Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.Uebrigens dürfen wir nicht übersehen, daß Rom damals *) Wie wenig Constantinopel noch gegen Ende des vierten Jahr- hunderts den Vergleich mit dem alten Rom aushielt, lehrt bey Ammian, das Erstaunen Constantius II. -- Die lateinische Epi- graphe der Münzen von Constantinopel, der Kaisermünzen über- haupt, verliert sich erst im siebenten Jahrhundert (s. Eckhel doctr. num.). -- Lateinische Rechtsschriften und Gesetzbücher unter Theodos. u. Justinian, welche bekanntlich nicht für Italien, son- dern für das gesammte Reich angeordnet worden. 12 *
Uebrigens duͤrfen wir nicht uͤberſehen, daß Rom damals *) Wie wenig Conſtantinopel noch gegen Ende des vierten Jahr- hunderts den Vergleich mit dem alten Rom aushielt, lehrt bey Ammian, das Erſtaunen Conſtantius II. — Die lateiniſche Epi- graphe der Muͤnzen von Conſtantinopel, der Kaiſermuͤnzen uͤber- haupt, verliert ſich erſt im ſiebenten Jahrhundert (ſ. Eckhel doctr. num.). — Lateiniſche Rechtsſchriften und Geſetzbuͤcher unter Theodoſ. u. Juſtinian, welche bekanntlich nicht fuͤr Italien, ſon- dern fuͤr das geſammte Reich angeordnet worden. 12 *
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Uebrigens duͤrfen wir nicht uͤberſehen, daß Rom damals
noch die Hauptſtadt der Welt war; daß, eben wie die letzten
Anſtrengungen der antiken und heidniſchen Kunſt, wie immer
die Griechen daran noch Theil nahmen, doch in Rom und
zur Verherrlichung Roms angeſtellt wurden, ſo auch die
fruͤheſten Unternehmungen der neuen und chriſtlichen eben nur
dort beſonders beguͤnſtigt werden und gedeihen konnten. Da-
her, denke ich, die roͤmiſche Bekleidung der aͤlteſten Geſtaltun-
gen der chriſtlichen Kunſt. In der Folge freilich entſtanden
im neuen Rom, der Stiftung Conſtantins, und noch ſpaͤter
in Ravenna neue Mittelpuncte; und es duͤrfte ſcheinen, als
muͤſſe mindeſtens Conſtantinopel ſchon unmittelbar nach ſeiner
Stiftung eine ganz griechiſche Stadt geweſen ſeyn. Allein
beide Gruͤndungen waren, was hier entſcheidet, bloße Nach-
ahmungen des alten Roms *), und es iſt gewiß, daß Ra-
venna durchaus, Conſtantinopel großentheils aus roͤmiſchen
Elementen erwachſen ſind. Eigenthuͤmlich Neugriechiſches wer-
den wir demnach um Vieles ſpaͤter, und erſt nach dem ſie-
benten Jahrhundert aufſuchen koͤnnen; welches, wie ich zu be-
merken bitte, die hie und da in obigem Ueberblick erwaͤhnten
Denkmale nicht uͤberſchreiten.
*) Wie wenig Conſtantinopel noch gegen Ende des vierten Jahr-
hunderts den Vergleich mit dem alten Rom aushielt, lehrt bey
Ammian, das Erſtaunen Conſtantius II. — Die lateiniſche Epi-
graphe der Muͤnzen von Conſtantinopel, der Kaiſermuͤnzen uͤber-
haupt, verliert ſich erſt im ſiebenten Jahrhundert (ſ. Eckhel
doctr. num.). — Lateiniſche Rechtsſchriften und Geſetzbuͤcher unter
Theodoſ. u. Juſtinian, welche bekanntlich nicht fuͤr Italien, ſon-
dern fuͤr das geſammte Reich angeordnet worden.
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