule ich nicht weiter
verfolge, da Granaccio und Ridolfo Ghirlandaj bereits von
einer neuen und entgegengeſetzten Richtung fortgeriſſen wurden,
ſtarb, nach einer Angabe des Vaſari, welche hier ſchon Glau-
ben verdient, im Jahre 1493. uͤberlebte alſo ſein groͤßeſtes
Werk nur um wenig Jahre. Indeß haͤtte ich nunmehr, be-
vor wir uns nach Perugia und den nahebelegenen umbriſchen
Staͤdten zuruͤckwenden, eine dritte Verzweigung der florentini-
ſchen Malerſchulen nachzuholen, welche mit jenen anderen we-
nig zu ſchaffen hat, da ſie unmittelbar aus den Beſtrebungen
der Bildner hervorgegangen iſt.

Dieſe hatten wir gegen die Mitte des Jahrhundertes
und an der Stelle verlaſſen, wo, nach dem Vorgange des
Ghiberti und Donato, Luca della Robbia, das entſchiedenſte
Bildnertalent der neueren Kunſtgeſchichte, ſeine Laufbahn be-
ginnt; deſſen treffliche Arbeiten in Marmor und Erz zufaͤllig,
meiſt an dunkelen und ungelegenen Orten aufgeſtellt und da-

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[287/0305] deſſen Eigenthuͤmlichkeit, wie wir oben geſehn, ſchon im Jahre 1480. ſich vollſtaͤndig ausgeſprochen hatte. Herr Johann Metzger zu Florenz, deſſen Verdienſte als Kupferſtecher und ausgezeichneter Kenner und Wiederherſtel- ler alter Gemaͤlde bereits erwaͤhnt worden, beſaß vor Jahren eine Folge kleiner Gemaͤlde mit Darſtellungen aus der Legende der Hll. Erzengel, wahrſcheinlich vormals die Staffel des er- waͤhnten Altarbildes der Kirche ſ. Giovannino detta la Calza, in denen jene Feinheit der Bildung ſich wiederholte, welche ich dem Baſtiano beyzumeſſen geneigt bin, ohne deßhalb der Entſcheidung vorzugreifen, welche vorausſetzlich nach urkundli- chen Gruͤnden geſchehen muß. Domenico Ghirlandajo, deſſen Schule ich nicht weiter verfolge, da Granaccio und Ridolfo Ghirlandaj bereits von einer neuen und entgegengeſetzten Richtung fortgeriſſen wurden, ſtarb, nach einer Angabe des Vaſari, welche hier ſchon Glau- ben verdient, im Jahre 1493. uͤberlebte alſo ſein groͤßeſtes Werk nur um wenig Jahre. Indeß haͤtte ich nunmehr, be- vor wir uns nach Perugia und den nahebelegenen umbriſchen Staͤdten zuruͤckwenden, eine dritte Verzweigung der florentini- ſchen Malerſchulen nachzuholen, welche mit jenen anderen we- nig zu ſchaffen hat, da ſie unmittelbar aus den Beſtrebungen der Bildner hervorgegangen iſt. Dieſe hatten wir gegen die Mitte des Jahrhundertes und an der Stelle verlaſſen, wo, nach dem Vorgange des Ghiberti und Donato, Luca della Robbia, das entſchiedenſte Bildnertalent der neueren Kunſtgeſchichte, ſeine Laufbahn be- ginnt; deſſen treffliche Arbeiten in Marmor und Erz zufaͤllig, meiſt an dunkelen und ungelegenen Orten aufgeſtellt und da-

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/305>, abgerufen am 22.11.2024.