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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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Meinwerk, Bischof von Paderborn, "er habe eine Kapelle neu
wieder aufgerichtet, welche vormals unter Karl dem Großen
von griechischen Arbeitern gebauet worden *)." In
dem bekannten Leben Meinwerks, bey Leibnitz, findet sich
keine Spur von Bekanntschaft mit den Meistern des älteren
Baues; auf der anderen Seite ist nicht wohl anzunehmen,
daß Gobelin hier einer Autorität gefolgt sey, da die Quel-
len der Geschichte der karolingischen Zeit von aus der Fremde
herbeygezogenen italienischen, nun gar griechischen, Arbeitern
schweigen, weil diese, wenn es deren am Hofe des Königs
gegeben hätte, doch unter allen Umständen schwerlich in den
noch ungesicherten Eroberungen des Christenthums, tief im
Sachsenlande, wären beschäftigt worden. Also wird an dieser
Stelle der Vermuthung nicht auszuweichen seyn, daß unser
Schriftsteller auf seinen italienischen Reisen mit jener, wie
oben angeführte Stellen zeigen, seinerzeit fest angenommenen
und verbreiteten Ansicht bekannt geworden: daß die Byzanti-
ner während der dunkleren Abschnitte des Mittelalters in den
Künsten eine dauernde Ueberlegenheit besessen, einen wichtigen
Einfluß auf den Geschmack der westlichen Europäer aus-
geübt haben.

In Lami's Auffassung dieses historischen Verhältnisses
war demnach wenigstens die eine Seite, die Vorzüglichkeit
griechischer Kunstarbeiten, im Ganzen richtig verstanden; in
der Auffassung seiner Nachfolger findet sich indeß, bey größter

*) Gobelin. Personae Cosmodr. aet. VI. ap. Meibom. scriptt.
rer. Germ. Vol. I. p. 257. -- Meinwercus quandam cappellam
prope majorem ecclesiam Paderbornensem, quondam per Geroldum
consanguineum et signiferum Caroli M. per Graecos operarios con-
structam
etc. etc.

Meinwerk, Biſchof von Paderborn, „er habe eine Kapelle neu
wieder aufgerichtet, welche vormals unter Karl dem Großen
von griechiſchen Arbeitern gebauet worden *).“ In
dem bekannten Leben Meinwerks, bey Leibnitz, findet ſich
keine Spur von Bekanntſchaft mit den Meiſtern des aͤlteren
Baues; auf der anderen Seite iſt nicht wohl anzunehmen,
daß Gobelin hier einer Autoritaͤt gefolgt ſey, da die Quel-
len der Geſchichte der karolingiſchen Zeit von aus der Fremde
herbeygezogenen italieniſchen, nun gar griechiſchen, Arbeitern
ſchweigen, weil dieſe, wenn es deren am Hofe des Koͤnigs
gegeben haͤtte, doch unter allen Umſtaͤnden ſchwerlich in den
noch ungeſicherten Eroberungen des Chriſtenthums, tief im
Sachſenlande, waͤren beſchaͤftigt worden. Alſo wird an dieſer
Stelle der Vermuthung nicht auszuweichen ſeyn, daß unſer
Schriftſteller auf ſeinen italieniſchen Reiſen mit jener, wie
oben angefuͤhrte Stellen zeigen, ſeinerzeit feſt angenommenen
und verbreiteten Anſicht bekannt geworden: daß die Byzanti-
ner waͤhrend der dunkleren Abſchnitte des Mittelalters in den
Kuͤnſten eine dauernde Ueberlegenheit beſeſſen, einen wichtigen
Einfluß auf den Geſchmack der weſtlichen Europaͤer aus-
geuͤbt haben.

In Lami’s Auffaſſung dieſes hiſtoriſchen Verhaͤltniſſes
war demnach wenigſtens die eine Seite, die Vorzuͤglichkeit
griechiſcher Kunſtarbeiten, im Ganzen richtig verſtanden; in
der Auffaſſung ſeiner Nachfolger findet ſich indeß, bey groͤßter

*) Gobelin. Personae Cosmodr. aet. VI. ap. Meibom. scriptt.
rer. Germ. Vol. I. p. 257. — Meinwercus quandam cappellam
prope majorem ecclesiam Paderbornensem, quondam per Geroldum
consanguineum et signiferum Caroli M. per Graecos operarios con-
structam
etc. etc.
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[324/0342] Meinwerk, Biſchof von Paderborn, „er habe eine Kapelle neu wieder aufgerichtet, welche vormals unter Karl dem Großen von griechiſchen Arbeitern gebauet worden *).“ In dem bekannten Leben Meinwerks, bey Leibnitz, findet ſich keine Spur von Bekanntſchaft mit den Meiſtern des aͤlteren Baues; auf der anderen Seite iſt nicht wohl anzunehmen, daß Gobelin hier einer Autoritaͤt gefolgt ſey, da die Quel- len der Geſchichte der karolingiſchen Zeit von aus der Fremde herbeygezogenen italieniſchen, nun gar griechiſchen, Arbeitern ſchweigen, weil dieſe, wenn es deren am Hofe des Koͤnigs gegeben haͤtte, doch unter allen Umſtaͤnden ſchwerlich in den noch ungeſicherten Eroberungen des Chriſtenthums, tief im Sachſenlande, waͤren beſchaͤftigt worden. Alſo wird an dieſer Stelle der Vermuthung nicht auszuweichen ſeyn, daß unſer Schriftſteller auf ſeinen italieniſchen Reiſen mit jener, wie oben angefuͤhrte Stellen zeigen, ſeinerzeit feſt angenommenen und verbreiteten Anſicht bekannt geworden: daß die Byzanti- ner waͤhrend der dunkleren Abſchnitte des Mittelalters in den Kuͤnſten eine dauernde Ueberlegenheit beſeſſen, einen wichtigen Einfluß auf den Geſchmack der weſtlichen Europaͤer aus- geuͤbt haben. In Lami’s Auffaſſung dieſes hiſtoriſchen Verhaͤltniſſes war demnach wenigſtens die eine Seite, die Vorzuͤglichkeit griechiſcher Kunſtarbeiten, im Ganzen richtig verſtanden; in der Auffaſſung ſeiner Nachfolger findet ſich indeß, bey groͤßter *) Gobelin. Personae Cosmodr. aet. VI. ap. Meibom. scriptt. rer. Germ. Vol. I. p. 257. — Meinwercus quandam cappellam prope majorem ecclesiam Paderbornensem, quondam per Geroldum consanguineum et signiferum Caroli M. per Graecos operarios con- structam etc. etc.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/342>, abgerufen am 24.11.2024.