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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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also durch den Gebrauch vernutzt oder sonst beschädigt seyn,
als man diese Erneuerung unternahm. Da nun solche Mi-
niaturen zu ersetzen oder nachzubilden, wie wir sehen werden,
im eilften Jahrhundert wenigstens den Italienern unmöglich
fiel, mag man sie deshalb bewahrt und der neuen Handschrift
wieder beygegeben haben. Uebrigens ist es zweifelhaft, ob sie
jenem Codex angehört, dessen Anastasius unter den römi-
schen Weihgeschenken Karls erwähnt, ohne ganz deutlich zu
machen, ob er der Paulskirche oder der Kirche S. Salvator
anheimgefallen sey.

Auf dem vorderen Blatte unserer Handschrift, dessen,
künstlerisch angesehen, höchst unvollkommene Abbildung bey
Alemanni und Montfaucon, befindet sich das Bildniß
Karls des Großen; es ist nicht ohne einigen Anstrich von
Individualität. Die nachfolgenden Darstellungen aus dem
alten Testamente verrathen, bey auffallender Abweichung von
jenem antiken Kunstcharakter, dem wir schon mehrmal in den
Kunstarbeiten des höheren Mittelalters begegnet sind, bereits
einige Eigenheit des Geistes; im Saul ist Großartiges; im Leben
des Moses viel Ausdruck in den Bewegungen der Menge.
Wirklich scheinen sie, da selbst die Bekleidungen nicht selten
ganz fränkisch, die Charaktere auffallend nördlich sind, großen-
theils der freyen Erfindung, oder doch der Umgestaltung des
Künstlers anzugehören. Doch zeigt sich, dieser freyeren Dar-
stellung ungeachtet, in den Flußgöttern der Geschichte Josua,
auch in Anderem, Bekanntschaft mit altchristlichen Vorbildern,
wenigstens mit ihren italienischen Nachahmungen. Auch ver-
spricht sich der Künstler im Prolog *), mit italienischen Lei-

stun-
*) MS. Cod. c. fo. 2. -- praesenti -- libro,

alſo durch den Gebrauch vernutzt oder ſonſt beſchaͤdigt ſeyn,
als man dieſe Erneuerung unternahm. Da nun ſolche Mi-
niaturen zu erſetzen oder nachzubilden, wie wir ſehen werden,
im eilften Jahrhundert wenigſtens den Italienern unmoͤglich
fiel, mag man ſie deshalb bewahrt und der neuen Handſchrift
wieder beygegeben haben. Uebrigens iſt es zweifelhaft, ob ſie
jenem Codex angehoͤrt, deſſen Anaſtaſius unter den roͤmi-
ſchen Weihgeſchenken Karls erwaͤhnt, ohne ganz deutlich zu
machen, ob er der Paulskirche oder der Kirche S. Salvator
anheimgefallen ſey.

Auf dem vorderen Blatte unſerer Handſchrift, deſſen,
kuͤnſtleriſch angeſehen, hoͤchſt unvollkommene Abbildung bey
Alemanni und Montfaucon, befindet ſich das Bildniß
Karls des Großen; es iſt nicht ohne einigen Anſtrich von
Individualitaͤt. Die nachfolgenden Darſtellungen aus dem
alten Teſtamente verrathen, bey auffallender Abweichung von
jenem antiken Kunſtcharakter, dem wir ſchon mehrmal in den
Kunſtarbeiten des hoͤheren Mittelalters begegnet ſind, bereits
einige Eigenheit des Geiſtes; im Saul iſt Großartiges; im Leben
des Moſes viel Ausdruck in den Bewegungen der Menge.
Wirklich ſcheinen ſie, da ſelbſt die Bekleidungen nicht ſelten
ganz fraͤnkiſch, die Charaktere auffallend noͤrdlich ſind, großen-
theils der freyen Erfindung, oder doch der Umgeſtaltung des
Kuͤnſtlers anzugehoͤren. Doch zeigt ſich, dieſer freyeren Dar-
ſtellung ungeachtet, in den Flußgoͤttern der Geſchichte Joſua,
auch in Anderem, Bekanntſchaft mit altchriſtlichen Vorbildern,
wenigſtens mit ihren italieniſchen Nachahmungen. Auch ver-
ſpricht ſich der Kuͤnſtler im Prolog *), mit italieniſchen Lei-

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*) MS. Cod. c. fo. 2. — praesenti — libro,
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[224/0242] alſo durch den Gebrauch vernutzt oder ſonſt beſchaͤdigt ſeyn, als man dieſe Erneuerung unternahm. Da nun ſolche Mi- niaturen zu erſetzen oder nachzubilden, wie wir ſehen werden, im eilften Jahrhundert wenigſtens den Italienern unmoͤglich fiel, mag man ſie deshalb bewahrt und der neuen Handſchrift wieder beygegeben haben. Uebrigens iſt es zweifelhaft, ob ſie jenem Codex angehoͤrt, deſſen Anaſtaſius unter den roͤmi- ſchen Weihgeſchenken Karls erwaͤhnt, ohne ganz deutlich zu machen, ob er der Paulskirche oder der Kirche S. Salvator anheimgefallen ſey. Auf dem vorderen Blatte unſerer Handſchrift, deſſen, kuͤnſtleriſch angeſehen, hoͤchſt unvollkommene Abbildung bey Alemanni und Montfaucon, befindet ſich das Bildniß Karls des Großen; es iſt nicht ohne einigen Anſtrich von Individualitaͤt. Die nachfolgenden Darſtellungen aus dem alten Teſtamente verrathen, bey auffallender Abweichung von jenem antiken Kunſtcharakter, dem wir ſchon mehrmal in den Kunſtarbeiten des hoͤheren Mittelalters begegnet ſind, bereits einige Eigenheit des Geiſtes; im Saul iſt Großartiges; im Leben des Moſes viel Ausdruck in den Bewegungen der Menge. Wirklich ſcheinen ſie, da ſelbſt die Bekleidungen nicht ſelten ganz fraͤnkiſch, die Charaktere auffallend noͤrdlich ſind, großen- theils der freyen Erfindung, oder doch der Umgeſtaltung des Kuͤnſtlers anzugehoͤren. Doch zeigt ſich, dieſer freyeren Dar- ſtellung ungeachtet, in den Flußgoͤttern der Geſchichte Joſua, auch in Anderem, Bekanntſchaft mit altchriſtlichen Vorbildern, wenigſtens mit ihren italieniſchen Nachahmungen. Auch ver- ſpricht ſich der Kuͤnſtler im Prolog *), mit italieniſchen Lei- ſtun- *) MS. Cod. c. fo. 2. — praesenti — libro,

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/242>, abgerufen am 27.11.2024.