sen Peter von Perugia. Selbst, was im Ghirlandajo Ma- nier ist, eine gewisse Derbheit in den fleischigen und knorpeli- gen Gesichtsformen, widerstrebte jenem Ausdruck, den wir ge- neigt sind, in christlichen Heiligen vorauszusetzen.
Doch gelang es einem Maler seiner Schule, dem Ba- stiano Mainardi von san Gimignano, dem er, wie Vasari berichtet, seine Schwester zur Ehe gegeben, die Manier und den Naturalismus des Ghirlandajo mit einer zarteren Auffas- sung des Charakters christlicher Heiligung zu verschmelzen; wenn anders die Malereyen in der Kappelle der beata Fina der Pfarrkirche des Städtchens s. Gimignano von seiner Hand sind *), worüber das Archiv der Kirche vielleicht einmal Auf- schluß geben wird. Daß Bastiano in diesem Orte zu Hause war, vermehrt die Wahrscheinlichkeit seines Antheils an jener Arbeit, welche unter allen Umständen die bekannteren Male- reyen des Domenico hinsichtlich der Zierlichkeit ihrer beseelten Gesichtsbildungen weit übertreffen, der Rundung und des Auf- trages ihnen nachstehn. Gegenüber, in der Kappelle des Hl. Johannes Baptista, giebt es eine Tafel von geringerem Ver- dienste, doch ähnlicher Manier, deren Aufschrift: hoc opus fieri fecit Juliana quondam Martini Cetii de sco Ge- miniano MCCCC.LXXXII.; wahrscheinlich ward jene Kap- pelle um dieselbe Zeit gemalt, was die Vermuthung abschnei- det, daß solche ein zarteres Jugendwerk des Domenico sey,
ſen Peter von Perugia. Selbſt, was im Ghirlandajo Ma- nier iſt, eine gewiſſe Derbheit in den fleiſchigen und knorpeli- gen Geſichtsformen, widerſtrebte jenem Ausdruck, den wir ge- neigt ſind, in chriſtlichen Heiligen vorauszuſetzen.
Doch gelang es einem Maler ſeiner Schule, dem Ba- ſtiano Mainardi von ſan Gimignano, dem er, wie Vaſari berichtet, ſeine Schweſter zur Ehe gegeben, die Manier und den Naturalismus des Ghirlandajo mit einer zarteren Auffaſ- ſung des Charakters chriſtlicher Heiligung zu verſchmelzen; wenn anders die Malereyen in der Kappelle der beata Fina der Pfarrkirche des Staͤdtchens ſ. Gimignano von ſeiner Hand ſind *), woruͤber das Archiv der Kirche vielleicht einmal Auf- ſchluß geben wird. Daß Baſtiano in dieſem Orte zu Hauſe war, vermehrt die Wahrſcheinlichkeit ſeines Antheils an jener Arbeit, welche unter allen Umſtaͤnden die bekannteren Male- reyen des Domenico hinſichtlich der Zierlichkeit ihrer beſeelten Geſichtsbildungen weit uͤbertreffen, der Rundung und des Auf- trages ihnen nachſtehn. Gegenuͤber, in der Kappelle des Hl. Johannes Baptiſta, giebt es eine Tafel von geringerem Ver- dienſte, doch aͤhnlicher Manier, deren Aufſchrift: hoc opus fieri fecit Juliana quondam Martini Cetii de sco Ge- miniano MCCCC.LXXXII.; wahrſcheinlich ward jene Kap- pelle um dieſelbe Zeit gemalt, was die Vermuthung abſchnei- det, daß ſolche ein zarteres Jugendwerk des Domenico ſey,
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ſen Peter von Perugia. Selbſt, was im Ghirlandajo Ma-
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gen Geſichtsformen, widerſtrebte jenem Ausdruck, den wir ge-
neigt ſind, in chriſtlichen Heiligen vorauszuſetzen.
Doch gelang es einem Maler ſeiner Schule, dem Ba-
ſtiano Mainardi von ſan Gimignano, dem er, wie Vaſari
berichtet, ſeine Schweſter zur Ehe gegeben, die Manier und
den Naturalismus des Ghirlandajo mit einer zarteren Auffaſ-
ſung des Charakters chriſtlicher Heiligung zu verſchmelzen;
wenn anders die Malereyen in der Kappelle der beata Fina
der Pfarrkirche des Staͤdtchens ſ. Gimignano von ſeiner Hand
ſind *), woruͤber das Archiv der Kirche vielleicht einmal Auf-
ſchluß geben wird. Daß Baſtiano in dieſem Orte zu Hauſe
war, vermehrt die Wahrſcheinlichkeit ſeines Antheils an jener
Arbeit, welche unter allen Umſtaͤnden die bekannteren Male-
reyen des Domenico hinſichtlich der Zierlichkeit ihrer beſeelten
Geſichtsbildungen weit uͤbertreffen, der Rundung und des Auf-
trages ihnen nachſtehn. Gegenuͤber, in der Kappelle des Hl.
Johannes Baptiſta, giebt es eine Tafel von geringerem Ver-
dienſte, doch aͤhnlicher Manier, deren Aufſchrift: hoc opus
fieri fecit Juliana quondam Martini Cetii de sco Ge-
miniano MCCCC.LXXXII.; wahrſcheinlich ward jene Kap-
pelle um dieſelbe Zeit gemalt, was die Vermuthung abſchnei-
det, daß ſolche ein zarteres Jugendwerk des Domenico ſey,
*) Vasari vita di Dom. Ghirlandajo Ed. c. p. 464. Stette seco
— a imparare Bastiano Mainardi da s. Gim. il quale in fresco era
divenuto molto pratico maestro; — per il che andando con Dome-
nico a. s. Gimignano dipinsero in compagnia la cappella di s. Fina,
la quale é cosa bella. —
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/304>, abgerufen am 16.02.2025.
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