Obwohl nun so viel Gründe vorhanden sind, dieses nicht unbeträchtliche Guthaben auf die ganze, nicht sehr ausgedehnte Vorseite des Hauses zu, beziehn, so hat dennoch bey den florentinischen Topographen seit längerer Zeit das Vorurtheil sich festgesetzt, daß die oberen Abtheilungen der Mauer schon ungleich früher gemalt seyn müssen. Richa*) hat diese, in den Zwischenräumen der Fenster des oberen Stockes ange- brachten Gemälde, ohne seine Gründe anzugeben, dem Tad- deo di Gaddo beygemessen; er folgt hierin nicht einmal dem Vasari. Andere, besonders Lami, verlegen dieselben Male- reyen in das dreyzehnte Jahrhundert, was schon in Ansehung der Manier, in welcher sie ausgeführt worden, auf keine Weise einzuräumen ist.
Die florentinischen Topographen scheinen davon auszu- gehn, daß der Gegenstand jener oberen Wandgemälde des Bi- gallo (Begebenheiten aus der Legende des Hl. Petrus Martyr) nothwendig von der Gesellschaft der Misericordia müssen an- geordnet seyn, welche nicht früher, als im Jahre 1425. mit der jüngeren Gesellschaft des Bigallo sich verschmolzen hat. Doch weßhalb sollte das Andenken der Stiftung jener ersten Gesellschaft für die spätere, vereinigte, so allen Werth verlo- ren haben, daß man unumgänglich annehmen müßte, sie habe nichts anordnen können, was auf jene Bezug hat? -- Ließ
Fortsetzung der Berechnung mit dem Maler in obigem libro 23. fo. cit. und fo. 192. 193. 195. 199. -- Bemerken wir, daß der Vaters- name häufiger, Chelini, geschrieben wird; wahrscheinlich ist er aus Michelino abgekürzt worden. -- Im Archiv della gen. Biccherna di Siena fand ich, B. 121. anno 1319. 31. Dec. Item -- Chelino Choletti operario comunis Senarum etc.
*)Delle chiese di Fir. To. cit. p. 289. §. XVII.
Obwohl nun ſo viel Gruͤnde vorhanden ſind, dieſes nicht unbetraͤchtliche Guthaben auf die ganze, nicht ſehr ausgedehnte Vorſeite des Hauſes zu, beziehn, ſo hat dennoch bey den florentiniſchen Topographen ſeit laͤngerer Zeit das Vorurtheil ſich feſtgeſetzt, daß die oberen Abtheilungen der Mauer ſchon ungleich fruͤher gemalt ſeyn muͤſſen. Richa*) hat dieſe, in den Zwiſchenraͤumen der Fenſter des oberen Stockes ange- brachten Gemaͤlde, ohne ſeine Gruͤnde anzugeben, dem Tad- deo di Gaddo beygemeſſen; er folgt hierin nicht einmal dem Vaſari. Andere, beſonders Lami, verlegen dieſelben Male- reyen in das dreyzehnte Jahrhundert, was ſchon in Anſehung der Manier, in welcher ſie ausgefuͤhrt worden, auf keine Weiſe einzuraͤumen iſt.
Die florentiniſchen Topographen ſcheinen davon auszu- gehn, daß der Gegenſtand jener oberen Wandgemaͤlde des Bi- gallo (Begebenheiten aus der Legende des Hl. Petrus Martyr) nothwendig von der Geſellſchaft der Miſericordia muͤſſen an- geordnet ſeyn, welche nicht fruͤher, als im Jahre 1425. mit der juͤngeren Geſellſchaft des Bigallo ſich verſchmolzen hat. Doch weßhalb ſollte das Andenken der Stiftung jener erſten Geſellſchaft fuͤr die ſpaͤtere, vereinigte, ſo allen Werth verlo- ren haben, daß man unumgaͤnglich annehmen muͤßte, ſie habe nichts anordnen koͤnnen, was auf jene Bezug hat? — Ließ
Fortſetzung der Berechnung mit dem Maler in obigem libro 23. fo. cit. und fo. 192. 193. 195. 199. — Bemerken wir, daß der Vaters- name haͤufiger, Chelini, geſchrieben wird; wahrſcheinlich iſt er aus Michelino abgekuͤrzt worden. — Im Archiv della gen. Biccherna di Siena fand ich, B. 121. anno 1319. 31. Dec. Item — Chelino Choletti operario comunis Senarum etc.
*)Delle chiese di Fir. To. cit. p. 289. §. XVII.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0188"n="170"/><p>Obwohl nun ſo viel Gruͤnde vorhanden ſind, dieſes nicht<lb/>
unbetraͤchtliche Guthaben auf die ganze, nicht ſehr ausgedehnte<lb/>
Vorſeite des Hauſes zu, beziehn, ſo hat dennoch bey den<lb/>
florentiniſchen Topographen ſeit laͤngerer Zeit das Vorurtheil<lb/>ſich feſtgeſetzt, daß die oberen Abtheilungen der Mauer ſchon<lb/>
ungleich fruͤher gemalt ſeyn muͤſſen. <persNameref="http://d-nb.info/gnd/100323677">Richa</persName><noteplace="foot"n="*)"><hirendition="#aq">Delle chiese di <placeName>Fir.</placeName> To. cit. p. 289. §. XVII.</hi></note> hat dieſe, in<lb/>
den Zwiſchenraͤumen der Fenſter des oberen Stockes ange-<lb/>
brachten Gemaͤlde, ohne ſeine Gruͤnde anzugeben, dem <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118716077">Tad-<lb/>
deo di Gaddo</persName> beygemeſſen; er folgt hierin nicht einmal dem<lb/><persNameref="http://d-nb.info/gnd/118626213">Vaſari</persName>. Andere, beſonders Lami, verlegen dieſelben Male-<lb/>
reyen in das dreyzehnte Jahrhundert, was ſchon in Anſehung<lb/>
der Manier, in welcher ſie ausgefuͤhrt worden, auf keine<lb/>
Weiſe einzuraͤumen iſt.</p><lb/><p>Die florentiniſchen Topographen ſcheinen davon auszu-<lb/>
gehn, daß der Gegenſtand jener oberen Wandgemaͤlde des Bi-<lb/>
gallo (Begebenheiten aus der Legende des Hl. <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118593323">Petrus</persName> Martyr)<lb/>
nothwendig von der Geſellſchaft der Miſericordia muͤſſen an-<lb/>
geordnet ſeyn, welche nicht fruͤher, als im Jahre 1425. mit<lb/>
der juͤngeren Geſellſchaft des Bigallo ſich verſchmolzen hat.<lb/>
Doch weßhalb ſollte das Andenken der Stiftung jener erſten<lb/>
Geſellſchaft fuͤr die ſpaͤtere, vereinigte, ſo allen Werth verlo-<lb/>
ren haben, daß man unumgaͤnglich annehmen muͤßte, ſie habe<lb/>
nichts anordnen koͤnnen, was auf jene Bezug hat? — Ließ<lb/><notexml:id="fn23f"prev="#fn23i"place="foot"n="***)">Fortſetzung der Berechnung mit dem Maler in obigem <hirendition="#aq">libro 23. fo.<lb/>
cit.</hi> und <hirendition="#aq">fo. 192. 193. 195. 199.</hi>— Bemerken wir, daß der Vaters-<lb/>
name haͤufiger, <hirendition="#g"><persNameref="vocab.getty.edu/ulan/500331116">Chelini</persName></hi>, geſchrieben wird; wahrſcheinlich iſt er<lb/>
aus <hirendition="#aq">Michelino</hi> abgekuͤrzt worden. — Im Archiv <hirendition="#aq">della gen. Biccherna<lb/>
di <placeName>Siena</placeName></hi> fand ich, <hirendition="#aq">B. 121. anno 1319. 31. Dec. Item —<hirendition="#g"><persNameref="vocab.getty.edu/ulan/500331116">Chelino</persName></hi><lb/>
Choletti operario comunis <placeName>Senarum</placeName> etc.</hi></note><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[170/0188]
Obwohl nun ſo viel Gruͤnde vorhanden ſind, dieſes nicht
unbetraͤchtliche Guthaben auf die ganze, nicht ſehr ausgedehnte
Vorſeite des Hauſes zu, beziehn, ſo hat dennoch bey den
florentiniſchen Topographen ſeit laͤngerer Zeit das Vorurtheil
ſich feſtgeſetzt, daß die oberen Abtheilungen der Mauer ſchon
ungleich fruͤher gemalt ſeyn muͤſſen. Richa *) hat dieſe, in
den Zwiſchenraͤumen der Fenſter des oberen Stockes ange-
brachten Gemaͤlde, ohne ſeine Gruͤnde anzugeben, dem Tad-
deo di Gaddo beygemeſſen; er folgt hierin nicht einmal dem
Vaſari. Andere, beſonders Lami, verlegen dieſelben Male-
reyen in das dreyzehnte Jahrhundert, was ſchon in Anſehung
der Manier, in welcher ſie ausgefuͤhrt worden, auf keine
Weiſe einzuraͤumen iſt.
Die florentiniſchen Topographen ſcheinen davon auszu-
gehn, daß der Gegenſtand jener oberen Wandgemaͤlde des Bi-
gallo (Begebenheiten aus der Legende des Hl. Petrus Martyr)
nothwendig von der Geſellſchaft der Miſericordia muͤſſen an-
geordnet ſeyn, welche nicht fruͤher, als im Jahre 1425. mit
der juͤngeren Geſellſchaft des Bigallo ſich verſchmolzen hat.
Doch weßhalb ſollte das Andenken der Stiftung jener erſten
Geſellſchaft fuͤr die ſpaͤtere, vereinigte, ſo allen Werth verlo-
ren haben, daß man unumgaͤnglich annehmen muͤßte, ſie habe
nichts anordnen koͤnnen, was auf jene Bezug hat? — Ließ
***)
*) Delle chiese di Fir. To. cit. p. 289. §. XVII.
***) Fortſetzung der Berechnung mit dem Maler in obigem libro 23. fo.
cit. und fo. 192. 193. 195. 199. — Bemerken wir, daß der Vaters-
name haͤufiger, Chelini, geſchrieben wird; wahrſcheinlich iſt er
aus Michelino abgekuͤrzt worden. — Im Archiv della gen. Biccherna
di Siena fand ich, B. 121. anno 1319. 31. Dec. Item — Chelino
Choletti operario comunis Senarum etc.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/188>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.