Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. Beygabe zu Bd. 1. Hamburg, 1827.
identisch, und die Merkmale des einen sind auch Indeß kann ich dem Recensenten weder zugeben, daß Uebrigens habe ich nirgend bestritten: daß überall, wo 2
identiſch, und die Merkmale des einen ſind auch Indeß kann ich dem Recenſenten weder zugeben, daß Uebrigens habe ich nirgend beſtritten: daß uͤberall, wo 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><hi rendition="#g"><pb facs="#f0023" n="17"/> identiſch, und die Merkmale des einen ſind auch<lb/> die Merkmale des andern</hi>.</p><lb/> <p>Indeß kann ich dem Recenſenten weder zugeben, daß<lb/> jener ſo bekannt klingende Identificationsproceß auf den vor-<lb/> liegenden Fall anwendbar ſey, noch ihm ſeine ſo ganz me-<lb/> chaniſche Vorſtellung vom kuͤnſtleriſchen Darſtellen irgend ein-<lb/> raͤumen. Denn es iſt die Seele des Kuͤnſtlers keinesweges,<lb/> wie Rec. anzunehmen ſcheint, gleichſam ein Gypsmodel, aus<lb/> welchem genau, was man jedesmal hineingethan, wiederum<lb/> hervorgezogen wird; daher das Kunſtwerk (die Darſtellung)<lb/> nicht etwa (gleich der Copie, welche Rec. zu den Darſtellun-<lb/> gen zaͤhlt) der todte, mechaniſch gewonnene Abdruck ſeines<lb/> Gegenſtandes, ſondern das lebendige Product zweyer Facto-<lb/> ren, des Gegenſtandes und des denſelben in ſich aufnehmen-<lb/> den und verarbeitenden Kuͤnſtlers. Kein Product aber iſt<lb/> dem einen oder dem anderen ſeiner Factoren identiſch, ſon-<lb/> dern ein fuͤr ſich beſtehendes Drittes. — Mit jener irrigen<lb/> Vorſtellung vom kuͤnſtleriſchen Darſtellen faͤllt denn auch der<lb/> Einwurf, welchen der Rec. darauf begruͤnden will.</p><lb/> <p>Uebrigens habe ich nirgend beſtritten: daß uͤberall, wo<lb/> Gegenſtaͤnde, welche an ſich ſelbſt ſchoͤn ſind, durch die Mit-<lb/> tel der jedesmal in Anſpruch genommenen Kunſtart ausge-<lb/> druͤckt werden <hi rendition="#g">koͤnnen</hi>, was bekanntlich nicht immer ein-<lb/> tritt; daß uͤberall, wo dieſe Gegenſtaͤnde den Kuͤnſtler wirk-<lb/> lich begeiſtern, wo deren Darſtellung innerhalb der techni-<lb/> ſchen Entwickelung und ſpeciellen Formenkenntniß des Kuͤnſt-<lb/> lers wirklich <hi rendition="#g">moͤglich iſt</hi>: auch jene dem Gegenſtande ei-<lb/> genthuͤmliche Schoͤnheit auf das Kunſtwerk uͤbergehen und<lb/> die Schoͤnheit dieſes letzten weſentlich erhoͤhen werde. Ich<lb/> habe demnach der Schoͤnheit des Gegenſtandes nirgend, wenn<lb/> auch nur das Mindeſte von demjenigen Gebiete entzogen,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">2</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [17/0023]
identiſch, und die Merkmale des einen ſind auch
die Merkmale des andern.
Indeß kann ich dem Recenſenten weder zugeben, daß
jener ſo bekannt klingende Identificationsproceß auf den vor-
liegenden Fall anwendbar ſey, noch ihm ſeine ſo ganz me-
chaniſche Vorſtellung vom kuͤnſtleriſchen Darſtellen irgend ein-
raͤumen. Denn es iſt die Seele des Kuͤnſtlers keinesweges,
wie Rec. anzunehmen ſcheint, gleichſam ein Gypsmodel, aus
welchem genau, was man jedesmal hineingethan, wiederum
hervorgezogen wird; daher das Kunſtwerk (die Darſtellung)
nicht etwa (gleich der Copie, welche Rec. zu den Darſtellun-
gen zaͤhlt) der todte, mechaniſch gewonnene Abdruck ſeines
Gegenſtandes, ſondern das lebendige Product zweyer Facto-
ren, des Gegenſtandes und des denſelben in ſich aufnehmen-
den und verarbeitenden Kuͤnſtlers. Kein Product aber iſt
dem einen oder dem anderen ſeiner Factoren identiſch, ſon-
dern ein fuͤr ſich beſtehendes Drittes. — Mit jener irrigen
Vorſtellung vom kuͤnſtleriſchen Darſtellen faͤllt denn auch der
Einwurf, welchen der Rec. darauf begruͤnden will.
Uebrigens habe ich nirgend beſtritten: daß uͤberall, wo
Gegenſtaͤnde, welche an ſich ſelbſt ſchoͤn ſind, durch die Mit-
tel der jedesmal in Anſpruch genommenen Kunſtart ausge-
druͤckt werden koͤnnen, was bekanntlich nicht immer ein-
tritt; daß uͤberall, wo dieſe Gegenſtaͤnde den Kuͤnſtler wirk-
lich begeiſtern, wo deren Darſtellung innerhalb der techni-
ſchen Entwickelung und ſpeciellen Formenkenntniß des Kuͤnſt-
lers wirklich moͤglich iſt: auch jene dem Gegenſtande ei-
genthuͤmliche Schoͤnheit auf das Kunſtwerk uͤbergehen und
die Schoͤnheit dieſes letzten weſentlich erhoͤhen werde. Ich
habe demnach der Schoͤnheit des Gegenſtandes nirgend, wenn
auch nur das Mindeſte von demjenigen Gebiete entzogen,
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