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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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tigen Verschiedenheit beider Meister gefolgt seyn, oder viel-
mehr lebendigen Künstlertraditionen, welche, da die Beendi-
gung der Kappelle Brancacci mit der Jugend des Michelan-
gelo
zusammenfällt, hier schon als Quelle zu betrachten sind;
so ist doch so viel gewiß, daß er in dieser Kappelle, was er
nicht schon dem Masolino und Masaccio ausdrücklich beyge-
legt hatte, durchhin für Arbeit des Filippino hielt. Uebrig
war, nach Ausnahme des schon berührten, zunächst: in der
Mitte der linken Seitenwand eine weite Lücke von unbestimm-
tem Umriß; diese ward, wie Vasari mit deutlichen Anzeichen
umständlicher Kunde berichtet, *) von Filippino ausgefüllt;
man unterscheidet noch immer den roh verbundenen Ansatz des
frischen Kalkes an den längst verhärteten der Malerey des
Masaccio. Ferner war die untere Abtheilung der Seitenwand
zur Rechten noch unbesetzt; an dieser bezeichnet uns Vasari
ohne Angabe der Gegenstände die beiden noch vorhandenen
Historien, die eine, indem er anzeigt, daß er daraus das Bild-
niß des Filippino entlehnt habe; **) die andere, darauf

*) Vas. vita di Fil. Lippi (ed. cit. p. 493.) -- "Filippo dun-
que le diede di sua mano l'ultima perfezione e vi fece il resto
d'una storia, che mancava, dove s. Pietro e Paulo risuscitano il
Nipote dell' Imperatore. Nella figura del qual fanciullo ritrasse
Francesco Granacci pittore allora giovanetto; e similmente M. Tom-
maso Soderini
cavaliere, Piero Guicciardini padre di M. Francesco,
che ha scritto le storie, Piero del Pugliese, e Luigi Pulci poeta; pa-
rimente Antonio Pollajuolo.
--
**) Ds. das., ohne, der Construction nach, abzusetzen -- e se
stesso cosi giovane come era, il che non fece altrimenti nel resto
della sua vita, onde non si e potuto havere il ritratto di lui d'eta
migliore.
-- Allerdings sollte man der äußeren Verbindung nach
das Bildniß des Filippino in der genannten Gruppe (der Ergän-
zung der Lücke an der linken Seitenwand) aufsuchen. Indeß hatte

tigen Verſchiedenheit beider Meiſter gefolgt ſeyn, oder viel-
mehr lebendigen Kuͤnſtlertraditionen, welche, da die Beendi-
gung der Kappelle Brancacci mit der Jugend des Michelan-
gelo
zuſammenfaͤllt, hier ſchon als Quelle zu betrachten ſind;
ſo iſt doch ſo viel gewiß, daß er in dieſer Kappelle, was er
nicht ſchon dem Maſolino und Maſaccio ausdruͤcklich beyge-
legt hatte, durchhin fuͤr Arbeit des Filippino hielt. Uebrig
war, nach Ausnahme des ſchon beruͤhrten, zunaͤchſt: in der
Mitte der linken Seitenwand eine weite Luͤcke von unbeſtimm-
tem Umriß; dieſe ward, wie Vaſari mit deutlichen Anzeichen
umſtaͤndlicher Kunde berichtet, *) von Filippino ausgefuͤllt;
man unterſcheidet noch immer den roh verbundenen Anſatz des
friſchen Kalkes an den laͤngſt verhaͤrteten der Malerey des
Maſaccio. Ferner war die untere Abtheilung der Seitenwand
zur Rechten noch unbeſetzt; an dieſer bezeichnet uns Vaſari
ohne Angabe der Gegenſtaͤnde die beiden noch vorhandenen
Hiſtorien, die eine, indem er anzeigt, daß er daraus das Bild-
niß des Filippino entlehnt habe; **) die andere, darauf

*) Vas. vita di Fil. Lippi (ed. cit. p. 493.) — „Filippo dun-
que le diede di sua mano l’ultima perfezione e vi fece il resto
d’una storia, che mancava, dove s. Pietro e Paulo risuscitano il
Nipote dell’ Imperatore. Nella figura del qual fanciullo ritrasse
Francesco Granacci pittore allora giovanetto; e similmente M. Tom-
maso Soderini
cavaliere, Piero Guicciardini padre di M. Francesco,
che ha scritto le storie, Piero del Pugliese, e Luigi Pulci poeta; pa-
rimente Antonio Pollajuolo.
**) Dſ. daſ., ohne, der Conſtruction nach, abzuſetzen — e se
stesso cosi giovane come era, il che non fece altrimenti nel resto
della sua vita, onde non si é potuto havere il ritratto di lui d’età
migliore.
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[248/0266] tigen Verſchiedenheit beider Meiſter gefolgt ſeyn, oder viel- mehr lebendigen Kuͤnſtlertraditionen, welche, da die Beendi- gung der Kappelle Brancacci mit der Jugend des Michelan- gelo zuſammenfaͤllt, hier ſchon als Quelle zu betrachten ſind; ſo iſt doch ſo viel gewiß, daß er in dieſer Kappelle, was er nicht ſchon dem Maſolino und Maſaccio ausdruͤcklich beyge- legt hatte, durchhin fuͤr Arbeit des Filippino hielt. Uebrig war, nach Ausnahme des ſchon beruͤhrten, zunaͤchſt: in der Mitte der linken Seitenwand eine weite Luͤcke von unbeſtimm- tem Umriß; dieſe ward, wie Vaſari mit deutlichen Anzeichen umſtaͤndlicher Kunde berichtet, *) von Filippino ausgefuͤllt; man unterſcheidet noch immer den roh verbundenen Anſatz des friſchen Kalkes an den laͤngſt verhaͤrteten der Malerey des Maſaccio. Ferner war die untere Abtheilung der Seitenwand zur Rechten noch unbeſetzt; an dieſer bezeichnet uns Vaſari ohne Angabe der Gegenſtaͤnde die beiden noch vorhandenen Hiſtorien, die eine, indem er anzeigt, daß er daraus das Bild- niß des Filippino entlehnt habe; **) die andere, darauf *) Vas. vita di Fil. Lippi (ed. cit. p. 493.) — „Filippo dun- que le diede di sua mano l’ultima perfezione e vi fece il resto d’una storia, che mancava, dove s. Pietro e Paulo risuscitano il Nipote dell’ Imperatore. Nella figura del qual fanciullo ritrasse Francesco Granacci pittore allora giovanetto; e similmente M. Tom- maso Soderini cavaliere, Piero Guicciardini padre di M. Francesco, che ha scritto le storie, Piero del Pugliese, e Luigi Pulci poeta; pa- rimente Antonio Pollajuolo. — **) Dſ. daſ., ohne, der Conſtruction nach, abzuſetzen — e se stesso cosi giovane come era, il che non fece altrimenti nel resto della sua vita, onde non si é potuto havere il ritratto di lui d’età migliore. — Allerdings ſollte man der aͤußeren Verbindung nach das Bildniß des Filippino in der genannten Gruppe (der Ergaͤn- zung der Luͤcke an der linken Seitenwand) aufſuchen. Indeß hatte

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/266>, abgerufen am 22.11.2024.