Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.breiteren Formenandeutung des Cimabue entfernt. Doch be- Die Inschrift auf der unteren Leiste des Bildes, welche *) S. Lettere Senesi; Vasari, ed. San., in den Anm., und Lanzi, T. 1. zu Anfang der Sieneser Schule, will wahrnehmen, daß Guido, der sich eben zuerst den Griechen angenähert: se n'era allontanato non poco in quella nostra Signora etc. **) In seinen handschriftlichen sienesischen Nachrichten, welche
viele Bände der Bibliothek der Sapienza zu Siena einnehmen. breiteren Formenandeutung des Cimabue entfernt. Doch be- Die Inſchrift auf der unteren Leiſte des Bildes, welche *) S. Lettere Senesi; Vasari, ed. San., in den Anm., und Lanzi, T. 1. zu Anfang der Sieneſer Schule, will wahrnehmen, daß Guido, der ſich eben zuerſt den Griechen angenaͤhert: se n’era allontanato non poco in quella nostra Signora etc. **) In ſeinen handſchriftlichen ſieneſiſchen Nachrichten, welche
viele Baͤnde der Bibliothek der Sapienza zu Siena einnehmen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0353" n="335"/> breiteren Formenandeutung des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119138883">Cimabue</persName> entfernt. Doch be-<lb/> diente ſich der Kuͤnſtler, wie ſchon der Hauptton des Bildes<lb/> lehrt, griechiſcher Bindemittel, vergoldete die Flaͤche hinter den<lb/> Figuren, und ahmte vielleicht (denn es fehlt uns dafuͤr unter<lb/> vorhandenen griechiſchen Madonnen ein Beyſpiel) irgend einer<lb/> griechiſchen Tafel nach. Der weitlaͤuftige, obwohl nicht reich<lb/> verzierte, Thronſeſſel ſcheint von daher entlehnt zu ſeyn; hin-<lb/> gegen zeugt die etwas ſchraͤge Lage und Stellung der Haupt-<lb/> figur, welche ſich bequem auf dem raͤumigen Lehnſeſſel aus-<lb/> breitet, von eigener Erfindung oder Auffaſſung aus dem Le-<lb/> ben. Die unverhaͤltnißmaͤßige Kleinheit und Magerkeit des<lb/> Kindes, die widrige Verkleinerung der Engel und Gott Va-<lb/> ters in den oben uͤber der Abtheilung des goldenen Feldes<lb/> ausgeſparten Winkeln, erinnern, das eine an byzantiniſche,<lb/> das andere an barbariſch italieniſche Gewoͤhnungen, welche in<lb/> dieſem Bilde in einander uͤberzugehen und gegenſeitig zu ver-<lb/> fließen ſcheinen.</p><lb/> <p>Die Inſchrift auf der unteren Leiſte des Bildes, welche<lb/><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/100103405">Della Valle</persName></hi> <note place="foot" n="*)">S. <hi rendition="#aq">Lettere Senesi; <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118626213">Vasari</persName>,</hi> ed. San.,</hi> in den Anm., und<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/17414444X">Lanzi</persName>,</hi> T.</hi> 1. zu Anfang der Sieneſer Schule, will wahrnehmen,<lb/> daß <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119133164">Guido</persName>, der ſich eben zuerſt den Griechen angenaͤhert: <hi rendition="#aq">se n’era<lb/> allontanato non poco in quella nostra Signora etc.</hi></note> und <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/189674431">Benvoglienti</persName></hi> <note place="foot" n="**)">In ſeinen handſchriftlichen ſieneſiſchen Nachrichten, welche<lb/> viele Baͤnde der Bibliothek der Sapienza zu <placeName>Siena</placeName> einnehmen.</note> noch vollſtaͤndig<lb/> geleſen, war ſchon im Jahre 1818 in den Zuͤgen des Na-<lb/> mens beſchaͤdigt, alles Uebrige indeß durchaus erhalten und<lb/> lesbar, wie folgt:<lb/><hi rendition="#aq">+ ME GV ... DE SENIS DIEBVS DEPINXIT<lb/> AMENIS<lb/></hi></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [335/0353]
breiteren Formenandeutung des Cimabue entfernt. Doch be-
diente ſich der Kuͤnſtler, wie ſchon der Hauptton des Bildes
lehrt, griechiſcher Bindemittel, vergoldete die Flaͤche hinter den
Figuren, und ahmte vielleicht (denn es fehlt uns dafuͤr unter
vorhandenen griechiſchen Madonnen ein Beyſpiel) irgend einer
griechiſchen Tafel nach. Der weitlaͤuftige, obwohl nicht reich
verzierte, Thronſeſſel ſcheint von daher entlehnt zu ſeyn; hin-
gegen zeugt die etwas ſchraͤge Lage und Stellung der Haupt-
figur, welche ſich bequem auf dem raͤumigen Lehnſeſſel aus-
breitet, von eigener Erfindung oder Auffaſſung aus dem Le-
ben. Die unverhaͤltnißmaͤßige Kleinheit und Magerkeit des
Kindes, die widrige Verkleinerung der Engel und Gott Va-
ters in den oben uͤber der Abtheilung des goldenen Feldes
ausgeſparten Winkeln, erinnern, das eine an byzantiniſche,
das andere an barbariſch italieniſche Gewoͤhnungen, welche in
dieſem Bilde in einander uͤberzugehen und gegenſeitig zu ver-
fließen ſcheinen.
Die Inſchrift auf der unteren Leiſte des Bildes, welche
Della Valle *) und Benvoglienti **) noch vollſtaͤndig
geleſen, war ſchon im Jahre 1818 in den Zuͤgen des Na-
mens beſchaͤdigt, alles Uebrige indeß durchaus erhalten und
lesbar, wie folgt:
+ ME GV ... DE SENIS DIEBVS DEPINXIT
AMENIS
*) S. Lettere Senesi; Vasari, ed. San., in den Anm., und
Lanzi, T. 1. zu Anfang der Sieneſer Schule, will wahrnehmen,
daß Guido, der ſich eben zuerſt den Griechen angenaͤhert: se n’era
allontanato non poco in quella nostra Signora etc.
**) In ſeinen handſchriftlichen ſieneſiſchen Nachrichten, welche
viele Baͤnde der Bibliothek der Sapienza zu Siena einnehmen.
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