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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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Anweisung, welche nur in dem Wechselverhältniß des Schülers
zum Lehrer möglich und denkbar ist.

Demnach erscheinen während der dunkleren Jahrhunderte
des Mittelalters nur abgerissene Spuren eines vorübergehen-
den, im Ganzen angesehen, erfolglosen Einflusses der Byzan-
tiner; allgemein verbreitet und fruchtbringend zeigte sich dieser
Einfluß nicht früher, als seit den ersten Decennien des drey-
zehnten bis zu den ersten Jahrzehenden des folgenden Jahr-
hunderts. Früher entdeckten wir ihn bisweilen in Bildnereyen,
zu denen wir die alten Bronzethore des Domes zu Pisa zäh-
len dürfen, über deren Entstehung nichts Sicheres bekannt ist.
In diesem Zeitraum aber beschränkt er sich fast ohne Aus-
nahme auf die Malerey. Die Bildnerey befolgte heidnisch-
und christlich-antike Vorbilder, später auch deutsche, oder, wie
man sagt, gothische; in der Baukunst aber war die römische
Schule, wie ich in nachstehender Abhandlung zeigen werde,
nie so gänzlich unterbrochen worden, war das Fremde, wel-
ches in dieser Kunstart während des zwölften und dreyzehnten
Jahrhunderts sich eingedrängt hatte, nicht etwa bloß ein by-
zantinisches oder anderes, sondern gar viel und mancherley.

Doch sogar in der Malerey der Italiener des dreyzehnten
Jahrhunderts zeigen sich Spuren einer von griechischem Ein-
fluß ganz unabhängigen Entwickelung durch Wetteifer mit
christlich-antiken Denkmalen. Dahin gehören die Malereyen
einer abgesonderten Kapelle des Klosters SS. Quattro zu
Rom, wo die Runde mit den Büsten der Apostel altchristlichen
Denkmalen nicht ohne Kunstgefühl nachgeahmt sind. Das
Gebäude, an dessen Wänden sie gemalt sind, ist sicher um
die Mitte des dreyzehnten Jahrhunderts aufgerichtet worden;
zu Anfang des vierzehnten indeß wurden alle älteren Manieren

Anweiſung, welche nur in dem Wechſelverhaͤltniß des Schuͤlers
zum Lehrer moͤglich und denkbar iſt.

Demnach erſcheinen waͤhrend der dunkleren Jahrhunderte
des Mittelalters nur abgeriſſene Spuren eines voruͤbergehen-
den, im Ganzen angeſehen, erfolgloſen Einfluſſes der Byzan-
tiner; allgemein verbreitet und fruchtbringend zeigte ſich dieſer
Einfluß nicht fruͤher, als ſeit den erſten Decennien des drey-
zehnten bis zu den erſten Jahrzehenden des folgenden Jahr-
hunderts. Fruͤher entdeckten wir ihn bisweilen in Bildnereyen,
zu denen wir die alten Bronzethore des Domes zu Piſa zaͤh-
len duͤrfen, uͤber deren Entſtehung nichts Sicheres bekannt iſt.
In dieſem Zeitraum aber beſchraͤnkt er ſich faſt ohne Aus-
nahme auf die Malerey. Die Bildnerey befolgte heidniſch-
und chriſtlich-antike Vorbilder, ſpaͤter auch deutſche, oder, wie
man ſagt, gothiſche; in der Baukunſt aber war die roͤmiſche
Schule, wie ich in nachſtehender Abhandlung zeigen werde,
nie ſo gaͤnzlich unterbrochen worden, war das Fremde, wel-
ches in dieſer Kunſtart waͤhrend des zwoͤlften und dreyzehnten
Jahrhunderts ſich eingedraͤngt hatte, nicht etwa bloß ein by-
zantiniſches oder anderes, ſondern gar viel und mancherley.

Doch ſogar in der Malerey der Italiener des dreyzehnten
Jahrhunderts zeigen ſich Spuren einer von griechiſchem Ein-
fluß ganz unabhaͤngigen Entwickelung durch Wetteifer mit
chriſtlich-antiken Denkmalen. Dahin gehoͤren die Malereyen
einer abgeſonderten Kapelle des Kloſters SS. Quattro zu
Rom, wo die Runde mit den Buͤſten der Apoſtel altchriſtlichen
Denkmalen nicht ohne Kunſtgefuͤhl nachgeahmt ſind. Das
Gebaͤude, an deſſen Waͤnden ſie gemalt ſind, iſt ſicher um
die Mitte des dreyzehnten Jahrhunderts aufgerichtet worden;
zu Anfang des vierzehnten indeß wurden alle aͤlteren Manieren

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[351/0369] Anweiſung, welche nur in dem Wechſelverhaͤltniß des Schuͤlers zum Lehrer moͤglich und denkbar iſt. Demnach erſcheinen waͤhrend der dunkleren Jahrhunderte des Mittelalters nur abgeriſſene Spuren eines voruͤbergehen- den, im Ganzen angeſehen, erfolgloſen Einfluſſes der Byzan- tiner; allgemein verbreitet und fruchtbringend zeigte ſich dieſer Einfluß nicht fruͤher, als ſeit den erſten Decennien des drey- zehnten bis zu den erſten Jahrzehenden des folgenden Jahr- hunderts. Fruͤher entdeckten wir ihn bisweilen in Bildnereyen, zu denen wir die alten Bronzethore des Domes zu Piſa zaͤh- len duͤrfen, uͤber deren Entſtehung nichts Sicheres bekannt iſt. In dieſem Zeitraum aber beſchraͤnkt er ſich faſt ohne Aus- nahme auf die Malerey. Die Bildnerey befolgte heidniſch- und chriſtlich-antike Vorbilder, ſpaͤter auch deutſche, oder, wie man ſagt, gothiſche; in der Baukunſt aber war die roͤmiſche Schule, wie ich in nachſtehender Abhandlung zeigen werde, nie ſo gaͤnzlich unterbrochen worden, war das Fremde, wel- ches in dieſer Kunſtart waͤhrend des zwoͤlften und dreyzehnten Jahrhunderts ſich eingedraͤngt hatte, nicht etwa bloß ein by- zantiniſches oder anderes, ſondern gar viel und mancherley. Doch ſogar in der Malerey der Italiener des dreyzehnten Jahrhunderts zeigen ſich Spuren einer von griechiſchem Ein- fluß ganz unabhaͤngigen Entwickelung durch Wetteifer mit chriſtlich-antiken Denkmalen. Dahin gehoͤren die Malereyen einer abgeſonderten Kapelle des Kloſters SS. Quattro zu Rom, wo die Runde mit den Buͤſten der Apoſtel altchriſtlichen Denkmalen nicht ohne Kunſtgefuͤhl nachgeahmt ſind. Das Gebaͤude, an deſſen Waͤnden ſie gemalt ſind, iſt ſicher um die Mitte des dreyzehnten Jahrhunderts aufgerichtet worden; zu Anfang des vierzehnten indeß wurden alle aͤlteren Manieren

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/369>, abgerufen am 27.11.2024.