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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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ren Beseitigung außerhalb des Möglichen lag. Grundlagen,
welche gewichen waren; Pfeiler, welche ihrer Last nicht zu ge-
nügen schienen; Unvereinbarkeit des neuen mit dem alten Ge-
bäude, welches letzte zu schön und wohlgeordnet war, als daß
man so leicht sich entschließen können, dasselbe dem neuen, be-
reits schadhaften aufzuopfern. Diese und andere Gründe, de-
ren Wiederholung müssig wäre, führten also den Entschuß her-
bey, den neuen Bau ganz aufzugeben. Die Meister, welche
befragt worden, wünschten, wie es aus der zweiten Urkunde
hervorleuchtet, einen ganz neuen Bau; doch begnügte man sich
in der Folge, die alte Kirche zu erweitern. Der Entwurf zu
dieser Erweiterung der alten Kirche, welche wirklich zu Stande
gekommen, ward im Jahre 1339. im großen Rathe zur Sprache
gebracht und, wie nachstehender Auszug zeigt, dessen Ausfüh-
rung durch Mehrheit der Stimmen beschlossen. Doch wird in
der Proposition, welche dem Beschlusse vorangeht, zur Bedin-
gung gemacht, daß man das neue schon angefangene
Werk
demungeachtet fortsetzen solle, ein Ausdruck, welcher
nach der Verbindung und nach dem Vorgang der früher an-
gezogenen Urkunden nur auf jenen Bau zu beziehen ist, der
uns bisher beschäftigt hat. Diesen ganz aufzugeben veran-
laßte vermuthlich der Einsturz einiger schon aufgerichteten Theile,
welcher später erfolgt seyn mag. Wiewohl ich nicht aufgefun-
den, wann dieses Unglück eingetreten sey, so entdeckte ich doch
eine spätere Erwähnung desselben: Archiv. dell' opera del
Duomo di Siena. Libro. E. No. 5. Delib. fo. 119.

(durch Versehen des Schreibers 179.) -- Die XXVI. Junii
1452. Per simil modo deliberaro che l'operaio predetto
faccia passata la festa di sca Maria d'agosto sgombrare
il Duomo vecchio overo il Duomo caduto

ren Beſeitigung außerhalb des Moͤglichen lag. Grundlagen,
welche gewichen waren; Pfeiler, welche ihrer Laſt nicht zu ge-
nuͤgen ſchienen; Unvereinbarkeit des neuen mit dem alten Ge-
baͤude, welches letzte zu ſchoͤn und wohlgeordnet war, als daß
man ſo leicht ſich entſchließen koͤnnen, daſſelbe dem neuen, be-
reits ſchadhaften aufzuopfern. Dieſe und andere Gruͤnde, de-
ren Wiederholung muͤſſig waͤre, fuͤhrten alſo den Entſchuß her-
bey, den neuen Bau ganz aufzugeben. Die Meiſter, welche
befragt worden, wuͤnſchten, wie es aus der zweiten Urkunde
hervorleuchtet, einen ganz neuen Bau; doch begnuͤgte man ſich
in der Folge, die alte Kirche zu erweitern. Der Entwurf zu
dieſer Erweiterung der alten Kirche, welche wirklich zu Stande
gekommen, ward im Jahre 1339. im großen Rathe zur Sprache
gebracht und, wie nachſtehender Auszug zeigt, deſſen Ausfuͤh-
rung durch Mehrheit der Stimmen beſchloſſen. Doch wird in
der Propoſition, welche dem Beſchluſſe vorangeht, zur Bedin-
gung gemacht, daß man das neue ſchon angefangene
Werk
demungeachtet fortſetzen ſolle, ein Ausdruck, welcher
nach der Verbindung und nach dem Vorgang der fruͤher an-
gezogenen Urkunden nur auf jenen Bau zu beziehen iſt, der
uns bisher beſchaͤftigt hat. Dieſen ganz aufzugeben veran-
laßte vermuthlich der Einſturz einiger ſchon aufgerichteten Theile,
welcher ſpaͤter erfolgt ſeyn mag. Wiewohl ich nicht aufgefun-
den, wann dieſes Ungluͤck eingetreten ſey, ſo entdeckte ich doch
eine ſpaͤtere Erwaͤhnung deſſelben: Archiv. dell’ opera del
Duomo di Siena. Libro. E. No. 5. Delib. fo. 119.

(durch Verſehen des Schreibers 179.) — Die XXVI. Junii
1452. Per simil modo deliberaro che l’operaio predetto
faccia passata la festa di s̅c̅a̅ Maria d’agosto sgombrare
il Duomo vecchio overo il Duomo caduto

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[134/0152] ren Beſeitigung außerhalb des Moͤglichen lag. Grundlagen, welche gewichen waren; Pfeiler, welche ihrer Laſt nicht zu ge- nuͤgen ſchienen; Unvereinbarkeit des neuen mit dem alten Ge- baͤude, welches letzte zu ſchoͤn und wohlgeordnet war, als daß man ſo leicht ſich entſchließen koͤnnen, daſſelbe dem neuen, be- reits ſchadhaften aufzuopfern. Dieſe und andere Gruͤnde, de- ren Wiederholung muͤſſig waͤre, fuͤhrten alſo den Entſchuß her- bey, den neuen Bau ganz aufzugeben. Die Meiſter, welche befragt worden, wuͤnſchten, wie es aus der zweiten Urkunde hervorleuchtet, einen ganz neuen Bau; doch begnuͤgte man ſich in der Folge, die alte Kirche zu erweitern. Der Entwurf zu dieſer Erweiterung der alten Kirche, welche wirklich zu Stande gekommen, ward im Jahre 1339. im großen Rathe zur Sprache gebracht und, wie nachſtehender Auszug zeigt, deſſen Ausfuͤh- rung durch Mehrheit der Stimmen beſchloſſen. Doch wird in der Propoſition, welche dem Beſchluſſe vorangeht, zur Bedin- gung gemacht, daß man das neue ſchon angefangene Werk demungeachtet fortſetzen ſolle, ein Ausdruck, welcher nach der Verbindung und nach dem Vorgang der fruͤher an- gezogenen Urkunden nur auf jenen Bau zu beziehen iſt, der uns bisher beſchaͤftigt hat. Dieſen ganz aufzugeben veran- laßte vermuthlich der Einſturz einiger ſchon aufgerichteten Theile, welcher ſpaͤter erfolgt ſeyn mag. Wiewohl ich nicht aufgefun- den, wann dieſes Ungluͤck eingetreten ſey, ſo entdeckte ich doch eine ſpaͤtere Erwaͤhnung deſſelben: Archiv. dell’ opera del Duomo di Siena. Libro. E. No. 5. Delib. fo. 119. (durch Verſehen des Schreibers 179.) — Die XXVI. Junii 1452. Per simil modo deliberaro che l’operaio predetto faccia passata la festa di s̅c̅a̅ Maria d’agosto sgombrare il Duomo vecchio overo il Duomo caduto

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/152>, abgerufen am 24.11.2024.