es, was schon das Ansehen des Gemäldes zeigt: daß man auch zu Rom, ohne genauere Bekanntschaft mit der griechischen Vorstellung, auf seine Weise versucht die Madonna zu malen; obwohl sie noch schlimmer ausgefallen, als die Mutter der griechischen Kirche. Diese Jungfrau dürfte gegenwärtig das älteste Beispiel eigenthümlich lateinischer Darstellung dieses Gegenstandes seyn; obwohl derselbe unstreitig viel früher auf- gekommen, da dieses Gemälde unter allen Umständen etwas neuer ist, als die Gründung der Kirche zu Anfang des neun- ten Jahrh. Lanzi, l. c. origg., folgt den opusc. Calo- geriani, T. 43, wo in einer Abh. über diesen Gegenstand die Erfindung, oder der Gebrauch, die Mutter mit dem Kinde zu malen, ungefähr ins fünfte Jahrhundert versetzt wird. Das ist zu früh.
Die sehr verdorbenen Malereyen an der Wand außerhalb dieser Kapelle dürften dem Musive der großen Tribune und der Wiederherstellung der Kirche durch Paschal I. gleichzeitig seyn. In der Unterkirche ebendas. ist indeß derselbe Gegen- stand, die Madonna und jene zwey Heiligen, roh auf die Mauer gemalt, und dürfte vielleicht das Vorbild jenes oberen Musives seyn. Die beiden Heil. sind nicht antik, sondern barbarisch bekleidet, ihre Köpfe indeß sehr aufgefrischt. Die Gewänder sind ohne Schatten und Licht, die Bezeichnungen in Händen und Köpfen, wo sie alt sind, überall aus unver- standenen Traditionen entsprungen. Aus den eingedrückten Umrissen sollte man schließen, das Bild sey auf nassen Kalk gemalt; übrigens zeigen sich darin noch einige Handgriffe der antiken Malerey, vornehmlich in einem gewissen markigen Auftrage der Farbe, welcher zwar nahe an das Klecksige grenzt, doch auch in dieser Form noch seine Abkunft aus den
es, was ſchon das Anſehen des Gemaͤldes zeigt: daß man auch zu Rom, ohne genauere Bekanntſchaft mit der griechiſchen Vorſtellung, auf ſeine Weiſe verſucht die Madonna zu malen; obwohl ſie noch ſchlimmer ausgefallen, als die Mutter der griechiſchen Kirche. Dieſe Jungfrau duͤrfte gegenwaͤrtig das aͤlteſte Beiſpiel eigenthuͤmlich lateiniſcher Darſtellung dieſes Gegenſtandes ſeyn; obwohl derſelbe unſtreitig viel fruͤher auf- gekommen, da dieſes Gemaͤlde unter allen Umſtaͤnden etwas neuer iſt, als die Gruͤndung der Kirche zu Anfang des neun- ten Jahrh. Lanzi, l. c. origg., folgt den opusc. Calo- geriani, T. 43, wo in einer Abh. uͤber dieſen Gegenſtand die Erfindung, oder der Gebrauch, die Mutter mit dem Kinde zu malen, ungefaͤhr ins fuͤnfte Jahrhundert verſetzt wird. Das iſt zu fruͤh.
Die ſehr verdorbenen Malereyen an der Wand außerhalb dieſer Kapelle duͤrften dem Muſive der großen Tribune und der Wiederherſtellung der Kirche durch Paſchal I. gleichzeitig ſeyn. In der Unterkirche ebendaſ. iſt indeß derſelbe Gegen- ſtand, die Madonna und jene zwey Heiligen, roh auf die Mauer gemalt, und duͤrfte vielleicht das Vorbild jenes oberen Muſives ſeyn. Die beiden Heil. ſind nicht antik, ſondern barbariſch bekleidet, ihre Koͤpfe indeß ſehr aufgefriſcht. Die Gewaͤnder ſind ohne Schatten und Licht, die Bezeichnungen in Haͤnden und Koͤpfen, wo ſie alt ſind, uͤberall aus unver- ſtandenen Traditionen entſprungen. Aus den eingedruͤckten Umriſſen ſollte man ſchließen, das Bild ſey auf naſſen Kalk gemalt; uͤbrigens zeigen ſich darin noch einige Handgriffe der antiken Malerey, vornehmlich in einem gewiſſen markigen Auftrage der Farbe, welcher zwar nahe an das Kleckſige grenzt, doch auch in dieſer Form noch ſeine Abkunft aus den
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es, was ſchon das Anſehen des Gemaͤldes zeigt: daß man
auch zu Rom, ohne genauere Bekanntſchaft mit der griechiſchen
Vorſtellung, auf ſeine Weiſe verſucht die Madonna zu malen;
obwohl ſie noch ſchlimmer ausgefallen, als die Mutter der
griechiſchen Kirche. Dieſe Jungfrau duͤrfte gegenwaͤrtig das
aͤlteſte Beiſpiel eigenthuͤmlich lateiniſcher Darſtellung dieſes
Gegenſtandes ſeyn; obwohl derſelbe unſtreitig viel fruͤher auf-
gekommen, da dieſes Gemaͤlde unter allen Umſtaͤnden etwas
neuer iſt, als die Gruͤndung der Kirche zu Anfang des neun-
ten Jahrh. Lanzi, l. c. origg., folgt den opusc. Calo-
geriani, T. 43, wo in einer Abh. uͤber dieſen Gegenſtand
die Erfindung, oder der Gebrauch, die Mutter mit dem Kinde
zu malen, ungefaͤhr ins fuͤnfte Jahrhundert verſetzt wird.
Das iſt zu fruͤh.
Die ſehr verdorbenen Malereyen an der Wand außerhalb
dieſer Kapelle duͤrften dem Muſive der großen Tribune und
der Wiederherſtellung der Kirche durch Paſchal I. gleichzeitig
ſeyn. In der Unterkirche ebendaſ. iſt indeß derſelbe Gegen-
ſtand, die Madonna und jene zwey Heiligen, roh auf die
Mauer gemalt, und duͤrfte vielleicht das Vorbild jenes oberen
Muſives ſeyn. Die beiden Heil. ſind nicht antik, ſondern
barbariſch bekleidet, ihre Koͤpfe indeß ſehr aufgefriſcht. Die
Gewaͤnder ſind ohne Schatten und Licht, die Bezeichnungen
in Haͤnden und Koͤpfen, wo ſie alt ſind, uͤberall aus unver-
ſtandenen Traditionen entſprungen. Aus den eingedruͤckten
Umriſſen ſollte man ſchließen, das Bild ſey auf naſſen Kalk
gemalt; uͤbrigens zeigen ſich darin noch einige Handgriffe der
antiken Malerey, vornehmlich in einem gewiſſen markigen
Auftrage der Farbe, welcher zwar nahe an das Kleckſige
grenzt, doch auch in dieſer Form noch ſeine Abkunft aus den
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/265>, abgerufen am 22.11.2024.
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