Ziffern bedient, deren letzte vielleicht nur zufällig ausgelassen worden.
Jene Inschrift ist indeß nicht bloß der Zeitbestimmung willen wichtig, vielmehr besonders, weil sie uns jenes Voll- gefühl bürgerlicher Größe und Wohlfarth beurkundet, welches so wesentlich mitgewürkt, die florentinische Malerey der Epoche, welche uns beschäftigt, auf Beobachtung und Nachbildung des Umgebenden und Gegenwärtigen hinzuleiten. Sie lehrt, daß auch der Patriotismus, also nicht einzig jenes, der aufstreben- den Kunst stets eigenthümliche, Verlangen nach allseitiger Durchdringung der Form und Erscheinung, die Maler jener Zeit veranlaßte in ihren umfassenderen Arbeiten die Vorgründe durch Bildnißfiguren, die Hintergründe durch städtische Ansich- ten zu schmücken. Man malte an solchen Stellen die Bild- nisse großer Staatsmänner, Gelehrten, Künstler, auch anderer Menschen, welche durch Witz, Laune und selbst durch ihre Thorheit zu einer gewissen Gunst gelangt waren; man schil- derte das häusliche und bürgerliche Leben seiner Zeit, den all- mähligen Fortgang der Verschönerungen seiner Stadt und stif- tete gelegentlich einer ziemlich kühlen Abfindung mit den be- stehenden Gebräuchen der Kirche, sich selbst ein Gedächtniß ganz neuer und gewiß nicht so ganz verwerflicher Art. -- Nachdem nun einmal bey den Florentinern die Religiosität der Gesinnung aus der herrschenden Kirche entflohen war und dem Sectengeiste (Savonarola) sich zugewendet hatte, war es sicher nur ein Gewinn, daß bey den malerischen Unterneh- mungen jener Zeit eine neue Begeisterung (die bürgerliche) die eingetretene Lücke erfüllte.
Die Malereyen der Chorkappelle in sta Maria novella erheben den selbstständigen Werth eben dieser Begeisterung,
Ziffern bedient, deren letzte vielleicht nur zufaͤllig ausgelaſſen worden.
Jene Inſchrift iſt indeß nicht bloß der Zeitbeſtimmung willen wichtig, vielmehr beſonders, weil ſie uns jenes Voll- gefuͤhl buͤrgerlicher Groͤße und Wohlfarth beurkundet, welches ſo weſentlich mitgewuͤrkt, die florentiniſche Malerey der Epoche, welche uns beſchaͤftigt, auf Beobachtung und Nachbildung des Umgebenden und Gegenwaͤrtigen hinzuleiten. Sie lehrt, daß auch der Patriotismus, alſo nicht einzig jenes, der aufſtreben- den Kunſt ſtets eigenthuͤmliche, Verlangen nach allſeitiger Durchdringung der Form und Erſcheinung, die Maler jener Zeit veranlaßte in ihren umfaſſenderen Arbeiten die Vorgruͤnde durch Bildnißfiguren, die Hintergruͤnde durch ſtaͤdtiſche Anſich- ten zu ſchmuͤcken. Man malte an ſolchen Stellen die Bild- niſſe großer Staatsmaͤnner, Gelehrten, Kuͤnſtler, auch anderer Menſchen, welche durch Witz, Laune und ſelbſt durch ihre Thorheit zu einer gewiſſen Gunſt gelangt waren; man ſchil- derte das haͤusliche und buͤrgerliche Leben ſeiner Zeit, den all- maͤhligen Fortgang der Verſchoͤnerungen ſeiner Stadt und ſtif- tete gelegentlich einer ziemlich kuͤhlen Abfindung mit den be- ſtehenden Gebraͤuchen der Kirche, ſich ſelbſt ein Gedaͤchtniß ganz neuer und gewiß nicht ſo ganz verwerflicher Art. — Nachdem nun einmal bey den Florentinern die Religioſitaͤt der Geſinnung aus der herrſchenden Kirche entflohen war und dem Sectengeiſte (Savonarola) ſich zugewendet hatte, war es ſicher nur ein Gewinn, daß bey den maleriſchen Unterneh- mungen jener Zeit eine neue Begeiſterung (die buͤrgerliche) die eingetretene Luͤcke erfuͤllte.
Die Malereyen der Chorkappelle in ſta Maria novella erheben den ſelbſtſtaͤndigen Werth eben dieſer Begeiſterung,
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Ziffern bedient, deren letzte vielleicht nur zufaͤllig ausgelaſſen
worden.
Jene Inſchrift iſt indeß nicht bloß der Zeitbeſtimmung
willen wichtig, vielmehr beſonders, weil ſie uns jenes Voll-
gefuͤhl buͤrgerlicher Groͤße und Wohlfarth beurkundet, welches
ſo weſentlich mitgewuͤrkt, die florentiniſche Malerey der Epoche,
welche uns beſchaͤftigt, auf Beobachtung und Nachbildung des
Umgebenden und Gegenwaͤrtigen hinzuleiten. Sie lehrt, daß
auch der Patriotismus, alſo nicht einzig jenes, der aufſtreben-
den Kunſt ſtets eigenthuͤmliche, Verlangen nach allſeitiger
Durchdringung der Form und Erſcheinung, die Maler jener
Zeit veranlaßte in ihren umfaſſenderen Arbeiten die Vorgruͤnde
durch Bildnißfiguren, die Hintergruͤnde durch ſtaͤdtiſche Anſich-
ten zu ſchmuͤcken. Man malte an ſolchen Stellen die Bild-
niſſe großer Staatsmaͤnner, Gelehrten, Kuͤnſtler, auch anderer
Menſchen, welche durch Witz, Laune und ſelbſt durch ihre
Thorheit zu einer gewiſſen Gunſt gelangt waren; man ſchil-
derte das haͤusliche und buͤrgerliche Leben ſeiner Zeit, den all-
maͤhligen Fortgang der Verſchoͤnerungen ſeiner Stadt und ſtif-
tete gelegentlich einer ziemlich kuͤhlen Abfindung mit den be-
ſtehenden Gebraͤuchen der Kirche, ſich ſelbſt ein Gedaͤchtniß
ganz neuer und gewiß nicht ſo ganz verwerflicher Art. —
Nachdem nun einmal bey den Florentinern die Religioſitaͤt
der Geſinnung aus der herrſchenden Kirche entflohen war und
dem Sectengeiſte (Savonarola) ſich zugewendet hatte, war es
ſicher nur ein Gewinn, daß bey den maleriſchen Unterneh-
mungen jener Zeit eine neue Begeiſterung (die buͤrgerliche)
die eingetretene Luͤcke erfuͤllte.
Die Malereyen der Chorkappelle in ſta Maria novella
erheben den ſelbſtſtaͤndigen Werth eben dieſer Begeiſterung,
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/300>, abgerufen am 25.11.2024.
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