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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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Also kam die erste Anregung des Bestrebens, landschaft-
liche Hintergründe, ergötzliche Pflanzengebilde und andere Bey-
werke um des bloßen Reizes der Erscheinung willen in den
historischen Darstellungen anzubringen, den toscanischen Ma-
lern aus weiter Ferne. Lange, bevor sie dazu die Hand er-
huben, hatten die Brüder van Eyck in der Behandlung sol-
cher Nebendinge eine selten übertroffene Meisterschaft darge-
legt, welche höchst wahrscheinlich auf den Versuchen und Er-
fahrungen älterer Maler sich begründete. Um die Mitte des
funfzehnten Jahrhundertes gelangten viele Gemälde dieser
Schule, Weihgeschenke im Niederlande ansässiger Italiener,
nach Toscana und in andere Gegenden des Landes *); unter
diesen ward die schöne Tafel von Hugo van der Goes in der
Spitalkirche sta Maria nuova von allen florentinischen Ma-
lern der anderen Hälfte des Jahrhundertes hinsichtlich der
Beywerke nachgeahmt. Das Glasgefäß mit seinen Blumen,
die Teppiche und reichen Zeuge, wie vornehmlich die schönen
Hintergründe wurden von nun an und bis gegen Ende des
funfzehnten Jahrhundertes, obwohl mit ungleichem Gelingen,
in den meisten historischen Gemälden dieser Schule angebracht.
Man hat behaupten wollen, dieses Ergötzen an schönen Bey-
werken habe, in Vereinigung mit jener älteren Richtung auf
Erforschung und Aneignung physiognomischer Feinheiten, die
Florentiner jener Zeit von ernstlicher Durchdringung der Idee
vorwaltender Kunstaufgaben abgezogen.


secundus suscepit laetus, Judoci Vyd prece fretus. Versu sexta Mai
vos collocat acta tueri.
Die letzte Zeile enthält die Jahrszahl 1432.
*) S. Waagen, Ueber Hubert und Johann van Eyck. Bres-
lau
. 1822. S. 182 ff. und denselben, im Kunstblatt 1824. No.
23 -- 27.

Alſo kam die erſte Anregung des Beſtrebens, landſchaft-
liche Hintergruͤnde, ergoͤtzliche Pflanzengebilde und andere Bey-
werke um des bloßen Reizes der Erſcheinung willen in den
hiſtoriſchen Darſtellungen anzubringen, den toscaniſchen Ma-
lern aus weiter Ferne. Lange, bevor ſie dazu die Hand er-
huben, hatten die Bruͤder van Eyck in der Behandlung ſol-
cher Nebendinge eine ſelten uͤbertroffene Meiſterſchaft darge-
legt, welche hoͤchſt wahrſcheinlich auf den Verſuchen und Er-
fahrungen aͤlterer Maler ſich begruͤndete. Um die Mitte des
funfzehnten Jahrhundertes gelangten viele Gemaͤlde dieſer
Schule, Weihgeſchenke im Niederlande anſaͤſſiger Italiener,
nach Toscana und in andere Gegenden des Landes *); unter
dieſen ward die ſchoͤne Tafel von Hugo van der Goes in der
Spitalkirche ſta Maria nuova von allen florentiniſchen Ma-
lern der anderen Haͤlfte des Jahrhundertes hinſichtlich der
Beywerke nachgeahmt. Das Glasgefaͤß mit ſeinen Blumen,
die Teppiche und reichen Zeuge, wie vornehmlich die ſchoͤnen
Hintergruͤnde wurden von nun an und bis gegen Ende des
funfzehnten Jahrhundertes, obwohl mit ungleichem Gelingen,
in den meiſten hiſtoriſchen Gemaͤlden dieſer Schule angebracht.
Man hat behaupten wollen, dieſes Ergoͤtzen an ſchoͤnen Bey-
werken habe, in Vereinigung mit jener aͤlteren Richtung auf
Erforſchung und Aneignung phyſiognomiſcher Feinheiten, die
Florentiner jener Zeit von ernſtlicher Durchdringung der Idee
vorwaltender Kunſtaufgaben abgezogen.


secundus suscepit laetus, Judoci Vyd prece fretus. Versu sexta Mai
vos collocat acta tueri.
Die letzte Zeile enthaͤlt die Jahrszahl 1432.
*) S. Waagen, Ueber Hubert und Johann van Eyck. Bres-
lau
. 1822. S. 182 ff. und denſelben, im Kunſtblatt 1824. No.
23 — 27.
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[263/0281] Alſo kam die erſte Anregung des Beſtrebens, landſchaft- liche Hintergruͤnde, ergoͤtzliche Pflanzengebilde und andere Bey- werke um des bloßen Reizes der Erſcheinung willen in den hiſtoriſchen Darſtellungen anzubringen, den toscaniſchen Ma- lern aus weiter Ferne. Lange, bevor ſie dazu die Hand er- huben, hatten die Bruͤder van Eyck in der Behandlung ſol- cher Nebendinge eine ſelten uͤbertroffene Meiſterſchaft darge- legt, welche hoͤchſt wahrſcheinlich auf den Verſuchen und Er- fahrungen aͤlterer Maler ſich begruͤndete. Um die Mitte des funfzehnten Jahrhundertes gelangten viele Gemaͤlde dieſer Schule, Weihgeſchenke im Niederlande anſaͤſſiger Italiener, nach Toscana und in andere Gegenden des Landes *); unter dieſen ward die ſchoͤne Tafel von Hugo van der Goes in der Spitalkirche ſta Maria nuova von allen florentiniſchen Ma- lern der anderen Haͤlfte des Jahrhundertes hinſichtlich der Beywerke nachgeahmt. Das Glasgefaͤß mit ſeinen Blumen, die Teppiche und reichen Zeuge, wie vornehmlich die ſchoͤnen Hintergruͤnde wurden von nun an und bis gegen Ende des funfzehnten Jahrhundertes, obwohl mit ungleichem Gelingen, in den meiſten hiſtoriſchen Gemaͤlden dieſer Schule angebracht. Man hat behaupten wollen, dieſes Ergoͤtzen an ſchoͤnen Bey- werken habe, in Vereinigung mit jener aͤlteren Richtung auf Erforſchung und Aneignung phyſiognomiſcher Feinheiten, die Florentiner jener Zeit von ernſtlicher Durchdringung der Idee vorwaltender Kunſtaufgaben abgezogen. *) *) S. Waagen, Ueber Hubert und Johann van Eyck. Bres- lau. 1822. S. 182 ff. und denſelben, im Kunſtblatt 1824. No. 23 — 27. *) secundus suscepit laetus, Judoci Vyd prece fretus. Versu sexta Mai vos collocat acta tueri. Die letzte Zeile enthaͤlt die Jahrszahl 1432.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/281>, abgerufen am 22.11.2024.