Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.Doch, nachdem die fränkische Herrschaft über alle gallischen *) Von den Anwohnern des Mittelrheins erwähnt Ammian (lib. XVII.) "domicilia -- curatius ritu Romano constructa." **) Ds. (lib. XXXI.). -- "Ermenrichi late patentes e uberes pagos." ***) Verschiedentlich wird aus Gregor von Tours (lib. V.
c. 18.) angeführt, Chilperich habe einen Circus auf antike Weise erbauen lassen. Sehen wir indeß die Quelle selbst: Chilperich wird durch Gesandte drohend angemahnt, herauszugeben, was er Doch, nachdem die fraͤnkiſche Herrſchaft uͤber alle galliſchen *) Von den Anwohnern des Mittelrheins erwaͤhnt Ammian (lib. XVII.) „domicilia — curatius ritu Romano constructa.“ **) Dſ. (lib. XXXI.). — „Ermenrichi late patentes e uberes pagos.“ ***) Verſchiedentlich wird aus Gregor von Tours (lib. V.
c. 18.) angefuͤhrt, Chilperich habe einen Circus auf antike Weiſe erbauen laſſen. Sehen wir indeß die Quelle ſelbſt: Chilperich wird durch Geſandte drohend angemahnt, herauszugeben, was er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0225" n="207"/> Doch, nachdem die fraͤnkiſche Herrſchaft uͤber alle galliſchen<lb/> Provinzen ausgebreitet, das herrſchende Haus in ſich zerfallen,<lb/> die Sitten gaͤnzlich verwildert waren, erlitt jene Nachwirkung<lb/> roͤmiſch-chriſtlicher Kunſtbeſtrebungen eine ſichtbare Unterbre-<lb/> chung; und todte Vorbilder ſind, wie die vielfaͤltigſten Erfah-<lb/> rungen zeigen, unzureichend, einſeitig auf kriegeriſche oder po-<lb/> litiſche Groͤße, oder bloß auf Ueberfluß an Nothduͤrftigem ge-<lb/> richtete Voͤlker zur Kunſt anzuleiten. Ueberhaupt ſind die<lb/> Franken, in Bezug auf Faͤhigkeit und Sinn der Kunſt, nicht<lb/> wohl mit den Anwohnern des <placeName>Rheins</placeName> <note place="foot" n="*)">Von den Anwohnern des <placeName>Mittelrheins</placeName> erwaͤhnt <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118502581">Ammian</persName></hi><lb/><hi rendition="#aq">(lib. XVII.) „domicilia — curatius ritu Romano constructa.“</hi></note> oder mit den Gothen<lb/> zu vergleichen, welche an den oͤſtlichen Grenzen des Reiches,<lb/> in fruchtbaren Wohnſitzen <note place="foot" n="**)">Dſ. <hi rendition="#aq">(lib. XXXI.). — „<placeName>Ermenrichi</placeName> late patentes e uberes<lb/> pagos.“</hi></note>, fruͤh den Werth der Geſittung<lb/> kennen gelernt. Schon wo ſie zuerſt in der Geſchichte auftreten,<lb/> erſcheinen die Franken als kriegeriſch verwilderte, rauhe Voͤl-<lb/> ker, welche vielleicht eben daher fruͤh die Sittenloſigkeit der<lb/> letzten Roͤmer in ſich aufnahmen, ſehr ſpaͤt aber jene Grund-<lb/> lagen guter Ordnung und fruchtbarer Sitte erkannten und<lb/> wuͤrdigten, welche in den Truͤmmern der roͤmiſchen, in den<lb/> Keimen der chriſtlichen Bildung verborgen lagen. Die duͤrf-<lb/> tige Geſchichte der Koͤnige des erſten Stammes zeigt keinen<lb/> Fuͤrſten auf, welcher das Andenken <placeName>Roms</placeName> geehrt und geſtrebt<lb/> haͤtte, ſich mit roͤmiſchem Glanze zu umgeben <note xml:id="fn33a" next="#fn33b" place="foot" n="***)">Verſchiedentlich wird aus <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118697439">Gregor von Tours</persName></hi> <hi rendition="#aq">(lib. V.<lb/> c.</hi> 18.) angefuͤhrt, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/102427186">Chilperich</persName> habe einen Circus auf antike Weiſe<lb/> erbauen laſſen. Sehen wir indeß die Quelle ſelbſt: <persName ref="http://d-nb.info/gnd/102427186">Chilperich</persName><lb/> wird durch Geſandte drohend angemahnt, herauszugeben, was er</note>, oder aus<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [207/0225]
Doch, nachdem die fraͤnkiſche Herrſchaft uͤber alle galliſchen
Provinzen ausgebreitet, das herrſchende Haus in ſich zerfallen,
die Sitten gaͤnzlich verwildert waren, erlitt jene Nachwirkung
roͤmiſch-chriſtlicher Kunſtbeſtrebungen eine ſichtbare Unterbre-
chung; und todte Vorbilder ſind, wie die vielfaͤltigſten Erfah-
rungen zeigen, unzureichend, einſeitig auf kriegeriſche oder po-
litiſche Groͤße, oder bloß auf Ueberfluß an Nothduͤrftigem ge-
richtete Voͤlker zur Kunſt anzuleiten. Ueberhaupt ſind die
Franken, in Bezug auf Faͤhigkeit und Sinn der Kunſt, nicht
wohl mit den Anwohnern des Rheins *) oder mit den Gothen
zu vergleichen, welche an den oͤſtlichen Grenzen des Reiches,
in fruchtbaren Wohnſitzen **), fruͤh den Werth der Geſittung
kennen gelernt. Schon wo ſie zuerſt in der Geſchichte auftreten,
erſcheinen die Franken als kriegeriſch verwilderte, rauhe Voͤl-
ker, welche vielleicht eben daher fruͤh die Sittenloſigkeit der
letzten Roͤmer in ſich aufnahmen, ſehr ſpaͤt aber jene Grund-
lagen guter Ordnung und fruchtbarer Sitte erkannten und
wuͤrdigten, welche in den Truͤmmern der roͤmiſchen, in den
Keimen der chriſtlichen Bildung verborgen lagen. Die duͤrf-
tige Geſchichte der Koͤnige des erſten Stammes zeigt keinen
Fuͤrſten auf, welcher das Andenken Roms geehrt und geſtrebt
haͤtte, ſich mit roͤmiſchem Glanze zu umgeben ***), oder aus
*) Von den Anwohnern des Mittelrheins erwaͤhnt Ammian
(lib. XVII.) „domicilia — curatius ritu Romano constructa.“
**) Dſ. (lib. XXXI.). — „Ermenrichi late patentes e uberes
pagos.“
***) Verſchiedentlich wird aus Gregor von Tours (lib. V.
c. 18.) angefuͤhrt, Chilperich habe einen Circus auf antike Weiſe
erbauen laſſen. Sehen wir indeß die Quelle ſelbſt: Chilperich
wird durch Geſandte drohend angemahnt, herauszugeben, was er
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