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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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frühe Mittelpunct aus entlegeneren Gegenden Künstler ange-
lockt? Gewiß erscheinen um diese Zeit, wie wir unten sehen
werden, überall in Italien lombardische Bildner.

Im Mittelalter, wie überall auf den früheren Stufen der
Bildnerey, vereinigen sich Baumeister und Steinmetz in der-
selben Persönlichkeit; aus dem Steinmetzen aber geht in der
Folge auch der darstellende Bildner hervor; und es ist ganz
in der Ordnung, daß Handgriff und Behandlung des Mate-
rials während der allgemeinen Kindheit der Kunst, eben wie
im Knabenalter der einzelnen Künstler, zeitig und voran er-
worben werde; damit späterhin der schon entwickelte Geist sich
ungehemmt und frey nach allen Seiten bewegen könne. Nun
war, worauf wir zurückkommen werden, an der nördlichsten
Grenze Italiens Como schon seit Einwanderung der Longobar-
den in allen der Baukunst dienenden Künsten wunderbar be-
vorrechtet. Schon in den longobardischen Gesetzen, dann in
unzähligen Urkunden und Inschriften, finden sich die magistri
Comacini;
von daher kommen auch noch gegenwärtig den
Italienern wenigstens ihre Maurer.

Zu Pistoja, an einer merkwürdigen, doch äußerst bedenk-
lichen Kanzel der Kirche S. Bartolomeo, nennt sich ein Bild-
ner aus Como, Guido, den die Geschichtschreiber längst unter
die Zeitgenossen des großen Nicolas von Pisa aufgenommen
haben. Doch ist es nicht so leicht, ja vielleicht unmöglich,
auszumachen, wohin die erste der beiden Inschriften des Wer-
kes gehöre; ob zu dem Säulengestelle der Kanzel, oder zu den
halberhobenen Arbeiten ihrer Brustwehr. Die letzten nemlich
stimmen in Manier, Verhältnissen, selbst in der Gewohnheit
die Augen schwarz auszulegen, auffallend überein mit jenen
oben beschriebenen der Kanzel in S. Leonardo bey Florenz.

fruͤhe Mittelpunct aus entlegeneren Gegenden Kuͤnſtler ange-
lockt? Gewiß erſcheinen um dieſe Zeit, wie wir unten ſehen
werden, uͤberall in Italien lombardiſche Bildner.

Im Mittelalter, wie uͤberall auf den fruͤheren Stufen der
Bildnerey, vereinigen ſich Baumeiſter und Steinmetz in der-
ſelben Perſoͤnlichkeit; aus dem Steinmetzen aber geht in der
Folge auch der darſtellende Bildner hervor; und es iſt ganz
in der Ordnung, daß Handgriff und Behandlung des Mate-
rials waͤhrend der allgemeinen Kindheit der Kunſt, eben wie
im Knabenalter der einzelnen Kuͤnſtler, zeitig und voran er-
worben werde; damit ſpaͤterhin der ſchon entwickelte Geiſt ſich
ungehemmt und frey nach allen Seiten bewegen koͤnne. Nun
war, worauf wir zuruͤckkommen werden, an der noͤrdlichſten
Grenze Italiens Como ſchon ſeit Einwanderung der Longobar-
den in allen der Baukunſt dienenden Kuͤnſten wunderbar be-
vorrechtet. Schon in den longobardiſchen Geſetzen, dann in
unzaͤhligen Urkunden und Inſchriften, finden ſich die magistri
Comacini;
von daher kommen auch noch gegenwaͤrtig den
Italienern wenigſtens ihre Maurer.

Zu Piſtoja, an einer merkwuͤrdigen, doch aͤußerſt bedenk-
lichen Kanzel der Kirche S. Bartolomeo, nennt ſich ein Bild-
ner aus Como, Guido, den die Geſchichtſchreiber laͤngſt unter
die Zeitgenoſſen des großen Nicolas von Piſa aufgenommen
haben. Doch iſt es nicht ſo leicht, ja vielleicht unmoͤglich,
auszumachen, wohin die erſte der beiden Inſchriften des Wer-
kes gehoͤre; ob zu dem Saͤulengeſtelle der Kanzel, oder zu den
halberhobenen Arbeiten ihrer Bruſtwehr. Die letzten nemlich
ſtimmen in Manier, Verhaͤltniſſen, ſelbſt in der Gewohnheit
die Augen ſchwarz auszulegen, auffallend uͤberein mit jenen
oben beſchriebenen der Kanzel in S. Leonardo bey Florenz.

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[263/0281] fruͤhe Mittelpunct aus entlegeneren Gegenden Kuͤnſtler ange- lockt? Gewiß erſcheinen um dieſe Zeit, wie wir unten ſehen werden, uͤberall in Italien lombardiſche Bildner. Im Mittelalter, wie uͤberall auf den fruͤheren Stufen der Bildnerey, vereinigen ſich Baumeiſter und Steinmetz in der- ſelben Perſoͤnlichkeit; aus dem Steinmetzen aber geht in der Folge auch der darſtellende Bildner hervor; und es iſt ganz in der Ordnung, daß Handgriff und Behandlung des Mate- rials waͤhrend der allgemeinen Kindheit der Kunſt, eben wie im Knabenalter der einzelnen Kuͤnſtler, zeitig und voran er- worben werde; damit ſpaͤterhin der ſchon entwickelte Geiſt ſich ungehemmt und frey nach allen Seiten bewegen koͤnne. Nun war, worauf wir zuruͤckkommen werden, an der noͤrdlichſten Grenze Italiens Como ſchon ſeit Einwanderung der Longobar- den in allen der Baukunſt dienenden Kuͤnſten wunderbar be- vorrechtet. Schon in den longobardiſchen Geſetzen, dann in unzaͤhligen Urkunden und Inſchriften, finden ſich die magistri Comacini; von daher kommen auch noch gegenwaͤrtig den Italienern wenigſtens ihre Maurer. Zu Piſtoja, an einer merkwuͤrdigen, doch aͤußerſt bedenk- lichen Kanzel der Kirche S. Bartolomeo, nennt ſich ein Bild- ner aus Como, Guido, den die Geſchichtſchreiber laͤngſt unter die Zeitgenoſſen des großen Nicolas von Piſa aufgenommen haben. Doch iſt es nicht ſo leicht, ja vielleicht unmoͤglich, auszumachen, wohin die erſte der beiden Inſchriften des Wer- kes gehoͤre; ob zu dem Saͤulengeſtelle der Kanzel, oder zu den halberhobenen Arbeiten ihrer Bruſtwehr. Die letzten nemlich ſtimmen in Manier, Verhaͤltniſſen, ſelbſt in der Gewohnheit die Augen ſchwarz auszulegen, auffallend uͤberein mit jenen oben beſchriebenen der Kanzel in S. Leonardo bey Florenz.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/281>, abgerufen am 25.11.2024.