ANNIS INVENTIS CVM SEPTEM MILLE DV- CENTIS. OPERARII .............. Im Felde neben den Figuren, deren Annäherung an minder gute Vorbilder griechischer Abkunft auffallend, deren Ausfüh- rung nicht ohne alle Spur italischer Rohheit, liest man oben, neben Christus, das bekannte: IC. XC., an den Seiten: SCA MARIA. SCS IOHANNES. Auch der Thron Christi hat einige Ueberladenheiten der byzantinischen Verzierungsart, denen wir schon mehrmal bey dem Throne Gott Vaters oder des Heilands begegnet sind.
Also schon innerhalb des ersten Jahrzehends des dreyzehn- ten Jahrhunderts hatte, wie dieses Denkmal unwidersprechlich darlegt, die Nachahmung, oder auch die Schule der neueren Griechen in Italien tiefere Wurzeln getrieben, als jemals vor- her bei den mannichfaltigsten, nie abgebrochenen Berührungen beider Nationen. In der Folge aber, nach dem Jahre 1220, begegnen wir überall bey namhaften italienischen Meistern theils der griechischen Behandlungsart von mancherley Stoffen und Werkzeugen, deren die Malerey sich bedient, theils aber auch der Nachbildung und Nachahmung bestimmter Gebilde der griechischen Malerey, oder doch den eigenthümlichen Ab- änderungen, welche die letzte, bey gemeinschaftlichen Kunstvor- stellungen, in deren Auffassung und äußere Zurichtung aufge- nommen hatte.
Zuerst begegnen wir (viele halbverdorbene, gewiß diesem Zeitalter angehörende, doch unbezeichnete Madonnen *) über-
*) Solcher alten Madonnenbilder ohne Jahr und Namen zählt
ANNIS INVENTIS CVM SEPTEM MILLE DV- CENTIS. OPERARII .............. Im Felde neben den Figuren, deren Annaͤherung an minder gute Vorbilder griechiſcher Abkunft auffallend, deren Ausfuͤh- rung nicht ohne alle Spur italiſcher Rohheit, lieſt man oben, neben Chriſtus, das bekannte: I̅C̅. X̅C̅., an den Seiten: S̅C̅A̅ MARIA. S̅C̅S̅ IOHANNES. Auch der Thron Chriſti hat einige Ueberladenheiten der byzantiniſchen Verzierungsart, denen wir ſchon mehrmal bey dem Throne Gott Vaters oder des Heilands begegnet ſind.
Alſo ſchon innerhalb des erſten Jahrzehends des dreyzehn- ten Jahrhunderts hatte, wie dieſes Denkmal unwiderſprechlich darlegt, die Nachahmung, oder auch die Schule der neueren Griechen in Italien tiefere Wurzeln getrieben, als jemals vor- her bei den mannichfaltigſten, nie abgebrochenen Beruͤhrungen beider Nationen. In der Folge aber, nach dem Jahre 1220, begegnen wir uͤberall bey namhaften italieniſchen Meiſtern theils der griechiſchen Behandlungsart von mancherley Stoffen und Werkzeugen, deren die Malerey ſich bedient, theils aber auch der Nachbildung und Nachahmung beſtimmter Gebilde der griechiſchen Malerey, oder doch den eigenthuͤmlichen Ab- aͤnderungen, welche die letzte, bey gemeinſchaftlichen Kunſtvor- ſtellungen, in deren Auffaſſung und aͤußere Zurichtung aufge- nommen hatte.
Zuerſt begegnen wir (viele halbverdorbene, gewiß dieſem Zeitalter angehoͤrende, doch unbezeichnete Madonnen *) uͤber-
*) Solcher alten Madonnenbilder ohne Jahr und Namen zaͤhlt
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ANNIS INVENTIS CVM SEPTEM MILLE DV-
CENTIS.
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Im Felde neben den Figuren, deren Annaͤherung an minder
gute Vorbilder griechiſcher Abkunft auffallend, deren Ausfuͤh-
rung nicht ohne alle Spur italiſcher Rohheit, lieſt man oben,
neben Chriſtus, das bekannte: I̅C̅. X̅C̅., an den Seiten:
S̅C̅A̅ MARIA. S̅C̅S̅ IOHANNES. Auch der Thron Chriſti
hat einige Ueberladenheiten der byzantiniſchen Verzierungsart,
denen wir ſchon mehrmal bey dem Throne Gott Vaters oder
des Heilands begegnet ſind.
Alſo ſchon innerhalb des erſten Jahrzehends des dreyzehn-
ten Jahrhunderts hatte, wie dieſes Denkmal unwiderſprechlich
darlegt, die Nachahmung, oder auch die Schule der neueren
Griechen in Italien tiefere Wurzeln getrieben, als jemals vor-
her bei den mannichfaltigſten, nie abgebrochenen Beruͤhrungen
beider Nationen. In der Folge aber, nach dem Jahre 1220,
begegnen wir uͤberall bey namhaften italieniſchen Meiſtern
theils der griechiſchen Behandlungsart von mancherley Stoffen
und Werkzeugen, deren die Malerey ſich bedient, theils aber
auch der Nachbildung und Nachahmung beſtimmter Gebilde
der griechiſchen Malerey, oder doch den eigenthuͤmlichen Ab-
aͤnderungen, welche die letzte, bey gemeinſchaftlichen Kunſtvor-
ſtellungen, in deren Auffaſſung und aͤußere Zurichtung aufge-
nommen hatte.
Zuerſt begegnen wir (viele halbverdorbene, gewiß dieſem
Zeitalter angehoͤrende, doch unbezeichnete Madonnen *) uͤber-
*) Solcher alten Madonnenbilder ohne Jahr und Namen zaͤhlt
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/351>, abgerufen am 23.11.2024.
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