nothwendig eigenthümlich und selbst innerhalb der Grenzen des Tüchtigen, Guten und Richtigen noch immer ausnehmend mannichfaltig. Doch darf bei so umfassender und billiger Ansicht nicht übersehen werden, daß die niedrigsten Stufen des Lobenswerthen: genügsame Behaglichkeit beym Geringen und ironische Auffassung des Gemeinen und Schlechten, das unbedingt Verwerfliche der Lässigkeit des eignen Geistes und der Verkehrtheit des eignen Sinnes schon unmittelbar begrenzen.
Betrachten wir aber die Auffassung in Bezug auf ihren Gegenstand, so wird sich ergeben, daß sie, aus diesem Ge- sichtspunkt angesehen, einzig nach dem Maaße ihrer Treue und Strenge zu würdigen ist. Allerdings werde ich zugeben müssen, daß im Uebrigen achtungswerthe Künstler doch, ver- möge ihrer eigenthümlichen Sinnesart, oder äußeren Stellung, unfähig seyn können, bestimmte Aufgaben mit Treue und Richtigkeit aufzufassen. Doch scheint es einzuleuchten, daß die Verdienste eines Künstlers, der seinen Gegenstand aus Unfä- higkeit oder Lässigkeit schief auffaßt, in allem Anderen, nur nicht in der Auffassung des Gegenstandes begründet seyn kön- nen; demnach wird durch solche Ausnahmefälle der Grundsatz weder aufgehoben, noch abgeändert: daß der Künstler bemüht seyn müsse, in das Wesen seines Gegenstandes -- oder sagen wir einmal seiner Aufgabe -- jedesmal so tief einzudringen, als ihm nach seiner eigenthümlichen Sinnesart irgend möglich ist. Und wirklich zeigen häufige Beyspiele, daß hierin schon die bloße Redlichkeit des Strebens sich unmittelbar belohnt. Denn vergleichen wir etwa die kirchlichen Darstellungen der älteren deutschen Maler, deren Sinn und Fähigkeit im ganzen beschränkt war, mit ähnlichen des Rubens, der in so vielen Beziehungen jenen überlegen ist, so werden wir gewiß, wenn
nothwendig eigenthuͤmlich und ſelbſt innerhalb der Grenzen des Tuͤchtigen, Guten und Richtigen noch immer ausnehmend mannichfaltig. Doch darf bei ſo umfaſſender und billiger Anſicht nicht uͤberſehen werden, daß die niedrigſten Stufen des Lobenswerthen: genuͤgſame Behaglichkeit beym Geringen und ironiſche Auffaſſung des Gemeinen und Schlechten, das unbedingt Verwerfliche der Laͤſſigkeit des eignen Geiſtes und der Verkehrtheit des eignen Sinnes ſchon unmittelbar begrenzen.
Betrachten wir aber die Auffaſſung in Bezug auf ihren Gegenſtand, ſo wird ſich ergeben, daß ſie, aus dieſem Ge- ſichtspunkt angeſehen, einzig nach dem Maaße ihrer Treue und Strenge zu wuͤrdigen iſt. Allerdings werde ich zugeben muͤſſen, daß im Uebrigen achtungswerthe Kuͤnſtler doch, ver- moͤge ihrer eigenthuͤmlichen Sinnesart, oder aͤußeren Stellung, unfaͤhig ſeyn koͤnnen, beſtimmte Aufgaben mit Treue und Richtigkeit aufzufaſſen. Doch ſcheint es einzuleuchten, daß die Verdienſte eines Kuͤnſtlers, der ſeinen Gegenſtand aus Unfaͤ- higkeit oder Laͤſſigkeit ſchief auffaßt, in allem Anderen, nur nicht in der Auffaſſung des Gegenſtandes begruͤndet ſeyn koͤn- nen; demnach wird durch ſolche Ausnahmefaͤlle der Grundſatz weder aufgehoben, noch abgeaͤndert: daß der Kuͤnſtler bemuͤht ſeyn muͤſſe, in das Weſen ſeines Gegenſtandes — oder ſagen wir einmal ſeiner Aufgabe — jedesmal ſo tief einzudringen, als ihm nach ſeiner eigenthuͤmlichen Sinnesart irgend moͤglich iſt. Und wirklich zeigen haͤufige Beyſpiele, daß hierin ſchon die bloße Redlichkeit des Strebens ſich unmittelbar belohnt. Denn vergleichen wir etwa die kirchlichen Darſtellungen der aͤlteren deutſchen Maler, deren Sinn und Faͤhigkeit im ganzen beſchraͤnkt war, mit aͤhnlichen des Rubens, der in ſo vielen Beziehungen jenen uͤberlegen iſt, ſo werden wir gewiß, wenn
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nothwendig eigenthuͤmlich und ſelbſt innerhalb der Grenzen des
Tuͤchtigen, Guten und Richtigen noch immer ausnehmend
mannichfaltig. Doch darf bei ſo umfaſſender und billiger
Anſicht nicht uͤberſehen werden, daß die niedrigſten Stufen
des Lobenswerthen: genuͤgſame Behaglichkeit beym Geringen
und ironiſche Auffaſſung des Gemeinen und Schlechten, das
unbedingt Verwerfliche der Laͤſſigkeit des eignen Geiſtes und der
Verkehrtheit des eignen Sinnes ſchon unmittelbar begrenzen.
Betrachten wir aber die Auffaſſung in Bezug auf ihren
Gegenſtand, ſo wird ſich ergeben, daß ſie, aus dieſem Ge-
ſichtspunkt angeſehen, einzig nach dem Maaße ihrer Treue
und Strenge zu wuͤrdigen iſt. Allerdings werde ich zugeben
muͤſſen, daß im Uebrigen achtungswerthe Kuͤnſtler doch, ver-
moͤge ihrer eigenthuͤmlichen Sinnesart, oder aͤußeren Stellung,
unfaͤhig ſeyn koͤnnen, beſtimmte Aufgaben mit Treue und
Richtigkeit aufzufaſſen. Doch ſcheint es einzuleuchten, daß die
Verdienſte eines Kuͤnſtlers, der ſeinen Gegenſtand aus Unfaͤ-
higkeit oder Laͤſſigkeit ſchief auffaßt, in allem Anderen, nur
nicht in der Auffaſſung des Gegenſtandes begruͤndet ſeyn koͤn-
nen; demnach wird durch ſolche Ausnahmefaͤlle der Grundſatz
weder aufgehoben, noch abgeaͤndert: daß der Kuͤnſtler bemuͤht
ſeyn muͤſſe, in das Weſen ſeines Gegenſtandes — oder ſagen
wir einmal ſeiner Aufgabe — jedesmal ſo tief einzudringen,
als ihm nach ſeiner eigenthuͤmlichen Sinnesart irgend moͤglich
iſt. Und wirklich zeigen haͤufige Beyſpiele, daß hierin ſchon
die bloße Redlichkeit des Strebens ſich unmittelbar belohnt.
Denn vergleichen wir etwa die kirchlichen Darſtellungen der
aͤlteren deutſchen Maler, deren Sinn und Faͤhigkeit im ganzen
beſchraͤnkt war, mit aͤhnlichen des Rubens, der in ſo vielen
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/38>, abgerufen am 24.11.2024.
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