Gleichwie Vasari diesen und jene anderen Künstler theils ganz übersah, theils ihre Werke bekannteren Namen zutheilte, so kürzte er auch den vortrefflichen Bernardo Rossellini, wie nachstehende Untersuchung darlegen wird, um den größesten Theil seiner thätigen Laufbahn.
Pienza, eine bischöfliche Stadt von geringer Größe, liegt im Gebiet von Siena, in der Nähe von S. Quirico, etwa eine Stunde abwärts von der Straße nach Rom. Vor Zei- ten hieß dieser Ort Corsignano und war dazumal ein Markt- flecken mit eigener Gerichtsbarkeit. PiusII. gab ihm darauf seine gegenwärtige Gestalt. Dieser Pabst war auf dem Land- hause seines Vaters, Silvius Piccoluomini, eben zu Corsignano geboren worden, und behielt unter mancherley Lebensereignissen eine lebhafte Vorliebe für seinen Geburtsort. Wir finden, daß er als Prälat **) sich anschickt, seine Villa in Corsignano zu besuchen, als ***) Cardinal bemüht ist, der Gemeine gleichen Namens den Erlaß von Steuern auszuwirken. Endlich, als er Pabst geworden war, erhob er Corsignano zum Bisthum und zur Stadt, gab dieser den Namen Pienza und schmückte
*) Aus dem Kunstblatte 1882. mit Verbesserungen wieder ab- gedruckt.
**) Aus einem Originalbriefe des Aeneas Silvii, vom 17. Oc- tober 1455.
***) Aus einem Briefe, d. d.Rom 24. Januar 1457. Beide befinden sich in einer Briefsammlung, welche ich in Siena benutzt habe, die aber kürzlich an Hrn. Rosetti zu Triest verkauft wor- den ist.
II. 12
Gleichwie Vaſari dieſen und jene anderen Kuͤnſtler theils ganz uͤberſah, theils ihre Werke bekannteren Namen zutheilte, ſo kuͤrzte er auch den vortrefflichen Bernardo Roſſellini, wie nachſtehende Unterſuchung darlegen wird, um den groͤßeſten Theil ſeiner thaͤtigen Laufbahn.
Pienza, eine biſchoͤfliche Stadt von geringer Groͤße, liegt im Gebiet von Siena, in der Naͤhe von S. Quirico, etwa eine Stunde abwaͤrts von der Straße nach Rom. Vor Zei- ten hieß dieſer Ort Corſignano und war dazumal ein Markt- flecken mit eigener Gerichtsbarkeit. PiusII. gab ihm darauf ſeine gegenwaͤrtige Geſtalt. Dieſer Pabſt war auf dem Land- hauſe ſeines Vaters, Silvius Piccoluomini, eben zu Corſignano geboren worden, und behielt unter mancherley Lebensereigniſſen eine lebhafte Vorliebe fuͤr ſeinen Geburtsort. Wir finden, daß er als Praͤlat **) ſich anſchickt, ſeine Villa in Corſignano zu beſuchen, als ***) Cardinal bemuͤht iſt, der Gemeine gleichen Namens den Erlaß von Steuern auszuwirken. Endlich, als er Pabſt geworden war, erhob er Corſignano zum Bisthum und zur Stadt, gab dieſer den Namen Pienza und ſchmuͤckte
*) Aus dem Kunſtblatte 1882. mit Verbeſſerungen wieder ab- gedruckt.
**) Aus einem Originalbriefe des Aeneas Silvii, vom 17. Oc- tober 1455.
***) Aus einem Briefe, d. d.Rom 24. Januar 1457. Beide befinden ſich in einer Briefſammlung, welche ich in Siena benutzt habe, die aber kuͤrzlich an Hrn. Roſetti zu Trieſt verkauft wor- den iſt.
II. 12
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Gleichwie Vaſari dieſen und jene anderen Kuͤnſtler theils
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ſo kuͤrzte er auch den vortrefflichen Bernardo Roſſellini, wie
nachſtehende Unterſuchung darlegen wird, um den groͤßeſten
Theil ſeiner thaͤtigen Laufbahn.
Bernardo Roſſellini und Francesco di Giorgio.
Bauwerke Pius II. zu Pienza und Siena *).
Pienza, eine biſchoͤfliche Stadt von geringer Groͤße, liegt
im Gebiet von Siena, in der Naͤhe von S. Quirico, etwa
eine Stunde abwaͤrts von der Straße nach Rom. Vor Zei-
ten hieß dieſer Ort Corſignano und war dazumal ein Markt-
flecken mit eigener Gerichtsbarkeit. Pius II. gab ihm darauf
ſeine gegenwaͤrtige Geſtalt. Dieſer Pabſt war auf dem Land-
hauſe ſeines Vaters, Silvius Piccoluomini, eben zu Corſignano
geboren worden, und behielt unter mancherley Lebensereigniſſen
eine lebhafte Vorliebe fuͤr ſeinen Geburtsort. Wir finden, daß
er als Praͤlat **) ſich anſchickt, ſeine Villa in Corſignano zu
beſuchen, als ***) Cardinal bemuͤht iſt, der Gemeine gleichen
Namens den Erlaß von Steuern auszuwirken. Endlich, als
er Pabſt geworden war, erhob er Corſignano zum Bisthum
und zur Stadt, gab dieſer den Namen Pienza und ſchmuͤckte
*) Aus dem Kunſtblatte 1882. mit Verbeſſerungen wieder ab-
gedruckt.
**) Aus einem Originalbriefe des Aeneas Silvii, vom 17. Oc-
tober 1455.
***) Aus einem Briefe, d. d. Rom 24. Januar 1457. Beide
befinden ſich in einer Briefſammlung, welche ich in Siena benutzt
habe, die aber kuͤrzlich an Hrn. Roſetti zu Trieſt verkauft wor-
den iſt.
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/195>, abgerufen am 01.03.2025.
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