Venedig ihn kennen gelehrt. Indeß kenne ich von diesem letz- ten nur eine einzige, noch wohlerhaltene Tafel in der Kirche sta Lucia jenseit des Arno zu Florenz. In diesem Altarge- mälde, worin die Madonna auf dem Throne unter einer Bo- genstellung von gemischter florentinisch-gothischer Anlage, zu den Seiten, sta Lucia, ein Hl. Bischof und gegenüber s. Joh. Baptista und s. Franz, lieset man auf der ersten Stufe des Thrones:
opus Dominici de Venetiis -- Ho Mater Dei mi- sere mei -- Datum est.
Dieses Bild gehört zu den früheren Beyspielen dieser in der zweyten Hälfte des Jahrhundertes beliebten einfachen und ruhigen Anordnung der Heiligen bestimmter Altäre. Das Profil der Hl. Lucia ist des beato Angelico nicht unwürdig, in den übrigen Köpfen einige Spur der manierten Charakteri- stik des Andrea dal Castagno. Uebrigens ist dieses Bild sehr trocken a tempera gemalt, was unerklärlich wäre, wenn Do- menico wirklich, wie Vasari auch im Leben des Antonello von Messina vorgiebt, die Vortheile der Oelmalerey durchaus besessen und solche dem Andrea mitgetheilt hätte. Auch in den Arbeiten des Letzten zeigt sich nirgend einige Spur von genauer Bekanntschaft mit den Vortheilen, welche die nieder- deutschen Maler damals schon längst in fast unerreichter Voll- kommenheit aus dieser Bindung entwickelt hatten, wie in dem unvergleichlichen van Eyck der königlich preußischen Samm- lung. *) Vielleicht täuschte den Vasari die bräunlich schmuz- zige Färbung der bekannteren Arbeiten des Andrea.
*) Diese Tafeln enthalten die Inschrift. Pictor Hubertus e Eyck, major quo nemo repertus, incepit; pondusque Johannes arte
Venedig ihn kennen gelehrt. Indeß kenne ich von dieſem letz- ten nur eine einzige, noch wohlerhaltene Tafel in der Kirche ſta Lucia jenſeit des Arno zu Florenz. In dieſem Altarge- maͤlde, worin die Madonna auf dem Throne unter einer Bo- genſtellung von gemiſchter florentiniſch-gothiſcher Anlage, zu den Seiten, ſta Lucia, ein Hl. Biſchof und gegenuͤber ſ. Joh. Baptiſta und ſ. Franz, lieſet man auf der erſten Stufe des Thrones:
opus Dominici de Venetiis — Ho Mater Dei mi- sere mei — Datum est.
Dieſes Bild gehoͤrt zu den fruͤheren Beyſpielen dieſer in der zweyten Haͤlfte des Jahrhundertes beliebten einfachen und ruhigen Anordnung der Heiligen beſtimmter Altaͤre. Das Profil der Hl. Lucia iſt des beato Angelico nicht unwuͤrdig, in den uͤbrigen Koͤpfen einige Spur der manierten Charakteri- ſtik des Andrea dal Caſtagno. Uebrigens iſt dieſes Bild ſehr trocken a tempera gemalt, was unerklaͤrlich waͤre, wenn Do- menico wirklich, wie Vaſari auch im Leben des Antonello von Meſſina vorgiebt, die Vortheile der Oelmalerey durchaus beſeſſen und ſolche dem Andrea mitgetheilt haͤtte. Auch in den Arbeiten des Letzten zeigt ſich nirgend einige Spur von genauer Bekanntſchaft mit den Vortheilen, welche die nieder- deutſchen Maler damals ſchon laͤngſt in faſt unerreichter Voll- kommenheit aus dieſer Bindung entwickelt hatten, wie in dem unvergleichlichen van Eyck der koͤniglich preußiſchen Samm- lung. *) Vielleicht taͤuſchte den Vaſari die braͤunlich ſchmuz- zige Faͤrbung der bekannteren Arbeiten des Andrea.
*) Dieſe Tafeln enthalten die Inſchrift. Pictor Hubertus e Eyck, major quo nemo repertus, incepit; pondusque Johannes arte
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den Seiten, ſta Lucia, ein Hl. Biſchof und gegenuͤber ſ. Joh.
Baptiſta und ſ. Franz, lieſet man auf der erſten Stufe des
Thrones:
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sere mei — Datum est.
Dieſes Bild gehoͤrt zu den fruͤheren Beyſpielen dieſer in
der zweyten Haͤlfte des Jahrhundertes beliebten einfachen und
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Profil der Hl. Lucia iſt des beato Angelico nicht unwuͤrdig,
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ſtik des Andrea dal Caſtagno. Uebrigens iſt dieſes Bild ſehr
trocken a tempera gemalt, was unerklaͤrlich waͤre, wenn Do-
menico wirklich, wie Vaſari auch im Leben des Antonello
von Meſſina vorgiebt, die Vortheile der Oelmalerey durchaus
beſeſſen und ſolche dem Andrea mitgetheilt haͤtte. Auch in
den Arbeiten des Letzten zeigt ſich nirgend einige Spur von
genauer Bekanntſchaft mit den Vortheilen, welche die nieder-
deutſchen Maler damals ſchon laͤngſt in faſt unerreichter Voll-
kommenheit aus dieſer Bindung entwickelt hatten, wie in dem
unvergleichlichen van Eyck der koͤniglich preußiſchen Samm-
lung. *) Vielleicht taͤuſchte den Vaſari die braͤunlich ſchmuz-
zige Faͤrbung der bekannteren Arbeiten des Andrea.
*) Dieſe Tafeln enthalten die Inſchrift. Pictor Hubertus e
Eyck, major quo nemo repertus, incepit; pondusque Johannes arte
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/280>, abgerufen am 16.02.2025.
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