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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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Besser beurkundet, als diese beiden Denkmale, und dem-
ungeachtet, als stark nachgebessert und von mannichfaltigen
Herstellungen durchsetzt, an sich selbst minder urkundlich, sind
die musivischen Malereyen der Kirche S. Agnese außerhalb
Rom, welche nach Anastasius im siebenten Jahrhundert von
Papst Honorius angeordnet worden *); ferner die bekannten
Ueberreste der Kapelle Johannes VII. in den Gewölben der
Peterskirche. In so weit man in dem mannichfaltigsten Flick-
werk die ältesten Theile noch unterscheiden kann, deuten auch
diese auf jenen raschen Rückschritt in technischen Vortheilen,
den der unaufhaltsame Verfall der griechisch-römischen Provinz,
wie ich bereits angedeutet, nothwendig herbeyführen mußte.

Aus angeführten, allerdings nur nothdürftigen Beyspie-
len, deren Zahl ich durch unerprobte Angaben neuerer Schrift-
steller nicht zu vermehren wage, schließe ich: daß alle Kunst-
arbeiten der longobardischen Zeit, deren Andenken durch gleich-
zeitige, oder um wenig spätere Schriftsteller erhalten worden,
dem Entwurf nach meistens spätrömisch oder altchristlich, allein
der Aussührung nach schon ungleich roher und formloser ge-
wesen, als ähnliche der nächst vorangegangenen Epoche der
gothischen Herrschaft.




*) Ueber diese Arbeit bemerkte ich Folgendes an der Stelle:
"Sehr beschädigt; vieles sogar nur durch Malerey wieder hergestellt
In der Mitte eine weibliche Figur in fremdartiger, fast byzantini-
scher Bekleidung, welche im Ganzen minder gelitten hat. Ihr Ant-
litz ist sehr einfach behandelt; die Grundfarbe hell; einige Linien
darin, die Züge zu bezeichnen, zwey braune Flecken auf der Wange.
Dieser rohen Behandlung ungeachtet ein gewisser Ausdruck von
Gutmüthigkeit und Annäherung an Schönheit der Bildung."
13 *

Beſſer beurkundet, als dieſe beiden Denkmale, und dem-
ungeachtet, als ſtark nachgebeſſert und von mannichfaltigen
Herſtellungen durchſetzt, an ſich ſelbſt minder urkundlich, ſind
die muſiviſchen Malereyen der Kirche S. Agneſe außerhalb
Rom, welche nach Anaſtaſius im ſiebenten Jahrhundert von
Papſt Honorius angeordnet worden *); ferner die bekannten
Ueberreſte der Kapelle Johannes VII. in den Gewoͤlben der
Peterskirche. In ſo weit man in dem mannichfaltigſten Flick-
werk die aͤlteſten Theile noch unterſcheiden kann, deuten auch
dieſe auf jenen raſchen Ruͤckſchritt in techniſchen Vortheilen,
den der unaufhaltſame Verfall der griechiſch-roͤmiſchen Provinz,
wie ich bereits angedeutet, nothwendig herbeyfuͤhren mußte.

Aus angefuͤhrten, allerdings nur nothduͤrftigen Beyſpie-
len, deren Zahl ich durch unerprobte Angaben neuerer Schrift-
ſteller nicht zu vermehren wage, ſchließe ich: daß alle Kunſt-
arbeiten der longobardiſchen Zeit, deren Andenken durch gleich-
zeitige, oder um wenig ſpaͤtere Schriftſteller erhalten worden,
dem Entwurf nach meiſtens ſpaͤtroͤmiſch oder altchriſtlich, allein
der Ausſuͤhrung nach ſchon ungleich roher und formloſer ge-
weſen, als aͤhnliche der naͤchſt vorangegangenen Epoche der
gothiſchen Herrſchaft.




*) Ueber dieſe Arbeit bemerkte ich Folgendes an der Stelle:
„Sehr beſchaͤdigt; vieles ſogar nur durch Malerey wieder hergeſtellt
In der Mitte eine weibliche Figur in fremdartiger, faſt byzantini-
ſcher Bekleidung, welche im Ganzen minder gelitten hat. Ihr Ant-
litz iſt ſehr einfach behandelt; die Grundfarbe hell; einige Linien
darin, die Zuͤge zu bezeichnen, zwey braune Flecken auf der Wange.
Dieſer rohen Behandlung ungeachtet ein gewiſſer Ausdruck von
Gutmuͤthigkeit und Annaͤherung an Schoͤnheit der Bildung.“
13 *
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[195/0213] Beſſer beurkundet, als dieſe beiden Denkmale, und dem- ungeachtet, als ſtark nachgebeſſert und von mannichfaltigen Herſtellungen durchſetzt, an ſich ſelbſt minder urkundlich, ſind die muſiviſchen Malereyen der Kirche S. Agneſe außerhalb Rom, welche nach Anaſtaſius im ſiebenten Jahrhundert von Papſt Honorius angeordnet worden *); ferner die bekannten Ueberreſte der Kapelle Johannes VII. in den Gewoͤlben der Peterskirche. In ſo weit man in dem mannichfaltigſten Flick- werk die aͤlteſten Theile noch unterſcheiden kann, deuten auch dieſe auf jenen raſchen Ruͤckſchritt in techniſchen Vortheilen, den der unaufhaltſame Verfall der griechiſch-roͤmiſchen Provinz, wie ich bereits angedeutet, nothwendig herbeyfuͤhren mußte. Aus angefuͤhrten, allerdings nur nothduͤrftigen Beyſpie- len, deren Zahl ich durch unerprobte Angaben neuerer Schrift- ſteller nicht zu vermehren wage, ſchließe ich: daß alle Kunſt- arbeiten der longobardiſchen Zeit, deren Andenken durch gleich- zeitige, oder um wenig ſpaͤtere Schriftſteller erhalten worden, dem Entwurf nach meiſtens ſpaͤtroͤmiſch oder altchriſtlich, allein der Ausſuͤhrung nach ſchon ungleich roher und formloſer ge- weſen, als aͤhnliche der naͤchſt vorangegangenen Epoche der gothiſchen Herrſchaft. *) Ueber dieſe Arbeit bemerkte ich Folgendes an der Stelle: „Sehr beſchaͤdigt; vieles ſogar nur durch Malerey wieder hergeſtellt In der Mitte eine weibliche Figur in fremdartiger, faſt byzantini- ſcher Bekleidung, welche im Ganzen minder gelitten hat. Ihr Ant- litz iſt ſehr einfach behandelt; die Grundfarbe hell; einige Linien darin, die Zuͤge zu bezeichnen, zwey braune Flecken auf der Wange. Dieſer rohen Behandlung ungeachtet ein gewiſſer Ausdruck von Gutmuͤthigkeit und Annaͤherung an Schoͤnheit der Bildung.“ 13 *

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/213>, abgerufen am 25.11.2024.