enthält eine Figur, nach der etwas neueren Ueberschrift, den Esdra, der die Bücher des alten Testaments vereinigt, welche Handlung der geöffnete und antiquarisch beachtenswerthe Bü- cherschrank im Grunde offenbar anzudeuten beabsichtigt. Die Figur hat, bey schlechterer Ausführung, etwas von jener Dür- re, welche die neugriechische Bildnerey früh, ihre Malerey in- deß viel später angenommen, welche wahrscheinlich auch hier aus eben dem Gebrauche von Durchzeichnungen entstanden ist, welche den Kunstgestaltungen der spätesten Neugriechen ihr mu- mienartiges Ansehen gegeben. Denn aus der Aufschrift, wel- che die Rückseite des Blattes 86 zeigt, erhellt allerdings Be- kanntschaft mit griechischen Buchstaben, welche um diese Zeit noch nicht befremden darf; doch weder, daß der dortgenannte Servandus ein Grieche gewesen, noch daß er griechische Vor- bilder vor Augen gehabt, die ihn sicher besser geleitet haben würden, da in unserem Bilde bereits die Vorzeichen der äu- ßersten Entartung italienischer Malerey vornehmlich darin sich zeigen, daß die Augäpfel nur als ein kleiner Punct im weit entblößten Weißen angedeutet sind.
Technisch merkwürdig ist unter den folgenden (auf dem Blatte 6. VII) ein allerdings sehr unvollkommen gezeichnetes Köpfchen, welches nach Art der Bildnisse auf Glasgefäßen der Coemeterien gemacht ist, durch Schraffirung nemlich, mit ei- nem scharfen Werkzeuge, im frisch aufgelegten Golde; ferner in Bezug auf Anordnung, die Gestalt des Heilandes (Blatt 796, Rückseite), den zwey Engel mit Stäben in der Hand verehren.
Ich zweifle nicht, daß in anderen kirchlichen Handschrif- ten dieser Zeit, welche allerdings zu den Seltenheiten gehören, an einigen Stellen ähnliche Verzierungen vorkommen; doch wird dieses calligraphische Prachtstück, welches beträchtlichen
enthaͤlt eine Figur, nach der etwas neueren Ueberſchrift, den Esdra, der die Buͤcher des alten Teſtaments vereinigt, welche Handlung der geoͤffnete und antiquariſch beachtenswerthe Buͤ- cherſchrank im Grunde offenbar anzudeuten beabſichtigt. Die Figur hat, bey ſchlechterer Ausfuͤhrung, etwas von jener Duͤr- re, welche die neugriechiſche Bildnerey fruͤh, ihre Malerey in- deß viel ſpaͤter angenommen, welche wahrſcheinlich auch hier aus eben dem Gebrauche von Durchzeichnungen entſtanden iſt, welche den Kunſtgeſtaltungen der ſpaͤteſten Neugriechen ihr mu- mienartiges Anſehen gegeben. Denn aus der Aufſchrift, wel- che die Ruͤckſeite des Blattes 86 zeigt, erhellt allerdings Be- kanntſchaft mit griechiſchen Buchſtaben, welche um dieſe Zeit noch nicht befremden darf; doch weder, daß der dortgenannte Servandus ein Grieche geweſen, noch daß er griechiſche Vor- bilder vor Augen gehabt, die ihn ſicher beſſer geleitet haben wuͤrden, da in unſerem Bilde bereits die Vorzeichen der aͤu- ßerſten Entartung italieniſcher Malerey vornehmlich darin ſich zeigen, daß die Augaͤpfel nur als ein kleiner Punct im weit entbloͤßten Weißen angedeutet ſind.
Techniſch merkwuͤrdig iſt unter den folgenden (auf dem Blatte 6. VII) ein allerdings ſehr unvollkommen gezeichnetes Koͤpfchen, welches nach Art der Bildniſſe auf Glasgefaͤßen der Coemeterien gemacht iſt, durch Schraffirung nemlich, mit ei- nem ſcharfen Werkzeuge, im friſch aufgelegten Golde; ferner in Bezug auf Anordnung, die Geſtalt des Heilandes (Blatt 796, Ruͤckſeite), den zwey Engel mit Staͤben in der Hand verehren.
Ich zweifle nicht, daß in anderen kirchlichen Handſchrif- ten dieſer Zeit, welche allerdings zu den Seltenheiten gehoͤren, an einigen Stellen aͤhnliche Verzierungen vorkommen; doch wird dieſes calligraphiſche Prachtſtuͤck, welches betraͤchtlichen
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enthaͤlt eine Figur, nach der etwas neueren Ueberſchrift, den
Esdra, der die Buͤcher des alten Teſtaments vereinigt, welche
Handlung der geoͤffnete und antiquariſch beachtenswerthe Buͤ-
cherſchrank im Grunde offenbar anzudeuten beabſichtigt. Die
Figur hat, bey ſchlechterer Ausfuͤhrung, etwas von jener Duͤr-
re, welche die neugriechiſche Bildnerey fruͤh, ihre Malerey in-
deß viel ſpaͤter angenommen, welche wahrſcheinlich auch hier
aus eben dem Gebrauche von Durchzeichnungen entſtanden iſt,
welche den Kunſtgeſtaltungen der ſpaͤteſten Neugriechen ihr mu-
mienartiges Anſehen gegeben. Denn aus der Aufſchrift, wel-
che die Ruͤckſeite des Blattes 86 zeigt, erhellt allerdings Be-
kanntſchaft mit griechiſchen Buchſtaben, welche um dieſe Zeit
noch nicht befremden darf; doch weder, daß der dortgenannte
Servandus ein Grieche geweſen, noch daß er griechiſche Vor-
bilder vor Augen gehabt, die ihn ſicher beſſer geleitet haben
wuͤrden, da in unſerem Bilde bereits die Vorzeichen der aͤu-
ßerſten Entartung italieniſcher Malerey vornehmlich darin ſich
zeigen, daß die Augaͤpfel nur als ein kleiner Punct im weit
entbloͤßten Weißen angedeutet ſind.
Techniſch merkwuͤrdig iſt unter den folgenden (auf dem
Blatte 6. VII) ein allerdings ſehr unvollkommen gezeichnetes
Koͤpfchen, welches nach Art der Bildniſſe auf Glasgefaͤßen der
Coemeterien gemacht iſt, durch Schraffirung nemlich, mit ei-
nem ſcharfen Werkzeuge, im friſch aufgelegten Golde; ferner in
Bezug auf Anordnung, die Geſtalt des Heilandes (Blatt 796,
Ruͤckſeite), den zwey Engel mit Staͤben in der Hand verehren.
Ich zweifle nicht, daß in anderen kirchlichen Handſchrif-
ten dieſer Zeit, welche allerdings zu den Seltenheiten gehoͤren,
an einigen Stellen aͤhnliche Verzierungen vorkommen; doch
wird dieſes calligraphiſche Prachtſtuͤck, welches betraͤchtlichen
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/208>, abgerufen am 25.11.2024.
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