abermals zu Corsignano gegenwärtig, und hatte seine Lust an dem vorrückenden Baue. Den 28. May *) eben dieses Jah- res wird zu Gunsten der Gemeine Petrojo gegen die Unord- nungen eines Florentiners, Ceca oder Cera**), entschieden, der dort einen Kalkofen Behuf des Baues von Corsignano er- richtet hatte. Die Höflinge des Pabstes wollten sich nun ebenfalls in Corsignano anbauen; diesen erleichtert man den Ankauf der Bauplätze durch eine eigene Verordnung ***) vom 18. October 1460. Später finde ich in den Verhandlungen des großen Rathes von Siena keine weitere Erwähnung je- nes Baues, ja, was seltsam ist, nicht einmal die Bestätigung des neuen Namens Pienza, so wenig als der städtischen Be- rechtigungen, welche Pius dießmal ganz aus +) eigner Macht- vollkommenheit scheint verliehen zu haben. Indeß erhellt es aus den Commentarien des Pabstes, daß im Herbste 1462 ein großer Theil des Baues vollendet, daß auch die bürgerliche und kirchliche Erneuerung bereits vollzogen war.
Denn auf Veranlassung seiner Anwesenheit in Pienza in gedachtem Jahr 1462 macht uns Pius++) eine weitläuftige, aber genaue und anschauliche Beschreibung der bis dahin vollen- deten Gebäude. Der Pabst durchgeht zunächst seinen Palast, der ins Viereck gebaut und neunzig Fuß hoch ist; dessen Ge- bälke fünf Fuß weit vorspringt. Der Hof ist mit einem eig-
*)Archiv. cit. To. cit. fo. 248.
**) Ob der Ingenieur Cecca des Vasari? Nach dessen Zeitan- gaben müßte es allerdings ein anderer seyn. Indeß sind diese nicht eben die starke Seite des Vasari.
abermals zu Corſignano gegenwaͤrtig, und hatte ſeine Luſt an dem vorruͤckenden Baue. Den 28. May *) eben dieſes Jah- res wird zu Gunſten der Gemeine Petrojo gegen die Unord- nungen eines Florentiners, Ceca oder Cera**), entſchieden, der dort einen Kalkofen Behuf des Baues von Corſignano er- richtet hatte. Die Hoͤflinge des Pabſtes wollten ſich nun ebenfalls in Corſignano anbauen; dieſen erleichtert man den Ankauf der Bauplaͤtze durch eine eigene Verordnung ***) vom 18. October 1460. Spaͤter finde ich in den Verhandlungen des großen Rathes von Siena keine weitere Erwaͤhnung je- nes Baues, ja, was ſeltſam iſt, nicht einmal die Beſtaͤtigung des neuen Namens Pienza, ſo wenig als der ſtaͤdtiſchen Be- rechtigungen, welche Pius dießmal ganz aus †) eigner Macht- vollkommenheit ſcheint verliehen zu haben. Indeß erhellt es aus den Commentarien des Pabſtes, daß im Herbſte 1462 ein großer Theil des Baues vollendet, daß auch die buͤrgerliche und kirchliche Erneuerung bereits vollzogen war.
Denn auf Veranlaſſung ſeiner Anweſenheit in Pienza in gedachtem Jahr 1462 macht uns Pius††) eine weitlaͤuftige, aber genaue und anſchauliche Beſchreibung der bis dahin vollen- deten Gebaͤude. Der Pabſt durchgeht zunaͤchſt ſeinen Palaſt, der ins Viereck gebaut und neunzig Fuß hoch iſt; deſſen Ge- baͤlke fuͤnf Fuß weit vorſpringt. Der Hof iſt mit einem eig-
*)Archiv. cit. To. cit. fo. 248.
**) Ob der Ingenieur Cecca des Vaſari? Nach deſſen Zeitan- gaben muͤßte es allerdings ein anderer ſeyn. Indeß ſind dieſe nicht eben die ſtarke Seite des Vaſari.
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dem vorruͤckenden Baue. Den 28. May *) eben dieſes Jah-
res wird zu Gunſten der Gemeine Petrojo gegen die Unord-
nungen eines Florentiners, Ceca oder Cera **), entſchieden,
der dort einen Kalkofen Behuf des Baues von Corſignano er-
richtet hatte. Die Hoͤflinge des Pabſtes wollten ſich nun
ebenfalls in Corſignano anbauen; dieſen erleichtert man den
Ankauf der Bauplaͤtze durch eine eigene Verordnung ***) vom
18. October 1460. Spaͤter finde ich in den Verhandlungen
des großen Rathes von Siena keine weitere Erwaͤhnung je-
nes Baues, ja, was ſeltſam iſt, nicht einmal die Beſtaͤtigung
des neuen Namens Pienza, ſo wenig als der ſtaͤdtiſchen Be-
rechtigungen, welche Pius dießmal ganz aus †) eigner Macht-
vollkommenheit ſcheint verliehen zu haben. Indeß erhellt es
aus den Commentarien des Pabſtes, daß im Herbſte 1462
ein großer Theil des Baues vollendet, daß auch die buͤrgerliche
und kirchliche Erneuerung bereits vollzogen war.
Denn auf Veranlaſſung ſeiner Anweſenheit in Pienza in
gedachtem Jahr 1462 macht uns Pius ††) eine weitlaͤuftige,
aber genaue und anſchauliche Beſchreibung der bis dahin vollen-
deten Gebaͤude. Der Pabſt durchgeht zunaͤchſt ſeinen Palaſt, der
ins Viereck gebaut und neunzig Fuß hoch iſt; deſſen Ge-
baͤlke fuͤnf Fuß weit vorſpringt. Der Hof iſt mit einem eig-
*) Archiv. cit. To. cit. fo. 248.
**) Ob der Ingenieur Cecca des Vaſari? Nach deſſen Zeitan-
gaben muͤßte es allerdings ein anderer ſeyn. Indeß ſind dieſe nicht
eben die ſtarke Seite des Vaſari.
***) Archiv. cit. To. cit. fo. 292.
†) Pii II. comm. lib. VIII. p. 377.
††) Comm. lib. IX. p. 425. sqq.
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/197>, abgerufen am 27.07.2024.
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