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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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er die Angabe der Gründe, welche ihn bestimmten, jene Ar-
beiten für italienische zu halten. War Venedig, wie man be-
hauptet, und wie es wahrscheinlich ist, für die Lombardey,
was Pisa für Toscana, der Mittelpunct nemlich, von welchem
die Nachahmung der Byzantiner ausgegangen; so dürften jene
Malereyen zu Cremona, welche schon nach den angegebenen
Beyschriften einer älteren Epoche, vielleicht der unsrigen ange-
hören, eben sowohl griechische, oder doch gräcisirende Arbeiten
seyn können, als eigenthümlich italienische; ein Wort, mit
welchem Millin vielleicht nicht einmal einen so ganz deutli-
chen Begriff verband.

Doch habe ich letztere Denkmale, deren Alter nur annä-
herungsweise und aus allgemeinen Analogieen zu bestimmen
ist, bloß in der Absicht herangezogen, dem Leser die weite
Verbreitung dazumal in Italien vorwaltender Anwendung
griechischer Kunstmanieren so viel als möglich anschaulich zu
machen. Denn, um den Zeitpunct zu bestimmen, in welchem
dieselben zuerst in Italien eingedrungen sind und begonnen
haben, fördernd auf die Kunstübung dieses Landes einzuwir-
ken, dürften schon die früher beleuchteten Denkmale genügen,
welche ihre Beglaubigung an der Stirn tragen. Unter diesen
war das späteste Beyspiel italienisch-barbarischer Malart jenes
Antimensium zu Siena, mit dem Jahre 1215; das älteste
Denkmal hingegen gelungener Nachahmung griechischer Manier
und Auffassung das colossale Musiv am Dome zu Spoleto
vom Jahre 1207; also werden wir mit Zuversicht annehmen

tres singuliers. Des legendes apprennent les noms des figures et
font connaeitre les sujets. Il est cependant evident (?), que les figu-
res n'ont pas ete faites par des Grecs; tout y est italien."

er die Angabe der Gruͤnde, welche ihn beſtimmten, jene Ar-
beiten fuͤr italieniſche zu halten. War Venedig, wie man be-
hauptet, und wie es wahrſcheinlich iſt, fuͤr die Lombardey,
was Piſa fuͤr Toscana, der Mittelpunct nemlich, von welchem
die Nachahmung der Byzantiner ausgegangen; ſo duͤrften jene
Malereyen zu Cremona, welche ſchon nach den angegebenen
Beyſchriften einer aͤlteren Epoche, vielleicht der unſrigen ange-
hoͤren, eben ſowohl griechiſche, oder doch graͤciſirende Arbeiten
ſeyn koͤnnen, als eigenthuͤmlich italieniſche; ein Wort, mit
welchem Millin vielleicht nicht einmal einen ſo ganz deutli-
chen Begriff verband.

Doch habe ich letztere Denkmale, deren Alter nur annaͤ-
herungsweiſe und aus allgemeinen Analogieen zu beſtimmen
iſt, bloß in der Abſicht herangezogen, dem Leſer die weite
Verbreitung dazumal in Italien vorwaltender Anwendung
griechiſcher Kunſtmanieren ſo viel als moͤglich anſchaulich zu
machen. Denn, um den Zeitpunct zu beſtimmen, in welchem
dieſelben zuerſt in Italien eingedrungen ſind und begonnen
haben, foͤrdernd auf die Kunſtuͤbung dieſes Landes einzuwir-
ken, duͤrften ſchon die fruͤher beleuchteten Denkmale genuͤgen,
welche ihre Beglaubigung an der Stirn tragen. Unter dieſen
war das ſpaͤteſte Beyſpiel italieniſch-barbariſcher Malart jenes
Antimenſium zu Siena, mit dem Jahre 1215; das aͤlteſte
Denkmal hingegen gelungener Nachahmung griechiſcher Manier
und Auffaſſung das coloſſale Muſiv am Dome zu Spoleto
vom Jahre 1207; alſo werden wir mit Zuverſicht annehmen

très singuliers. Des légendes apprennent les noms des figures et
font connaître les sujets. Il est cependant évident (?), que les figu-
res n’ont pas été faites par des Grecs; tout y est italien.“
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[347/0365] er die Angabe der Gruͤnde, welche ihn beſtimmten, jene Ar- beiten fuͤr italieniſche zu halten. War Venedig, wie man be- hauptet, und wie es wahrſcheinlich iſt, fuͤr die Lombardey, was Piſa fuͤr Toscana, der Mittelpunct nemlich, von welchem die Nachahmung der Byzantiner ausgegangen; ſo duͤrften jene Malereyen zu Cremona, welche ſchon nach den angegebenen Beyſchriften einer aͤlteren Epoche, vielleicht der unſrigen ange- hoͤren, eben ſowohl griechiſche, oder doch graͤciſirende Arbeiten ſeyn koͤnnen, als eigenthuͤmlich italieniſche; ein Wort, mit welchem Millin vielleicht nicht einmal einen ſo ganz deutli- chen Begriff verband. Doch habe ich letztere Denkmale, deren Alter nur annaͤ- herungsweiſe und aus allgemeinen Analogieen zu beſtimmen iſt, bloß in der Abſicht herangezogen, dem Leſer die weite Verbreitung dazumal in Italien vorwaltender Anwendung griechiſcher Kunſtmanieren ſo viel als moͤglich anſchaulich zu machen. Denn, um den Zeitpunct zu beſtimmen, in welchem dieſelben zuerſt in Italien eingedrungen ſind und begonnen haben, foͤrdernd auf die Kunſtuͤbung dieſes Landes einzuwir- ken, duͤrften ſchon die fruͤher beleuchteten Denkmale genuͤgen, welche ihre Beglaubigung an der Stirn tragen. Unter dieſen war das ſpaͤteſte Beyſpiel italieniſch-barbariſcher Malart jenes Antimenſium zu Siena, mit dem Jahre 1215; das aͤlteſte Denkmal hingegen gelungener Nachahmung griechiſcher Manier und Auffaſſung das coloſſale Muſiv am Dome zu Spoleto vom Jahre 1207; alſo werden wir mit Zuverſicht annehmen *) *) très singuliers. Des légendes apprennent les noms des figures et font connaître les sujets. Il est cependant évident (?), que les figu- res n’ont pas été faites par des Grecs; tout y est italien.“

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/365>, abgerufen am 27.11.2024.