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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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nen, fleißig ausgeführten Darstellungen etwas zu gleichartig;
in der Zusammenstellung der Henker und Märtyrer, etwa in
der Enthauptung der Heil. Eudoxius, Romulus und Anderer,
entwickeln die Künstler indeß höchst wahrscheinlich viel eigene,
gewiß nicht unglückliche Erfindung. Die stehende Figur des
heil. Gregorius hat einen schönen Kopf, die Wendung des
Hauptes in einer anderen, ruhenden Figur ist gut verstanden;
die Erzväter Abraham, Isaac und Jacob in antiker Gewan-
dung, wohl auch nach altchristlichen Mustern, sind schöne Fi-
guren, deren Köpfe indeß, bis auf den mittleren, stark wie-
der aufgefrischt. Auch das architectonische Beywerk neigt sich
zum Antiken, woraus indeß nicht wohl auf den Zustand der
Baukunst jener Zeiten zurückzuschließen ist.

An dieses Werk schließt sich, dem Verdienste nach, eine
Handschrift des eilften Jahrhunderts *), in welcher miniirte
Bilder, unter denen der Prophet Jeremias schon vor Jahren
einer Abhandlung beygegeben worden, welche die Grundzüge
der vorliegenden in sich einschließt **). Diese Figur ist, eben
wie die seitwärts angedeutete des Heilandes, dem Entwurf
nach altchristlich; doch offenbar Copie nach Copieen, da sowohl
im Gefälte, als in den Füßen und Händen viel ursprünglich
richtige Andeutungen durch mechanische Umbildungen entstellt
sind. Bemerkenswerth ist in dieser Malerey der ganz gleiche,
stark vergoldete Grund, der Rand, dessen Zeichnung classische
Erinnerungen, dessen buntfarbige Ausführung aber, mit dem
Goldgrunde zusammengehalten, von orientalischer Lust an Glanz

*) Bibl. Medic. Laurentiana. Plut. V. Cod. IX. catena in IV.
Prophetas majores.
**) Kunstblatt, 1821, No. 7.
20 *

nen, fleißig ausgefuͤhrten Darſtellungen etwas zu gleichartig;
in der Zuſammenſtellung der Henker und Maͤrtyrer, etwa in
der Enthauptung der Heil. Eudoxius, Romulus und Anderer,
entwickeln die Kuͤnſtler indeß hoͤchſt wahrſcheinlich viel eigene,
gewiß nicht ungluͤckliche Erfindung. Die ſtehende Figur des
heil. Gregorius hat einen ſchoͤnen Kopf, die Wendung des
Hauptes in einer anderen, ruhenden Figur iſt gut verſtanden;
die Erzvaͤter Abraham, Iſaac und Jacob in antiker Gewan-
dung, wohl auch nach altchriſtlichen Muſtern, ſind ſchoͤne Fi-
guren, deren Koͤpfe indeß, bis auf den mittleren, ſtark wie-
der aufgefriſcht. Auch das architectoniſche Beywerk neigt ſich
zum Antiken, woraus indeß nicht wohl auf den Zuſtand der
Baukunſt jener Zeiten zuruͤckzuſchließen iſt.

An dieſes Werk ſchließt ſich, dem Verdienſte nach, eine
Handſchrift des eilften Jahrhunderts *), in welcher miniirte
Bilder, unter denen der Prophet Jeremias ſchon vor Jahren
einer Abhandlung beygegeben worden, welche die Grundzuͤge
der vorliegenden in ſich einſchließt **). Dieſe Figur iſt, eben
wie die ſeitwaͤrts angedeutete des Heilandes, dem Entwurf
nach altchriſtlich; doch offenbar Copie nach Copieen, da ſowohl
im Gefaͤlte, als in den Fuͤßen und Haͤnden viel urſpruͤnglich
richtige Andeutungen durch mechaniſche Umbildungen entſtellt
ſind. Bemerkenswerth iſt in dieſer Malerey der ganz gleiche,
ſtark vergoldete Grund, der Rand, deſſen Zeichnung claſſiſche
Erinnerungen, deſſen buntfarbige Ausfuͤhrung aber, mit dem
Goldgrunde zuſammengehalten, von orientaliſcher Luſt an Glanz

*) Bibl. Medic. Laurentiana. Plut. V. Cod. IX. catena in IV.
Prophetas majores.
**) Kunſtblatt, 1821, No. 7.
20 *
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[307/0325] nen, fleißig ausgefuͤhrten Darſtellungen etwas zu gleichartig; in der Zuſammenſtellung der Henker und Maͤrtyrer, etwa in der Enthauptung der Heil. Eudoxius, Romulus und Anderer, entwickeln die Kuͤnſtler indeß hoͤchſt wahrſcheinlich viel eigene, gewiß nicht ungluͤckliche Erfindung. Die ſtehende Figur des heil. Gregorius hat einen ſchoͤnen Kopf, die Wendung des Hauptes in einer anderen, ruhenden Figur iſt gut verſtanden; die Erzvaͤter Abraham, Iſaac und Jacob in antiker Gewan- dung, wohl auch nach altchriſtlichen Muſtern, ſind ſchoͤne Fi- guren, deren Koͤpfe indeß, bis auf den mittleren, ſtark wie- der aufgefriſcht. Auch das architectoniſche Beywerk neigt ſich zum Antiken, woraus indeß nicht wohl auf den Zuſtand der Baukunſt jener Zeiten zuruͤckzuſchließen iſt. An dieſes Werk ſchließt ſich, dem Verdienſte nach, eine Handſchrift des eilften Jahrhunderts *), in welcher miniirte Bilder, unter denen der Prophet Jeremias ſchon vor Jahren einer Abhandlung beygegeben worden, welche die Grundzuͤge der vorliegenden in ſich einſchließt **). Dieſe Figur iſt, eben wie die ſeitwaͤrts angedeutete des Heilandes, dem Entwurf nach altchriſtlich; doch offenbar Copie nach Copieen, da ſowohl im Gefaͤlte, als in den Fuͤßen und Haͤnden viel urſpruͤnglich richtige Andeutungen durch mechaniſche Umbildungen entſtellt ſind. Bemerkenswerth iſt in dieſer Malerey der ganz gleiche, ſtark vergoldete Grund, der Rand, deſſen Zeichnung claſſiſche Erinnerungen, deſſen buntfarbige Ausfuͤhrung aber, mit dem Goldgrunde zuſammengehalten, von orientaliſcher Luſt an Glanz *) Bibl. Medic. Laurentiana. Plut. V. Cod. IX. catena in IV. Prophetas majores. **) Kunſtblatt, 1821, No. 7. 20 *

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/325>, abgerufen am 25.11.2024.