An der Fläche des gothischen Bogens über dem Altare malte Benozzo Brustbilder der Apostel; in den Abtheilungen des Kreuzgewölbes die vier Evangelisten, unter denen Johan- nes auszuzeichnen; an den Wänden in vielen Abtheilungen sechzehn Lebensereignisse des Hl. Augustin, unter welchen das eine mit den knabenhaften Unarten und Züchtigungen des künf- tigen Heiligen besonders launig aufgefaßt ist. Unzählige Bild- nißfiguren, welche nicht immer an der Handlung Theil neh- men, erfüllen jeden zu ermüssigenden Raum. Einige dieser belebten und ausdrucksvollen Gesichter hat Benozzo auch an anderen Stellen, besonders in der Kappelle des Palastes Ric- cardi zu Florenz wieder angebracht.
Rings an den Wänden dieser Kappelle malte Benozzo den Zug der Hl. drey Könige mit einem zahllosen Gefolge von Bildnißfiguren, welche, für sich betrachtet, vortrefflich und fleißiger beendigt sind, als die Köpfe der Nebenfiguren in sei- nem letzten und umfassendsten Werke, den Darstellungen aus dem alten Testament im Campo santo zu Pisa. Hier war Benozzo endlich einmal von seiner Aufgabe ergriffen, bediente er sich seiner vorangegangenen Beobachtungen und Forschun- gen mehr, seinen jedesmaligen Gegenstand auszudrücken, als, wie bisher, den Raum behaglich zu füllen. Der Fluch des Noah, die mühsam unterdrückte Rührung Josephs, wo seine Brüder um Benjamins Befreyung flehen, spricht sich ganz unübertrefflich aus. Doch beruhet auch hier aller Ausdruck auf tiefer Kenntniß des Bezeichnenden in den Zügen des Ant- litzes; denn die Gestalt ist keinesweges besser verstanden, als in jenen frühesten Malereyen zu Montefalco; das Gewand
An der Flaͤche des gothiſchen Bogens uͤber dem Altare malte Benozzo Bruſtbilder der Apoſtel; in den Abtheilungen des Kreuzgewoͤlbes die vier Evangeliſten, unter denen Johan- nes auszuzeichnen; an den Waͤnden in vielen Abtheilungen ſechzehn Lebensereigniſſe des Hl. Auguſtin, unter welchen das eine mit den knabenhaften Unarten und Zuͤchtigungen des kuͤnf- tigen Heiligen beſonders launig aufgefaßt iſt. Unzaͤhlige Bild- nißfiguren, welche nicht immer an der Handlung Theil neh- men, erfuͤllen jeden zu ermuͤſſigenden Raum. Einige dieſer belebten und ausdrucksvollen Geſichter hat Benozzo auch an anderen Stellen, beſonders in der Kappelle des Palaſtes Ric- cardi zu Florenz wieder angebracht.
Rings an den Waͤnden dieſer Kappelle malte Benozzo den Zug der Hl. drey Koͤnige mit einem zahlloſen Gefolge von Bildnißfiguren, welche, fuͤr ſich betrachtet, vortrefflich und fleißiger beendigt ſind, als die Koͤpfe der Nebenfiguren in ſei- nem letzten und umfaſſendſten Werke, den Darſtellungen aus dem alten Teſtament im Campo ſanto zu Piſa. Hier war Benozzo endlich einmal von ſeiner Aufgabe ergriffen, bediente er ſich ſeiner vorangegangenen Beobachtungen und Forſchun- gen mehr, ſeinen jedesmaligen Gegenſtand auszudruͤcken, als, wie bisher, den Raum behaglich zu fuͤllen. Der Fluch des Noah, die muͤhſam unterdruͤckte Ruͤhrung Joſephs, wo ſeine Bruͤder um Benjamins Befreyung flehen, ſpricht ſich ganz unuͤbertrefflich aus. Doch beruhet auch hier aller Ausdruck auf tiefer Kenntniß des Bezeichnenden in den Zuͤgen des Ant- litzes; denn die Geſtalt iſt keinesweges beſſer verſtanden, als in jenen fruͤheſten Malereyen zu Montefalco; das Gewand
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Hoc proprio sumptu Dominicus ille sacellum
Insignem jussit pingere Benotium. MCCCC.LXV.
An der Flaͤche des gothiſchen Bogens uͤber dem Altare
malte Benozzo Bruſtbilder der Apoſtel; in den Abtheilungen
des Kreuzgewoͤlbes die vier Evangeliſten, unter denen Johan-
nes auszuzeichnen; an den Waͤnden in vielen Abtheilungen
ſechzehn Lebensereigniſſe des Hl. Auguſtin, unter welchen das
eine mit den knabenhaften Unarten und Zuͤchtigungen des kuͤnf-
tigen Heiligen beſonders launig aufgefaßt iſt. Unzaͤhlige Bild-
nißfiguren, welche nicht immer an der Handlung Theil neh-
men, erfuͤllen jeden zu ermuͤſſigenden Raum. Einige dieſer
belebten und ausdrucksvollen Geſichter hat Benozzo auch an
anderen Stellen, beſonders in der Kappelle des Palaſtes Ric-
cardi zu Florenz wieder angebracht.
Rings an den Waͤnden dieſer Kappelle malte Benozzo
den Zug der Hl. drey Koͤnige mit einem zahlloſen Gefolge von
Bildnißfiguren, welche, fuͤr ſich betrachtet, vortrefflich und
fleißiger beendigt ſind, als die Koͤpfe der Nebenfiguren in ſei-
nem letzten und umfaſſendſten Werke, den Darſtellungen aus
dem alten Teſtament im Campo ſanto zu Piſa. Hier war
Benozzo endlich einmal von ſeiner Aufgabe ergriffen, bediente
er ſich ſeiner vorangegangenen Beobachtungen und Forſchun-
gen mehr, ſeinen jedesmaligen Gegenſtand auszudruͤcken, als,
wie bisher, den Raum behaglich zu fuͤllen. Der Fluch des
Noah, die muͤhſam unterdruͤckte Ruͤhrung Joſephs, wo ſeine
Bruͤder um Benjamins Befreyung flehen, ſpricht ſich ganz
unuͤbertrefflich aus. Doch beruhet auch hier aller Ausdruck
auf tiefer Kenntniß des Bezeichnenden in den Zuͤgen des Ant-
litzes; denn die Geſtalt iſt keinesweges beſſer verſtanden, als
in jenen fruͤheſten Malereyen zu Montefalco; das Gewand
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/278>, abgerufen am 25.11.2024.
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