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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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malen und eben daher auch ohne den Trieb zu mehrender
Deutlichkeit und Schönheit der Darstellung, zeigt eine Tafel,
welche ich zu Florenz im Handel gesehn, worin der Gekreu-
zigte und die Heiligen der Seitenfelder mit gleichgültiger
Fertigkeit vorgetragen sind und nur die Bewegungen und die
Charakteristik des Gemeinen einiges Verdienst besitzen. Diese
Tafel war bezeichnet:

ANNO DNI. M. CCC. XLVIII. BERNARDVS.
PINXIT. ME. QVEM. FLORENTIE. FINSIT
.

Diesen Bernhard wird man vielleicht, nach dem Vorgang
des Vasari, für den Bruder des Arcagno halten. Indeß fin-
det sich unter den Künstlern, welche die Domverwaltung zur
Zeit des Andrea di Cione in Anspruch nimmt, wohl ein Ber-
nardus Pieri
, doch kein Bernhard, welcher den Vatersnamen
mit dem Arcagno gemein hätte; obwohl man auch hier eine
Aushülfe gefunden und angenommen hat, daß Benci di Cione,
welcher gleichzeitig vorkommt, eben jener Bernardo sey, den
Vasari als den Bruder des Arcagno bezeichnet. *) -- Eine
andere florentinische Tafel in der Kirche s. Lorenzo (am Ende
des Seitenschiffes zur Linken) trägt die Jahreszahl 1391.;
sie entspricht der obigen in Manier und Richtung, wie so viel
andere, welche ich übergehe.


*) Arch. dell' op. del Duomo di Fir. Lib. stanziam. mei Joh.
ser. fo. 65. -- Ristorus Cionis -- Bencius Cionis
. -- Beide
kommen das. nur als Bauverständige in Betrachtung. -- Benci,
scheint mir aus Bencivenne abgekürzt. -- Aber auch von diesen
Künstlern kann ich keinesweges mit Zuversicht angeben, daß sie Brü-
der des Andrea di Cione gewesen; wir wissen nur, daß ihr Vater
denselben Namen geführt hat, als der Vater jenes anderen. Vgl.
XII. die erste Anm.

malen und eben daher auch ohne den Trieb zu mehrender
Deutlichkeit und Schoͤnheit der Darſtellung, zeigt eine Tafel,
welche ich zu Florenz im Handel geſehn, worin der Gekreu-
zigte und die Heiligen der Seitenfelder mit gleichguͤltiger
Fertigkeit vorgetragen ſind und nur die Bewegungen und die
Charakteriſtik des Gemeinen einiges Verdienſt beſitzen. Dieſe
Tafel war bezeichnet:

ANNO D̅N̅I̅. M. CCC. XLVIII. BERNARDVS.
PINXIT. ME. QVEM. FLORENTIE. FINSIT
.

Dieſen Bernhard wird man vielleicht, nach dem Vorgang
des Vaſari, fuͤr den Bruder des Arcagno halten. Indeß fin-
det ſich unter den Kuͤnſtlern, welche die Domverwaltung zur
Zeit des Andrea di Cione in Anſpruch nimmt, wohl ein Ber-
nardus Pieri
, doch kein Bernhard, welcher den Vatersnamen
mit dem Arcagno gemein haͤtte; obwohl man auch hier eine
Aushuͤlfe gefunden und angenommen hat, daß Benci di Cione,
welcher gleichzeitig vorkommt, eben jener Bernardo ſey, den
Vaſari als den Bruder des Arcagno bezeichnet. *) — Eine
andere florentiniſche Tafel in der Kirche ſ. Lorenzo (am Ende
des Seitenſchiffes zur Linken) traͤgt die Jahreszahl 1391.;
ſie entſpricht der obigen in Manier und Richtung, wie ſo viel
andere, welche ich uͤbergehe.


*) Arch. dell’ op. del Duomo di Fir. Lib. stanziam. mei Joh.
ser. fo. 65. — Ristorus CionisBencius Cionis
. — Beide
kommen daſ. nur als Bauverſtaͤndige in Betrachtung. — Benci,
ſcheint mir aus Bencivenne abgekuͤrzt. — Aber auch von dieſen
Kuͤnſtlern kann ich keinesweges mit Zuverſicht angeben, daß ſie Bruͤ-
der des Andrea di Cione geweſen; wir wiſſen nur, daß ihr Vater
denſelben Namen gefuͤhrt hat, als der Vater jenes anderen. Vgl.
XII. die erſte Anm.
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[223/0241] malen und eben daher auch ohne den Trieb zu mehrender Deutlichkeit und Schoͤnheit der Darſtellung, zeigt eine Tafel, welche ich zu Florenz im Handel geſehn, worin der Gekreu- zigte und die Heiligen der Seitenfelder mit gleichguͤltiger Fertigkeit vorgetragen ſind und nur die Bewegungen und die Charakteriſtik des Gemeinen einiges Verdienſt beſitzen. Dieſe Tafel war bezeichnet: ANNO D̅N̅I̅. M. CCC. XLVIII. BERNARDVS. PINXIT. ME. QVEM. FLORENTIE. FINSIT. Dieſen Bernhard wird man vielleicht, nach dem Vorgang des Vaſari, fuͤr den Bruder des Arcagno halten. Indeß fin- det ſich unter den Kuͤnſtlern, welche die Domverwaltung zur Zeit des Andrea di Cione in Anſpruch nimmt, wohl ein Ber- nardus Pieri, doch kein Bernhard, welcher den Vatersnamen mit dem Arcagno gemein haͤtte; obwohl man auch hier eine Aushuͤlfe gefunden und angenommen hat, daß Benci di Cione, welcher gleichzeitig vorkommt, eben jener Bernardo ſey, den Vaſari als den Bruder des Arcagno bezeichnet. *) — Eine andere florentiniſche Tafel in der Kirche ſ. Lorenzo (am Ende des Seitenſchiffes zur Linken) traͤgt die Jahreszahl 1391.; ſie entſpricht der obigen in Manier und Richtung, wie ſo viel andere, welche ich uͤbergehe. *) Arch. dell’ op. del Duomo di Fir. Lib. stanziam. mei Joh. ser. fo. 65. — Ristorus Cionis — Bencius Cionis. — Beide kommen daſ. nur als Bauverſtaͤndige in Betrachtung. — Benci, ſcheint mir aus Bencivenne abgekuͤrzt. — Aber auch von dieſen Kuͤnſtlern kann ich keinesweges mit Zuverſicht angeben, daß ſie Bruͤ- der des Andrea di Cione geweſen; wir wiſſen nur, daß ihr Vater denſelben Namen gefuͤhrt hat, als der Vater jenes anderen. Vgl. XII. die erſte Anm.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/241>, abgerufen am 23.11.2024.