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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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des Nicolas, Peter, aus Apulien nach Pisa gekommen war.
Erwägen wir, daß Peter, nach dem Gebrauche jener Zeit,
wahrscheinlich dieselbe Kunst betrieben hat, als sein berühm-
terer Sohn, so werden wir weiter vermuthen dürfen, daß in
jenen älteren Mittelpuncten des levantischen Handels, zu Nea-
pel
, Gaeta, besonders zu Amalfi auch während der meist bar-
barischen Jahrhunderte einige Kunstbildung fortbestanden. Wenn
ich recht entsinne, so waren auch die Baumeister der schönen
Basilica zu Montecassino Amalfitaner.

Der Sohn des Nicolas, Johannes, scheint in diesen Ur-
kunden (eins und zwey) nur eine untergeordnete Stelle einzu-
nehmen. Er wird (No. 1.) offenbar nicht sowohl gesucht,
als den Wünschen des Vaters zugestanden und erhielt nur ein
Drittheil des Lohnes seiner Mitgesellen. Unstreitig also erwarb
er sich durch spätere Leistungen die Auszeichnung, welche ihm,
wie ich oben gezeigt habe, in der Folge zu Theil geworden.

Wie seine Kanzel im Dome zu Pisa bezeugt, befolgte
Johannes in reiferen Jahren den deutschen Geschmack, den er
jedoch durchaus übertrieb und keinesweges gleich dem Arnolfo,
verschönte und milderte. Dieser letzte beendete, etwa zwanzig
Jahre nach jener Kanzel des sienesischen Domes, die Ver-
dachung des Hauptaltares der großen Paulskirche außerhalb
der Mauern von Rom, in welcher die Anlage freylich die
schon seit längerer Zeit herkömmliche, das Einzelne indeß in
deutschem Geschmacke ausgebildet ist. Es befinden sich daran
Figuren des Paulus und Petrus, so wie zween anderer Apo-
stel, welche, obwohl sie etwas kurz sind, im übrigen doch zu
den schönsten Bildnereyen jener Zeit gehören. Der Künstler
hatte den überlieferten Typus zwar ins Auge gefaßt, doch neu
belebt und in seine eigenthümliche Manier übertragen, welche

des Nicolas, Peter, aus Apulien nach Piſa gekommen war.
Erwaͤgen wir, daß Peter, nach dem Gebrauche jener Zeit,
wahrſcheinlich dieſelbe Kunſt betrieben hat, als ſein beruͤhm-
terer Sohn, ſo werden wir weiter vermuthen duͤrfen, daß in
jenen aͤlteren Mittelpuncten des levantiſchen Handels, zu Nea-
pel
, Gaeta, beſonders zu Amalfi auch waͤhrend der meiſt bar-
bariſchen Jahrhunderte einige Kunſtbildung fortbeſtanden. Wenn
ich recht entſinne, ſo waren auch die Baumeiſter der ſchoͤnen
Baſilica zu Montecaſſino Amalfitaner.

Der Sohn des Nicolas, Johannes, ſcheint in dieſen Ur-
kunden (eins und zwey) nur eine untergeordnete Stelle einzu-
nehmen. Er wird (No. 1.) offenbar nicht ſowohl geſucht,
als den Wuͤnſchen des Vaters zugeſtanden und erhielt nur ein
Drittheil des Lohnes ſeiner Mitgeſellen. Unſtreitig alſo erwarb
er ſich durch ſpaͤtere Leiſtungen die Auszeichnung, welche ihm,
wie ich oben gezeigt habe, in der Folge zu Theil geworden.

Wie ſeine Kanzel im Dome zu Piſa bezeugt, befolgte
Johannes in reiferen Jahren den deutſchen Geſchmack, den er
jedoch durchaus uͤbertrieb und keinesweges gleich dem Arnolfo,
verſchoͤnte und milderte. Dieſer letzte beendete, etwa zwanzig
Jahre nach jener Kanzel des ſieneſiſchen Domes, die Ver-
dachung des Hauptaltares der großen Paulskirche außerhalb
der Mauern von Rom, in welcher die Anlage freylich die
ſchon ſeit laͤngerer Zeit herkoͤmmliche, das Einzelne indeß in
deutſchem Geſchmacke ausgebildet iſt. Es befinden ſich daran
Figuren des Paulus und Petrus, ſo wie zween anderer Apo-
ſtel, welche, obwohl ſie etwas kurz ſind, im uͤbrigen doch zu
den ſchoͤnſten Bildnereyen jener Zeit gehoͤren. Der Kuͤnſtler
hatte den uͤberlieferten Typus zwar ins Auge gefaßt, doch neu
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[156/0174] des Nicolas, Peter, aus Apulien nach Piſa gekommen war. Erwaͤgen wir, daß Peter, nach dem Gebrauche jener Zeit, wahrſcheinlich dieſelbe Kunſt betrieben hat, als ſein beruͤhm- terer Sohn, ſo werden wir weiter vermuthen duͤrfen, daß in jenen aͤlteren Mittelpuncten des levantiſchen Handels, zu Nea- pel, Gaeta, beſonders zu Amalfi auch waͤhrend der meiſt bar- bariſchen Jahrhunderte einige Kunſtbildung fortbeſtanden. Wenn ich recht entſinne, ſo waren auch die Baumeiſter der ſchoͤnen Baſilica zu Montecaſſino Amalfitaner. Der Sohn des Nicolas, Johannes, ſcheint in dieſen Ur- kunden (eins und zwey) nur eine untergeordnete Stelle einzu- nehmen. Er wird (No. 1.) offenbar nicht ſowohl geſucht, als den Wuͤnſchen des Vaters zugeſtanden und erhielt nur ein Drittheil des Lohnes ſeiner Mitgeſellen. Unſtreitig alſo erwarb er ſich durch ſpaͤtere Leiſtungen die Auszeichnung, welche ihm, wie ich oben gezeigt habe, in der Folge zu Theil geworden. Wie ſeine Kanzel im Dome zu Piſa bezeugt, befolgte Johannes in reiferen Jahren den deutſchen Geſchmack, den er jedoch durchaus uͤbertrieb und keinesweges gleich dem Arnolfo, verſchoͤnte und milderte. Dieſer letzte beendete, etwa zwanzig Jahre nach jener Kanzel des ſieneſiſchen Domes, die Ver- dachung des Hauptaltares der großen Paulskirche außerhalb der Mauern von Rom, in welcher die Anlage freylich die ſchon ſeit laͤngerer Zeit herkoͤmmliche, das Einzelne indeß in deutſchem Geſchmacke ausgebildet iſt. Es befinden ſich daran Figuren des Paulus und Petrus, ſo wie zween anderer Apo- ſtel, welche, obwohl ſie etwas kurz ſind, im uͤbrigen doch zu den ſchoͤnſten Bildnereyen jener Zeit gehoͤren. Der Kuͤnſtler hatte den uͤberlieferten Typus zwar ins Auge gefaßt, doch neu belebt und in ſeine eigenthuͤmliche Manier uͤbertragen, welche

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/174>, abgerufen am 26.11.2024.