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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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hend grell und leer, die Bekleidungen verunstaltet durch Ge-
hänge von Schmuck und Gewand, welche schon seit dem
sechsten Jahrhundert in die Lebenssitten der neueren Griechen,
wohl aus dem nahen Orient, sich eingedrängt haben. Die
Handlungen und Zusammenstellungen, welche spät, in schon
barbarischen Zeiten, in den christlichen Bilderkreis eingerückt
worden, das Kruzifix, die Jungfrau mit dem Kinde und an-
dere, sind durchhin von allem Geist und Gefühl entblößt, und,
äußerlich angesehen, auch völlig geschmacklos. -- Merkwür-
dig ist es, daß unter den späteren Erfindungen die Auffassung
des Anachoretenlebens naiv und geistreich. Die griechischen
Künstler dieser Zeit waren größtentheils Mönche, und zwar
Mönche mit Leib und Seele *).

Demnach unterscheidet sich die Malerey des griechischen
Mittelalters, vornehmlich der Epoche vom neunten bis zum
Anfang des dreyzehnten Jahrhunderts, von der Malerey gleich-
zeitiger Italiener zunächst durch bessere Ausführung, reichhalti-
gere Vorbilder, mithin durch wirkliche Vorzüge des Gehaltes,
wie der Technik; ferner durch eigenthümlich Barbarisches in
Verzierungen und Bekleidungen, in Sitten und Gewöhnungen
der Griechen des Mittelalters. Aber auch in technischen Vor-
theilen, durch die Stoffe, mit denen gemalt oder die Farbe
vermischt und gebunden ward, unterschied sich die griechische
Malerey von der italienischen. Bis auf Giunta und andere
Nachahmer der Griechen bedienten sich die Italiener eines hel-
len, auf die Farbe nicht einwirkenden Bindemittels; vielleicht

*) S. im vaticanischen Museo die Tafel, mit Ueberschrift:
Deposizione di S. Efrem Siro. -- Das Vorbild Lorenzetti's. Es
wird noch immer mit großer Treue wiederholt -- Durchzeichnungen
des Barons Stackelberg.

hend grell und leer, die Bekleidungen verunſtaltet durch Ge-
haͤnge von Schmuck und Gewand, welche ſchon ſeit dem
ſechsten Jahrhundert in die Lebensſitten der neueren Griechen,
wohl aus dem nahen Orient, ſich eingedraͤngt haben. Die
Handlungen und Zuſammenſtellungen, welche ſpaͤt, in ſchon
barbariſchen Zeiten, in den chriſtlichen Bilderkreis eingeruͤckt
worden, das Kruzifix, die Jungfrau mit dem Kinde und an-
dere, ſind durchhin von allem Geiſt und Gefuͤhl entbloͤßt, und,
aͤußerlich angeſehen, auch voͤllig geſchmacklos. — Merkwuͤr-
dig iſt es, daß unter den ſpaͤteren Erfindungen die Auffaſſung
des Anachoretenlebens naiv und geiſtreich. Die griechiſchen
Kuͤnſtler dieſer Zeit waren groͤßtentheils Moͤnche, und zwar
Moͤnche mit Leib und Seele *).

Demnach unterſcheidet ſich die Malerey des griechiſchen
Mittelalters, vornehmlich der Epoche vom neunten bis zum
Anfang des dreyzehnten Jahrhunderts, von der Malerey gleich-
zeitiger Italiener zunaͤchſt durch beſſere Ausfuͤhrung, reichhalti-
gere Vorbilder, mithin durch wirkliche Vorzuͤge des Gehaltes,
wie der Technik; ferner durch eigenthuͤmlich Barbariſches in
Verzierungen und Bekleidungen, in Sitten und Gewoͤhnungen
der Griechen des Mittelalters. Aber auch in techniſchen Vor-
theilen, durch die Stoffe, mit denen gemalt oder die Farbe
vermiſcht und gebunden ward, unterſchied ſich die griechiſche
Malerey von der italieniſchen. Bis auf Giunta und andere
Nachahmer der Griechen bedienten ſich die Italiener eines hel-
len, auf die Farbe nicht einwirkenden Bindemittels; vielleicht

*) S. im vaticaniſchen Muſeo die Tafel, mit Ueberſchrift:
Deposizione di S. Efrem Siro. — Das Vorbild Lorenzetti’s. Es
wird noch immer mit großer Treue wiederholt — Durchzeichnungen
des Barons Stackelberg.
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[311/0329] hend grell und leer, die Bekleidungen verunſtaltet durch Ge- haͤnge von Schmuck und Gewand, welche ſchon ſeit dem ſechsten Jahrhundert in die Lebensſitten der neueren Griechen, wohl aus dem nahen Orient, ſich eingedraͤngt haben. Die Handlungen und Zuſammenſtellungen, welche ſpaͤt, in ſchon barbariſchen Zeiten, in den chriſtlichen Bilderkreis eingeruͤckt worden, das Kruzifix, die Jungfrau mit dem Kinde und an- dere, ſind durchhin von allem Geiſt und Gefuͤhl entbloͤßt, und, aͤußerlich angeſehen, auch voͤllig geſchmacklos. — Merkwuͤr- dig iſt es, daß unter den ſpaͤteren Erfindungen die Auffaſſung des Anachoretenlebens naiv und geiſtreich. Die griechiſchen Kuͤnſtler dieſer Zeit waren groͤßtentheils Moͤnche, und zwar Moͤnche mit Leib und Seele *). Demnach unterſcheidet ſich die Malerey des griechiſchen Mittelalters, vornehmlich der Epoche vom neunten bis zum Anfang des dreyzehnten Jahrhunderts, von der Malerey gleich- zeitiger Italiener zunaͤchſt durch beſſere Ausfuͤhrung, reichhalti- gere Vorbilder, mithin durch wirkliche Vorzuͤge des Gehaltes, wie der Technik; ferner durch eigenthuͤmlich Barbariſches in Verzierungen und Bekleidungen, in Sitten und Gewoͤhnungen der Griechen des Mittelalters. Aber auch in techniſchen Vor- theilen, durch die Stoffe, mit denen gemalt oder die Farbe vermiſcht und gebunden ward, unterſchied ſich die griechiſche Malerey von der italieniſchen. Bis auf Giunta und andere Nachahmer der Griechen bedienten ſich die Italiener eines hel- len, auf die Farbe nicht einwirkenden Bindemittels; vielleicht *) S. im vaticaniſchen Muſeo die Tafel, mit Ueberſchrift: Deposizione di S. Efrem Siro. — Das Vorbild Lorenzetti’s. Es wird noch immer mit großer Treue wiederholt — Durchzeichnungen des Barons Stackelberg.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/329>, abgerufen am 28.11.2024.