Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.Schon die Alten würdigten die schöne Wirkung, welche Die Byzantiner dagegen bewahrten nicht allein jenen wei- *) S. die griechischen Kunstworte: Chrysocollon, Chrysogra-
phia, in jenem alten Buche zu Lucca (bey Murat. antt. It. Diss. 24.). Schon die Alten wuͤrdigten die ſchoͤne Wirkung, welche Die Byzantiner dagegen bewahrten nicht allein jenen wei- *) S. die griechiſchen Kunſtworte: Chrysocollon, Chrysogra-
phia, in jenem alten Buche zu Lucca (bey Murat. antt. It. Diss. 24.). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0331" n="313"/> <p>Schon die Alten wuͤrdigten die ſchoͤne Wirkung, welche<lb/> aufgetragenes Gold vornehmlich bey kuͤnſtlicher Beleuchtung<lb/> hervorbringt; wer entſaͤnne ſich nicht, in einem Zimmer unter den<lb/> farneſiſchen Gaͤrten, der leichten, braͤunlich auf weißem Grunde<lb/> gemalten Verzierungen mit leicht aufgehoͤheten goldenen Lich-<lb/> tern? Goldene Flaͤchen indeß duͤrften ſie in farbigen Male-<lb/> reyen vermieden haben, weil ſie in der That geſchmacklos<lb/> ſind, durch ihren Glanz das Auge blenden, die farbigen Stel-<lb/> len verdunkeln. Sogar in den chriſtlichen Muſivmalereyen<lb/> aͤlterer Zeiten giebt es entweder ganz weiße Gruͤnde, wie in<lb/> Sta. Conſtanza bey <placeName>Rom</placeName>, oder in der Umhalle von S. Mar-<lb/> cus zu <placeName>Venedig</placeName>, oder doch nur goldene Lichter in Wolken und<lb/> Gewaͤndern, wie im mehrberuͤhrten Muſiv der Kirche S. Cos-<lb/> mas und Damianus am roͤmiſchen Forum. Noch ſpaͤter ver-<lb/> ſchwindet der Gebrauch des Goldes immer mehr aus den ita-<lb/> liſchen, beſonders aus den roͤmiſchen Muſiven; ſogar der<lb/> Nimbus der Heiligen wird, wie ich verſchiedentlich angemerkt,<lb/> durch einen farbigen Reif angedeutet, oder auch durch eine<lb/> mehrfarbige Scheibe. Gleichzeitig findet ſich auch in den Mi-<lb/> niaturen lateiniſcher, beſonders italieniſcher Handſchriften keine<lb/> Spur des Gebrauches, in Gold zu verzieren, geſchweige denn<lb/> goldene Flaͤchen anzubringen. Vielleicht fand man daran kei-<lb/> nen Geſchmack; wahrſcheinlicher indeß hatten ſich damals, bey<lb/> erdenklichſtem Ungeſchick, die Kunſtgriffe verloren, durch welche<lb/> das Gold auf Glasſtifte eingeſchmelzt, auf Pergament und<lb/> andere Gruͤnde befeſtigt wird <note place="foot" n="*)">S. die griechiſchen Kunſtworte: <hi rendition="#aq">Chrysocollon, Chrysogra-<lb/> phia,</hi> in jenem alten Buche zu <placeName>Lucca</placeName> (bey <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118844520">Murat.</persName></hi> antt. It. Diss.</hi> 24.).</note>.</p><lb/> <p>Die Byzantiner dagegen bewahrten nicht allein jenen wei-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [313/0331]
Schon die Alten wuͤrdigten die ſchoͤne Wirkung, welche
aufgetragenes Gold vornehmlich bey kuͤnſtlicher Beleuchtung
hervorbringt; wer entſaͤnne ſich nicht, in einem Zimmer unter den
farneſiſchen Gaͤrten, der leichten, braͤunlich auf weißem Grunde
gemalten Verzierungen mit leicht aufgehoͤheten goldenen Lich-
tern? Goldene Flaͤchen indeß duͤrften ſie in farbigen Male-
reyen vermieden haben, weil ſie in der That geſchmacklos
ſind, durch ihren Glanz das Auge blenden, die farbigen Stel-
len verdunkeln. Sogar in den chriſtlichen Muſivmalereyen
aͤlterer Zeiten giebt es entweder ganz weiße Gruͤnde, wie in
Sta. Conſtanza bey Rom, oder in der Umhalle von S. Mar-
cus zu Venedig, oder doch nur goldene Lichter in Wolken und
Gewaͤndern, wie im mehrberuͤhrten Muſiv der Kirche S. Cos-
mas und Damianus am roͤmiſchen Forum. Noch ſpaͤter ver-
ſchwindet der Gebrauch des Goldes immer mehr aus den ita-
liſchen, beſonders aus den roͤmiſchen Muſiven; ſogar der
Nimbus der Heiligen wird, wie ich verſchiedentlich angemerkt,
durch einen farbigen Reif angedeutet, oder auch durch eine
mehrfarbige Scheibe. Gleichzeitig findet ſich auch in den Mi-
niaturen lateiniſcher, beſonders italieniſcher Handſchriften keine
Spur des Gebrauches, in Gold zu verzieren, geſchweige denn
goldene Flaͤchen anzubringen. Vielleicht fand man daran kei-
nen Geſchmack; wahrſcheinlicher indeß hatten ſich damals, bey
erdenklichſtem Ungeſchick, die Kunſtgriffe verloren, durch welche
das Gold auf Glasſtifte eingeſchmelzt, auf Pergament und
andere Gruͤnde befeſtigt wird *).
Die Byzantiner dagegen bewahrten nicht allein jenen wei-
*) S. die griechiſchen Kunſtworte: Chrysocollon, Chrysogra-
phia, in jenem alten Buche zu Lucca (bey Murat. antt. It. Diss. 24.).
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